kicker

Tabakovic im Interview: "Früher wäre ich ausgerastet und hätte gehadert"

Austria-Stürmer erlebte schwierigen Herbst

Tabakovic im Interview: "Früher wäre ich ausgerastet und hätte gehadert"

Unter dem neuen Coach will Haris Tabakovic wieder angreifen.

Unter dem neuen Coach will Haris Tabakovic wieder angreifen. GEPA Pictures

Als Zweitliga-Torschützenkönig und dem Resümee von 46 Toren in 48 Pflichtspielen für Austria Lustenau schaffte Haris Tabakovic den Sprung in die Bundesliga, wo er sich der Wiener Austria anschloss. Sein erstes halbes Jahr in der Bundeshauptstadt verlief für den 28-jährigen Angreifer mit lediglich drei Toren in 22 Pflichtspielen aber alles andere als nach Wunsch.

Nach dem Trainerwechsel von Manfred Schmid zu Michael Wimmer tut sich für den ehemaligen U-21-Nationalspieler der Schweiz aber eine neue Chance auf, die der Torjäger unbedingt ergreifen möchte. Im Interview mit dem kicker legt Tabakovic dar, warum er positiv gestimmt ist, was die Gründe für seinen schleppenden Start in Wien waren und warum ein Abschied von der Austria für ihn nie ein konkretes Thema war.

Seit Anfang Jänner haben Sie mit Michael Wimmer einen neuen Cheftrainer und stehen aktuell mittendrin in der Frühjahrsvorbereitung. Was sind Ihre Eindrücke nach den ersten Trainingssessions unter dem Neo-Coach?

Die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Es macht richtig Spaß. Der Trainer hat uns klar seine Spielphilosophie erklärt und wie er uns als Team sehen will. Das taugt uns allen, die Trainingseinheiten machen richtig Spaß und man sieht es an den Spielern, dass wir das gut umsetzen. Der Trainer hat auch Freude, dass das immer besser wird und wir es uns immer besser einprägen. Ich bin daher positiv gestimmt, da es in den Testspielen immer besser läuft und blicke dem Frühjahrsstart optimistisch entgegen.

In den letzten Spielen im Herbst machte sich bereits eine gewisse Müdigkeit bei Ihrem Team bemerkbar. Wie sehr spürt man, dass durch den Trainerwechsel ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist?

Das spürt man sehr. Wenn ein neuer Trainer kommt, werden die Karten neu gemischt und jeder muss sich neu bewiesen und zeigen, was er kann. Dementsprechend geht es im Training auch zu. Jeder Spieler will sich aufreiben, sich in den Testspielen zeigen und kriegt da seine Minuten. Es klappt natürlich noch nicht alles perfekt und man geht nach den fordernden Trainings mit schweren Beinen nicht unbedingt frisch in die Testspiele hinein. Das gehört aber zur Vorbereitung dazu. Jede Mannschaft spürt das.

Wie wichtig kann so ein neuer Impuls mit Blick auf das Frühjahr sein, in dem es im Rennen um die Qualifikation für die Meistergruppe sehr eng zugeht?

Das kann definitiv ein Vorteil sein. Es wurde öffentlich klar gesagt, was unsere Ziele sind und dass wir in die Top sechs wollen. Dafür arbeiten wir hart, holen uns jetzt die Power, das Selbstvertrauen und natürlich auch das Spielverständnis, damit wir als Mannschaft wachsen und so gut wie möglich in das Frühjahr starten können.

Es wurde bereits viel über den künftigen Spielstil gesprochen. Die Austria soll ein proaktives, mutiges Spiel auf den Platz bringen und Dominanz ausstrahlen. Wie nimmt die Mannschaft diese Veränderungen bislang auf?

Die Mannschaft zieht voll mit und ich glaube, jedem Spieler taugt dieses proaktive Spiel. Es macht schon Spaß, wenn man den Ball so schnell wie möglich gewinnt, wenn man vorne angreift, den Ball so schnell wie möglich in den eigenen Reihen hat und dann auch mit dem Ball einen schönen und effektiven Fußball spielt. Das gefällt uns allen. Natürlich braucht das schon noch Zeit. Man hat im Testspiel gegen Traiskirchen gesehen, dass noch nicht alles aufgegangen ist. Wir sind oftmals ein wenig zu spät gewesen und waren noch nicht so frisch, aber das ist in Testspielen auch normal. Beim Duell gegen Vasas, die auch kein schlechter Gegner sind, hat man gesehen, dass wir das sehr gut umgesetzt haben. Natürlich nicht perfekt, denn dafür braucht es noch Spiele und Trainings. Der Trainer braucht auch noch Zeit und wir Spieler müssen erst auf das Fitnesslevel kommen, damit wir das 90 Minuten durchhalten können. Bisher läuft es aber sehr gut und ich denke, dass der Trainer bislang zufrieden ist, wie wir das umsetzen.

Von den Verantwortlichen wurde immer betont, dass der Kader die Qualität dazu hat, diese Ideen umzusetzen. Wie bereit sehen Sie die Mannschaft für diese Aufgabe?

Ich denke, das wird gut gehen, denn wir haben die Spieler dafür. Es geht ja nicht nur darum, ob man die Spielertypen dafür hat, sondern ob jeder Spieler bereit ist, das anzunehmen und umzusetzen. Es ist klar, dass das am Anfang schwierig wird, weil das neue System doch kräftezehrender ist, aber dazu haben wir jetzt die Vorbereitung, um im körperlichen Bereich besser zu werden. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass wir das alles umsetzen können.

