kicker

Vom Schuster zum Taktikg-Genie: Arrigo Sacchi wird 70

Raumdeckung, Pressing und 4-4-2: Italiens Trainer-Revolutionär

Vom Schuster zum Taktikg-Genie: Arrigo Sacchi wird 70

Feiert seinen 70. Geburtstag: Arrigo Sacchi.

Feiert seinen 70. Geburtstag: Arrigo Sacchi. picture alliance

"Dem Fußball habe ich mein ganzes Leben geschenkt. Für mich war Fußball eine Obsession", sagt Sacchi in heutiger Zeit über sein Lebenswerk. Der Mann mit der markanten Glatze war selbst übrigens nie ein guter Spieler, aus dem Nichts arbeitete er sich zur Trainerlegende hoch. "Ein Jockey muss schließlich auch nicht als Pferd geboren worden sein", sagt der seit Freitag 70-Jährige.

Sacchi - vom Schuster zum Taktikfuchs

Im Land des berühmten "Catenaccio" entwickelte Sacchi nach holländischem Vorbild insbesondere in seiner Glanzzeit bei Milan einen für Italien völlig neuen Spektakel-Fußball mit organisiertem Pressing, Passsicherheit und totalem Angriff. Nicht der einzelne Spieler stand bei Sacchi im Fokus, sondern das Kollektiv. "Der Gedanke, elf Menschen beizubringen, sich wie eine einzige Person zu bewegen, macht mir immer noch Gänsehaut", sagte der Coach einmal dem Magazin "11Freunde".

AC Mailand - Vereinsdaten
AC Mailand

Gründungsdatum

16.12.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz

mehr Infos
Atletico Madrid - Vereinsdaten
Atletico Madrid

Gründungsdatum

26.04.1903

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

mehr Infos
Italien - Vereinsdaten
Italien

Gründungsdatum

01.01.1898

mehr Infos

Sacchi selbst lernte einst den Beruf des Schusters, war ursprünglich Buchhalter und dann Auslandsvertreter der Schuhfabrik seines Vaters in Fusignano nahe der Adria-Stadt Ravenna. Auf seinen Reisen besuchte er schließlich über die Jahre die Trainingseinheiten von Klubs wie Ajax Amsterdam und Bayern München. Gleichzeitig begann der Kahlkopf nach einer bescheidenen Karriere als Abwehrspieler eine Amateurmannschaft zu trainieren. Den Durchbruch verdankt er Milan-Patron Silvio Berlusconi, nachdem Sacchi mit der zweitklassigen Mannschaft vom AC Parma im Pokal den großen AC Mailand im heimischen San Siro besiegt hatte.

Carlo Ancelotti und Arrigo Sacchi

Trainer-Legenden unter sich: Bald-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und der 70-jährige Arrigo Sacchi. picture alliance

1987 übernahm Sacchi dann die Rossoneri - der Beginn einer Ära. Mit Stars wie Franco Baresi, Paolo Maldini, Ruud Gullit und Marco van Basten veränderte er nicht nur das Spiel, sondern räumte auch Titel ab. 1988 wurde er italienischer Meister, in den beiden nächsten Jahren triumphierte Milan im Europapokal der Landesmeister sowie beim Weltpokal. Wegen seiner taktischen Genialität und seines etwas introvertierten Charakters wurde Sacchi ehrfurchtsvoll der "Prophet" genannt.

Sacchi: "Ich wollte nicht der Reichste auf dem Friedhof sein"

Im Jahre 1991 verließ Sacchi Milan und rückte zum Trainer der italienischen Nationalmannschaft auf. Doch mit der Squadra Azzurra war er nur mäßig erfolgreich. 1994 verlor Italien das WM-Finale gegen Brasilien im Elfmeterschießen, nach dem EM-Fiasko 1996 in England (Aus in der Vorrunde) warf Sacchi das Handtuch. Es folgten glücklose Engagements bei Atletico Madrid, erneut in Parma und als Sportdirektor bei Real Madrid. Mittlerweile genießt der Revolutionär seine Rente: "Der Stress war mir einfach zu viel geworden. Ich wollte nicht der Reichste auf dem Friedhof sein."

mag/sid