Europa League

Triple ade! Dennoch ist Bayers Leistung nicht hoch genug einzuschätzen

Kommentar

Triple ade! Dennoch ist Bayers Leistung nicht hoch genug einzuschätzen

Florian Wirtz kann es nicht fassen, Bayer verliert nach zuvor 51 ungeschlagenen Spielen.

Florian Wirtz kann es nicht fassen, Bayer verliert nach zuvor 51 ungeschlagenen Spielen. imago images

Dass es irgendwann passiert, war klar. Doch dass Bayer 04, zuvor in 51 Spielen in Serie unbesiegt, ausgerechnet im Finale der Europa League die erste Saisonniederlage erlitt, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Hatte das Team von Xabi Alonso doch nach dem Gewinn des Deutschen Meistertitels die einmalige Chance auf das Triple. Aber auch wenn der Traum von der perfekten Saison in Dublin mit der mit Abstand schwächsten Saisonleistung zerplatzte, bleibt trotzdem eine Spielzeit, die selbst mit Superlativen kaum zu beschreiben ist.

Europa League, Finale 2024

Wie hoch diese Leistung einzuschätzen ist, belegt ein Blick auf die Vorsaison, als sich Bayer nach anfänglichen Abstiegssorgen gerade noch so für die Europa League qualifizierte. Bereits im Spätherbst 2022 hatten Geschäftsführer Simon Rolfes und der erst Anfang Oktober verpflichtete Trainer Xabi Alonso eine schonungslose Analyse vorgenommen, der ein massiver personeller Umbruch folgte. Dass dieser sofort so gut griff, ist umso bemerkenswerter, weil Bayer 04 im März 2023 auch auf einer der wichtigsten Positionen im Kader-Management einen gravierenden Einschnitt vollzogen und sich von Tim Steidten getrennt hatte. Rolfes musste den Umbruch also ohne seinen als "Perlentaucher" titulierten langjährigen Kaderplaner bewältigen.

Kein Handicap - im Gegenteil! Denn der intern aufgestiegene Kim Falkenberg, der in der Branche gar als Upgrade seines Vorgängers angesehen wird, lieferte in neuer Position direkt. Der Übergang erfolgte nahtlos. Nicht umsonst stellte Bayer-04-Boss Fernando Carro schon im Juli fest, dass der Klub auf den fünf als Schlüsselstellen ausgemachten Positionen überall die gewünschte 1 a-Lösung bekommen habe. Das sei zuvor noch nie gelungen. Der perfekte Transfersommer für eine perfekte Saison. Mit Cup-Keeper Kovar, den Verteidigern Arthur, Stanisic und Grimaldo, mit Xhaka und Puerta im Mittelfeld, mit den Offensiven Boniface, Hofmann, Tella und Winter-Leihe Borja Iglesias holte Rolfes fast eine komplette Elf dazu. Das Team erhielt mit Stratege Xhaka, Alleskönner Grimaldo und Sturmtank Boniface eine runderneuerte Achse - und funktionierte dennoch von Beginn an.

Eine meisterliche Leistung sowohl von den Komponisten des Kaders als auch von Xabi Alonso, der dieses perfekt harmonierende Ensemble formte. Wobei der Baske seinem Team den so dominanten Ballbesitzfußball erst mit neuem Personal im Sommer vermittelte, nachdem er zuvor mit defensiver Stabilität und Umschaltspiel die Saison gerettet hatte. Auch dieser inhaltliche Umbruch gelang ohne Anlaufzeit. Auf und neben dem Platz greifen viele Rädchen ineinander.

Bayer wird als sechster Klub das Double holen

Das sollte sich auch nach der Enttäuschung von Dublin nicht ändern. Wer jetzt direkt auf Bayers nächste Niederlage im Pokalfinale setzt, dürfte falsch liegen. Denn wer die Werkself in dieser Saison erlebt, hegt keinen Zweifel daran, dass dieses großartige Team als sechster Klub das Double holen wird.