Champions League

Tuchel schonungslos: "Darum bin ich wütend auf mich selbst"

Chelsea-Trainer vermisst "alles" - Neuzugänge enttäuschen

Tuchel schonungslos: "Darum bin ich wütend auf mich selbst"

Champions-League-Fehlstart: Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang und Trainer Thomas Tuchel (re.).

Champions-League-Fehlstart: Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang und Trainer Thomas Tuchel (re.). AFP via Getty Images

Dass der FC Chelsea 2020/21 noch die Champions League gewonnen hatte, schien am Dienstagabend viel länger her zu sein. Nach der unerwarteten 0:1-Auftaktniederlage bei Dinamo Zagreb, das in der vergangenen Saison erst in den Champions-League-, dann in den Europa-League-K.-o.-Runden-Play-offs hängengeblieben war, ließ Trainer Thomas Tuchel seiner Enttäuschung freien Lauf.

Der Trainer sprach von einer "huge underperformance", also wörtlich einer "enormen Minderleistung" aller Beteiligten und zählte auf: "Nicht präzise genug, nicht kaltschnäuzig genug, nicht aggressiv genug am Ball, nicht entschlossen genug. Individuell nicht genug und als Team nicht genug. Deswegen haben wir dieses Spiel verloren."

Tuchel und der "Geruch von Blut"

In der Premier League musste der Vorjahresdritte an den ersten sechs Spieltagen bereits zwei Niederlagen und ein Remis hinnehmen. Und der Auftritt in Zagreb war für Tuchel "die gleiche Geschichte": Nach 15, 20 Minuten, die er noch "okay" fand, wurden die Mängel offensichtlich. "Vielleicht", hinterfragte der Trainer die Einstellung seiner Elf metaphorisch, "hat uns sogar der Geruch von Blut gefehlt."

Offensichtlich ist, dass Tuchels Spieler nach dem Umbruch im Sommer und vielen späten Transfers auf dem Platz noch nicht zueinander gefunden haben. 80-Millionen-Euro-Innenverteidiger Wesley Fofana half beim Gegentor mit einem Stellungsfehler nach, Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang war bei seinem Debüt "praktisch unsichtbar", wie der "Guardian" befand.

Doch Tuchel sah noch einen weiteren Schuldigen: "Ich bin wütend auf mich selbst", betonte er, "weil ich es nicht kommen sah. Ich war offenbar im falschen Film." Im späten 2:1-Sieg gegen West Ham am Wochenende habe er schon die Wende gesehen. "Ich habe gedacht, wir haben in einer sehr schwierigen Phase eine Reaktion gezeigt. Wir hatten gute Trainingseinheiten. Ich habe gedacht, die Mannschaft wäre gut vorbereitet. Ich dachte, wir wissen, worum es hier geht. Das habe ich nicht kommen sehen, deswegen bin ich wütend auf mich."

Stattdessen musste Tuchel - in seinem 100. Pflichtspiel als Chelsea-Trainer - ein Fazit ziehen, das er nicht zum ersten Mal in dieser Saison aussprach und das gerade deshalb für die drei Partien vor der Länderspielpause (Fulham, Salzburg, Liverpool) nichts Gutes erahnen lässt: "Wir sind eindeutig nicht da, wo wir sein sollten und wo wir sein könnten. Gerade fehlt alles."

jpe