EM

Viertelfinale gegen England: Ukrainer spielen für verletzten Besyedin

Joker erleidet Kreuzband-Teilriss

"Viertelfinale ist wie der Titel" - Ukrainer spielen für schwer verletzten Besyedin

Riesenjubel der Ukrainer: Oleksandr Zichenko nach dem 2:1-Erfolg in der Achtelfinal-Verlängerung gegen Schweden.

Riesenjubel der Ukrainer: Oleksandr Zichenko nach dem 2:1-Erfolg in der Achtelfinal-Verlängerung gegen Schweden. Getty Images

Trainer Andriy Shevchenko durfte sich nach dem nervenaufreibenden 2:1-Sieg gegen Schweden in der Verlängerung wie ein Held fühlen. "Mit dieser Leistung und Einstellung verdient unser Team die Liebe der ganzen Nation", strahlte der frühere Weltklasse-Stürmer, nachdem seine Mannschaft erstmals in der Historie in ein Viertelfinale bei einer EM eingezogen war.

Als der bullige Joker Artem Dovbyk, den Shevchenko zu Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung gebracht hatte, in der 121. Minute und damit kurz vor dem drohenden Elfmeterschießen den Ball sanft mit der Stirn ins schwedische Tor bugsierte, gab es im Land kein Halten mehr. "Für die Ukraine ist dieses Viertelfinale wie der EM-Titel. Selbst wenn es in Rom schiefgeht, was soll's? Diese Jungs haben schon Geschichte geschrieben!", schrieb die Tribuna. "Lasst uns feiern!"

Natürlich wussten alle Ukrainer, dass der Erfolg über die Schweden mit einer großen Portion Glück verbunden war - allein die beiden Schüsse von Emil Forsberg ans Alu ließen die Skandinavier verzweifeln. Und letztlich brachte sie auch die bittere Szene beim Zweikampf zwischen Artem Besyedin und Marcus Danielson auf die Siegerstraße. Denn bei dem intensiven Duell traf der schwedische Abwehrmann zwar deutlich früher den Ball, aber weil sein Einsatz von Schiedsrichter Daniele Orsato bei Ansicht der Videobilder als grob rücksichtslos bewertet worden war, agierten die Ukrainer ab der 98. Minute in Überzahl.

Kreuzband-Teilriss bei Besyedin

Was positiv für die Shevchenko-Elf war, hatte bittere Folgen für Besyedin. Der 25-jährige Stürmer von Dynamo Kiew erlitt bei dem Zweikampf durch den heftigen Treffer mit gestrecktem Bein einen Teilriss des Kreuzbandes, eine Schädigung der inneren und äußeren Seitenbänder sowie eine Fraktur an Teilen des Oberschenkelknochens. Die Gedanken der jubelnden Ukrainer drehten sich trotz des historischen Erfolgs um den schwer verletzten Kollegen, der selbst mit dick bandgiertem und gekühltem Knie live noch draußen mit zusah. "Er hat gekämpft wie ein Löwe, ihm widmen wir diesen Sieg", sagte Oleksandr Zinchenko. Und Coach Shevchenko ergänzte: "Wir spielen gegen England für ihn."

Artem Besyedin

Bitterer Abgang in der Verlängerung: Der schwer verletzte Ukrainer Artem Besyedin. Getty Images

England-Legionäre Zinchenko und Yarmolenko sind heiß

Überhaupt sind die England-Legionäre wie Zinchenko von Manchester City oder der frühere Dortmunder Andrey Yarmolenko von West Ham United entsprechend heiß auf das Duell mit den Spielern, die sie fast ausnahmslos bestens aus der Premier League kennen. "Sie haben viele richtig gute Spieler, ihre Ersatzbank kostet wahrscheinlich so viel wie drei ukrainische Teams", scherzte Zinchenko, der mit einem Tor und der Vorlage zum Siegtreffer einen riesigen Anteil am Viertelfinal-Einzug hatte.

Ihre Ersatzbank kostet wahrscheinlich so viel wie drei ukrainische Teams.

Oleksandr Zinchenko

Das Spiel, das Highlight im Viertelfinale, findet am Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Rom statt. Für den 44-jährigen Coach ist die Reise in die italienische Hauptstadt ein Ausflug in die eigene glorreiche Vergangenheit. Denn der langjährige Milan-Stürmer (1999 bis 2006 und 2009/10) feierte mit den Rossoneri seine größten Erfolge am Stiefel - Meister, Pokalsieger, Champions-League-Sieger, Europas Fußballer des Jahres. Als Nationalstürmer erreichte er das Viertelfinale bei der WM 2006, scheiterte damals allerdings an Italien.

15 Jahre später könnte er als Trainer der Ukrainer die "Ewige Stadt" Rom am Samstagabend mit einem Schritt weiter verlassen.

bst

Bilder zur Partie Schweden - Ukraine