Aus Madrid berichten Georg Holzner und Frank Linkesch
In Anzug und Krawatte, im Mittelkreis des Rasens im Bernabeu hielt Trainer Thomas Tuchel nach der Ankunft am Dienstagabend eine Ansprache an seine Mannschaft, energisch, gestikulierend. "Es war nicht taktisch, sondern ging eher darum, dass jeder Spieler als Kind Träume hatte: bei Real Madrid im Bernabeu zu spielen, die Champions League zu gewinnen. Daran sollten wir uns erinnern", verriet Kapitän Manuel Neuer in der anschließenden Pressekonferenz. "Mir war es ein Bedürfnis, ein paar Sachen zu sagen", erklärte der Trainer wenig später. "Eins davon, so einen Tag wie heute und so eine Ankunft zu genießen. Wir dürfen dankbar und stolz sein, hier zu sein, als Kind haben wir davon geträumt."
Tuchel gehört zu den größten Hoffnungen des Rekordmeisters auf den Finaleinzug in der Königsklasse. Erstens hatte er seine Mannschaft bereits im Viertelfinale gegen den FC Arsenal hervorragend auf den Gegner eingestellt, zweitens nennt er eine hervorragende Bilanz von drei Siegen, fünf Remis und nur einer Niederlage gegen die Königlichen sein Eigen. Den Mythos Real Madrid will er bis zum Anpfiff von seinem Team möglichst fernhalten, es nicht komplizierter als ohnehin machen.
"Die komplette Vorbereitung ist inhaltlich, wir sprechen nicht über den Mythos. Es ist eines der schwierigsten Stadien zu gewinnen, aber es ist nicht unmöglich. Wegen des Heimvorteils liegt die Ausgangslage vielleicht zu 51 Prozent bei Real Madrid", schätzt er die Chancen ein. Wichtig ist Tuchel, den FC Bayern und seine Mannschaft nicht kleiner zu machen: "Wir sind auch ein sehr traditionsreicher, erfolgreicher und dominanter Klub in Europa. Es geht morgen um Wembley, es ist das Spiel der Spiele."
Tuchel erwartet ein "wellenartiges Spiel mit mehreren Phasen"
Was für eine Partie er erwarte? "Ich glaube, dass es ein wellenartiges Spiel mit mehreren Phasen geben wird. Beide Teams werden es aushalten müssen zu verteidigen, zu leiden, zäh zu sein im Ballbesitz des Gegners. Beide sind sehr stark im schnelles Umschaltspiel." Tuchel erwartet deshalb ein komplexes Spiel, in dem es auf Spielglück, Präzision, Überzeugung und kleine Entscheidungen zu deinen Gunsten ankomme.
Toni Kroos, beim 2:2 im Hinspiel bester Madrilene, hält er für "einen absoluten Schlüsselspieler, der den Rhythmus vorgibt." Tuchel lobt: "Er geht mühelos mit dem Druck um, dieses Trikot zu tragen, hat Trophäen eingesammelt ohne Ende. Er macht es herausragend gut, wir spielen aber nicht gegen Toni, sondern das gesamte Team Real Madrid."
Grünes Licht hat Matthijs de Ligt gegeben, der im Hinspiel wegen einer Knieblessur fehlte. Tuchel legte sich fest: Der Niederländer und Eric Dier werden in der Innenverteidigung beginnen.