Nationalelf

Völler sieht "dunkle Wolken" auf deutschen Fußball zukommen

DFB-Sportdirektor mit Neuendorf im Sportausschuss

Völler sieht "dunkle Wolken" auf deutschen Fußball zukommen

Mussten viele Fragen beantworten: Rudi Völler (re.) und Bernd Neuendorf am Mittwoch vor dem Sportausschuss des Bundestages in Berlin.

Mussten viele Fragen beantworten: Rudi Völler (re.) und Bernd Neuendorf am Mittwoch vor dem Sportausschuss des Bundestages in Berlin. Getty Images

Selbst der für Gäste reservierte Bereich auf dem Balkon über dem Sitzungssaal war voll, eine Bundestagsmitarbeiterin vermeldete volles Haus: Als am Mittwoch DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Sportdirektor Rudi Völler vor dem Sportausschuss des Bundestages zweieinhalb Monate nach dem Turnier in Katar zum deutschen Debakel bei der WM 2022 Auskunft gaben, wollte sich das kaum ein Politiker entgehen lassen - mancher nutzte die Chance für ein Foto mit Völler.

Inhaltlich ergab die Fragerunde in Berlin keine neuen Erkenntnisse, auch nicht zur Debatte um die "One Love"-Binde. "Da war schon eine gewisse Dramatik drin. Wir hatten wenig Zeit und mussten handeln. Für meine Begriffe war die FIFA der Auslöser der Situation", wiederholte Neuendorf, der einst SPD-Staatssekretär war.

Ursächlich für das frühe Aus der DFB-Auswahl seien die Nebengeräusche aber nicht gewesen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der 70. Minute jemand gesagt hat: Oh, wir haben ja eine Binden-Debatte und das belastet uns so stark!", so Neuendorf mit Blick auf die Auftaktniederlage gegen Japan. Dort hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Binde auf der Tribüne getragen, was - inklusive Völler - nicht jeder begrüßte. "Sie hat alleine und selbstständig die Entscheidung gefällt", betonte Neuendorf.

"Vom Fußball kenne ich das nicht - da quasselt immer jeder, so viel er will"

Völler verbreitete Hoffnung auf Besserung bei der Heim-EM 2024. "Erst mal versuchen wir die Leute zurückzugewinnen und dann versuchen wir es bei der Europameisterschaft", sagte der neue Sportdirektor. Mittelfristig sieht der Weltmeister von 1990 allerdings "dunkle Wolken" auf den deutschen Fußball zukommen. Vier, fünf, sechs Jahre habe man noch "tolle Jungs". Danach könnte es schwierig werden.

Staunend verfolgte Völler ("Es gibt hier ja nicht mal einen Kaffee") die Politiker-Debatten um die Quoten zur Redezeit im Ausschuss. "Vom Fußball kenne ich das nicht", sagte er. "Da quasselt immer jeder, so viel er will." Schon mit den Fragen hatten fast allen Fraktionen das eingeräumte Zeitlimit überschritten.

Derweil ließ Neuendorf offen, ob der deutsche Verband am 16. März für eine Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino stimmen werde. "Eine Nominierung des DFB hat es nicht gegeben. Wir werden im Präsidium abschließend beraten, ob wir ihm die Stimme geben oder nicht. Das wird auch davon abhängen, ob das, was er zu Menschenrechten angekündigt hat, umgesetzt wird." Infantino hat keinen Gegenkandidaten.

jpe, dpa

1446917462

"Phänomen": Warum Hansi Flick den 1. FC Köln als Vorbild sieht

alle Videos in der Übersicht