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Tsitsipas' Tag des Grauens: "Nervender" Alcaraz spaziert gnadenlos ins Halbfinale

French Open, Viertelfinale

Tsitsipas' Tag des Grauens: "Nervender" Alcaraz spaziert gnadenlos ins Halbfinale

Immer locker bleiben: Carlos Alcaraz.

Immer locker bleiben: Carlos Alcaraz. Getty Images

"Es waren meist enge Matches, aber ich habe alle gewonnen", hatte Carlos Alcaraz vor seinem Viertelfinale gegen Stefanos Tsitsipas durchaus selbstbewusst gesagt. Satz eins war dann alles andere als eng - Tsitsipas wirkte ratlos, hatte keine Antwort auf das druckvolle Spiel des Spaniers, der stark aufschlug, immer wieder seine Vorhandpeitsche auspackte, seinen Gegner gleich zweimal breakte und den ersten Satz in 34 Minuten mit 6:2 eintütete.

Tsitsipas wusste nicht, wie ihm geschah. Zu Beginn des zweiten Satzes gab der 24-Jährige dann auch direkt sein Service ab - und das zu null. An Kampfgeist mangelte es dem Griechen zwar nicht, dafür aber umso mehr an spielerischen Mitteln gegen einen pfeilschnellen Spanier, der nahezu jeden Ball erlief, enorm präzise und variabel agierte. Alcaraz streute auch gerne mal einen frechen Stop nach schwachem Angriffsball ein - und ärgerte Tsitsipas ungemein. 

Der war sichtlich frustriert ob seiner Chancenlosigkeit, das zeigte sich deutlich, als er beim Stand von 0:40 und 1:5 wie ein Rohrspatz schimpfte, während er mit seinem Vater in der Box sprach und nicht mitbekam, dass seine Shotclock abgelaufen war und es auf einmal hieß: "Second Service". Tsitsipas war restlos bedient, jagte den folgenden Aufschlag ins Aus und lag 2:6, 1:6 zurück - da waren gerade mal 65 Minuten gespielt. 

Stefanos Tsitsipas

Phasenweise hilflos: Stefanos Tsitsipas. IMAGO/ZUMA Wire

Kein Erbarmen: Alcaraz spaziert ins Halbfinale

45 Prozent erster Aufschlag, 23 Prozent zweiter, lediglich drei Winner bei 13 unerzwungenen Fehlern - und satte 15 gewonnene Punkte weniger als Alcaraz - Tsitsipas' Zahlen in Satz zwei waren katastrophal. Das Publikum hatte sichtlich Mitleid mit dem Weltranglistenfünften, feuerte ihn mehr an, doch auch das half nicht viel. Alcaraz kannte keine Gnade, führte seinen Kontrahenten teilweise richtig vor und entnervte den Griechen so richtig.

Und trotzdem wurde es spannend, erst recht als in der Schlussphase der vom Publikum frenetisch angefeuerte Tsitsipas den Spanier breakte und kurz darauf bei eigenem Aufschlag einen Matchball abwehrte. Im Stadion herrschte so etwas wie Fußball-Stimmung. Sollte das Publikum nun zum Faktor werden? 

Alcaraz zeigt auch mal Emotionen

Alcaraz zeigte wenig Regung, musste dann aber in den Tie-Break. In diesem erhöhte er das Risiko, auch bejubelte er dann auch wichtige Punkte wie etwa sein Mini-Break, das ihm letzten Endes reichte. Am Ende nutzte der Weltranglistenerste nach 2:12 seinen vierten Matchball - den ersten bei eigenen Aufschlag - und zog fast schon mühelos in drei Sätzen ins Halbfinale ein.

Dort kommt es nun zum Kracher gegen Novak Djokovic, der bei den diesjährigen French Open zwar nicht so souverän auftrat wie Alcaraz, allerdings auch nur einen Satz bislang abgab - das war am Nachmittag bei seinem hart erarbeiteten Viersatzsieg über Karen Khachanov. Das bisher einzige Duell mit Alcaraz hatte der "Djoker" im vergangenen Jahr knapp verloren. Der 20-Jährige freut sich: "Ich glaube, jeder will dieses Match sehen. Ich möchte dieses Match spielen, denn, um der Beste zu sein, muss man die Besten schlagen."

drm