WM

Van Gaals Kuss für den Matchwinner

Bondscoach scherzt und schimpft nach dem Sieg über die USA

Van Gaals Kuss für den Matchwinner

Louis van Gaal hatte in der Pause Redebedarf.

Louis van Gaal hatte in der Pause Redebedarf. Getty Images

Aus Katar berichtet Sebastian Wolff

Seine Zuversicht hatte der Bondscoach aus der Tatsache gezogen, dass er nach Platz 1 in der Gruppe A pünktlich zur K.o.-Runde alle Mann an Bord habe, und insbesondere Memphis Depay bestätigte den 71-Jährigen. Gegen Katar (2:0) hatte der er den Angreifer vom FC Barcelona nach wochenlanger Verletzungspause erstmals bei der WM gebracht und ihn sich sozusagen warmlaufen lassen, im Achtelfinale nun lief Depay prompt heiß und traf zum 1:0. "Wir wissen, was wir tun", sieht van Gaal seinen Plan bis hierhin aufgegangen.

Noch wesentlicher als Depay am Sieg beteiligt war Denzel Dumfries. Auf der rechten Seite war der 26-Jährige nie zu halten, bereitete die ersten beiden Treffer mit perfekten Hereingaben vor und erzielte das entscheidende 3:1 selbst. Die Technische Studiengruppe der FIFA kürte ihn wenig überraschend zum "Man of the Match". Das bescherte ihm auf dem Pressekonferenz-Podium einen Platz neben seinem Trainer - und eine außergewöhnliche Form der Wertschätzung: als van Gaal beantworten sollte, ob er stolz auf den Vortrag des Profis von Inter Mailand sei, ließ er Taten sprechen, beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss.

Vor dem Achtelfinal-Start: Das ist die Elf der WM-Gruppenphase

Eine Szene, die darauf schließen lassen könnte, der Chef sei gelöst und zufrieden mit seinen Spielern. War er aber nicht. In der Pause, verriet van Gaal, hatte er Redebedarf. "Die erste Hälfte war nicht akzeptabel auf WM-Niveau. Unser Ballbesitz war nicht gut, unser Positionsspiel ebenfalls nicht." Positiv war für ihn allein die Entstehung des ersten Treffers über mehrere Stationen. "Das", schwärmt der Trainer-Routinier, "war ein Teamtor." Tatsächlich gab es in der Entstehung zuvor 20 Ballstafetten - das ist Rekord vor einem WM-Tor von Oranje.

Und mit dem zweiten Durchgang war er dann auch deutlich mehr einverstanden: "Da haben wir es besser gemacht." Sichtbar wird tatsächlich, dass van Gaals Planspiele aufgehen könnten. Nach der quälenden Vorrunde sind die Vorträge von Oranje immer noch nicht mitreißend, aber sie werden besser und sind vor allem von Effizienz gezeichnet. "Wir müssen uns nach unseren personellen Problemen zu Beginn noch steigern," sagt er - und denkt weiter groß: "Wir können Weltmeister werden."