Handball

Handball-EM: War der Freiwurf von Prandi regelkonform?

Regelexperte Scharoff klärt auf

War der Freiwurf von Prandi wirklich regelkonform?

Elohim Prandi verwandelte den Ball am Block der Schweden vorbei zum Ausgleich.

Elohim Prandi verwandelte den Ball am Block der Schweden vorbei zum Ausgleich. Ingrid Anderson-Jensen

Aus Köln berichtet Julia Nikoleit

Der direkt verwandelte Freiwurf von Elohim Prandi, mit dem der spätere Sieger Frankreich sich bei bereits abgelaufener Spielzeit in die Verlängerung gerettet hatte, sei "jenseits von Gut und Böse", sagte Teamkollege Kentin Mahé nach dem Spiel. Der ehemalige Bundesliga-Profi lobte den "Raketenarm" Prandis.

Allerdings werde es wohl "Gespräche darüber geben, eine Debatte kreiert werden um diese Aktion", vermutete der französische Rückraumspieler bereits - und sollte recht behalten. Schwedens Handball-Legende Magnus Wislander sprach am Samstag in der Mixed Zone der Lanxess Arena von einem "geilen Tor". Auch Keeper Andreas Palicka, der eigentlich mit Prandi gemeinsam bei Paris Saint-Germain spielt, sah diesen Wurf nicht kommen.

Scharoff: Darum war Prandis direkter Freiwurf korrekt

Doch war der Treffer denn korrekt? Jürgen Scharoff, Regelexperte der IHF und des DHB, sagt: Ja. "Er wechselt beim Wurf zwar den Körperschwerpunkt, aber ein Fuß bleibt am Boden, bis der Ball die Hand verlassen hat." Im Regelwerk sei nicht festgelegt, dass bei der Wurfausführung die ganze Zeit derselbe Fuß auf dem Boden stehen müsse, betont Scharoff. Die Bedingung sei vielmehr: Ein Fuß muss die ganze Zeit am Boden sein. Wenn zwischenzeitlich beide Füße aufsetzen, ist es erlaubt, den "Standfuß" zu wechseln.

Eine Fußspitze am Boden reicht dabei für die korrekte Ausführung. "Es ist natürlich eine hauchdünne Entscheidung, aber ich bin der Meinung, dass die Entscheidung der Schiedsrichter korrekt ist", betont Scharoff. Er wirbt zudem um Verständnis. "Wenn wir in der zehnten Zeitlupe erkennen können, dass einen Sekundenbruchteil beide Füße in der Luft gewesen sein könnten, können die Schiedsrichter das auf dem Feld einfach nicht wahrnehmen", so Scharoff.

Und eine Überprüfung der Ausführung per Video Review? Nicht möglich. Die Regularien für das "Video Replay" geben das nicht her. Im EHF-Statement fällt am Samstag der Begriff "Tatsachenentscheidung". Gegen eine solche "kann kein Protest eingelegt werden. Der Protest wird daher als unzulässig zurückgewiesen."

Unabhängig von der Frage der korrekten Ausführung zeigt sich Scharoff übrigens beeindruckt: "Es war einer der schönsten Seitfallwürfe, die ich seit langem gesehen habe."

Ein Blick ins Regelwerk:

15:1 […] Außer bei der Ausführung eines Abwurfs und dem Anwurf aus der Anwurfzone muss der Werfer bei der Wurfausführung mit einem Teil eines Fußes ununterbrochen den Boden berühren bis der Ball die Hand verlassen hat. Der andere Fuß darf wiederholt vom Boden abgehoben und wieder abgesetzt werden.

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