Der neue Trainer wurde erst zum Auftakt der Frühjahrsvorbereitung vorgestellt. Wird man dadurch einen Nachteil zum Restart im Februar haben, da es keine Kennenlernphase davor gab?

Nein, ich denke, das ist kein Nachteil. Es war natürlich wichtig, dass der neue Coach vor dem Trainingsstart vorgestellt wurde, aber ich denke, wir haben jetzt eine sechswöchige Vorbereitung und das ist perfekt für einen Trainer, der neu zum Verein gekommen ist. Er hat sechs Wochen Zeit, die Spieler zu formen und der Mannschaft seine Philosophie einzuprägen, wie er das möchte. Ich denke, das ist genügend Zeit. Natürlich kann es sein, dass im ersten Pflichtspiel noch nicht alles perfekt läuft, weil das ein laufender Prozess ist. Jetzt geht es darum, dass wir die sechs Wochen gut nutzen, um im athletischen Bereich auf 100 Prozent zu kommen, damit wir die neue Spielidee umsetzen können. Wenn die Saison wieder anfängt, wird man sehen, dass es von Spiel zu Spiel besser wird. Natürlich geht es aber darum, dass wir von Beginn weg die Resultate holen, gewinnen und unsere Ziele erreichen.

Ich muss ehrlich sagen, dass der Trainerwechsel und dass alles neu gemischt wird, für mich persönlich schon sehr gut ist.

Haris Tabakovic

Ein neuer Trainer bedeutet auch immer eine neue Chance für jeden einzelnen Spieler. Sie haben einen zähen Herbst hinter sich, kamen unter Manfred Schmid nur wenig zum Einsatz. Wie bewerten Sie die Veränderung für Sie persönlich?

Es ist so, dass ich mich eigentlich nie im System unter unserem Ex-Trainer eingespielt habe, weil ich fast nie in der Anfangsformation gestanden bin. Als ich zu Beginn noch gespielt habe, habe ich meine Leistung gebracht, Tore gemacht, aber danach war ich meistens auf der Bank. Dann ist es klar, dass du dein Fitnesslevel, dein Selbstvertrauen und dieses Gefühl für das Tor mit der Zeit etwas verlierst, wenn du nur zehn bis 15 Minuten zum Einsatz kommst. Daher konnte ich mich da nie wirklich einspielen. Das halbe Jahr war nicht einfach für mich. Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, vieles hinterfragt, aber ich muss ehrlich sagen, dass der Trainerwechsel und dass alles neu gemischt wird, für mich persönlich schon sehr gut ist. Man startet wieder von null. Ich kann mich beweisen, bin gesund und deshalb ist es positiv für mich, die Vorbereitung so zu gestalten.

Wie optimistisch geben Sie sich, dass es im neuen Spielsystem besser für Sie laufen wird?

Da bin ich auf jeden Fall optimistisch. Die ersten zwei, drei Gespräche, die ich mit dem neuen Trainer hatte, waren sehr positiv. Natürlich geht es auch um mich und wie ich meine Leistungen in der Vorbereitung zeige. So wie die Spiele bislang gelaufen sind, werden da künftig noch mehr Flanken in den Strafraum kommen. Wir spielen generell offensiver und ich denke, dass mir das neue Spielsystem zugutekommen wird. Dann werden wir am Ende sehen, was der Trainer plant und welcher Spieler seine Chance erhält.

Woran würden Sie es festmachen, dass der Herbst für Sie nicht nach Wunsch verlaufen ist? Sie haben bei Ihrer Vorstellung gemeint, dass die Gespräche mit Ex-Trainer Schmid Sie vom Wechsel überzeugt haben. Warum haben sie schlussendlich nicht zueinander gefunden?

Das kann ich Ihnen nicht wirklich sagen, weil ich mir das alles auch ganz anders vorgestellt habe. Ich denke, wir haben als Team eigentlich einen guten Start hingelegt, auch ich bin gut gestartet, habe von Beginn an gespielt und gleich meine Tore gemacht. Danach wurde ich aber rausgenommen und öfters ausgewechselt. Natürlich habe ich eine Selbstreflexion gemacht und auch gemerkt, dass nicht so erfolgreiche Spiele von mir darunter waren. Das Heimspiel gegen Lustenau war zum Beispiel ein schlechtes Match von mir. Aber auch ich bin ein Spieler, der Vertrauen möchte und dass ich trotzdem auf dem Platz stehe, auch wenn ich mal ein Scheißspiel erlebt habe. Ich bin ein Stürmer, der genau das braucht, dass man auf mich setzt, dass man mir Selbstvertrauen gibt, auch wenn ich mal kein Tor mache oder ein erfolgreiches Spiel habe. Dass ich dann dennoch meine Chance bekomme, ist für mich wichtig und ich möchte einfach dieses Vertrauen spüren. Das hatte ich in der Hinrunde nicht.

Die Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Es war in einigen Spielen ersichtlich, dass Sie nicht wirklich ins Spielsystem eingebunden waren. Warum haben Sie im Herbst Ihre Rolle unter dem Ex-Coach nie richtig gefunden? Fehlte es auch an Zuspielen, die Sie für Ihr Spiel gebraucht hätten?

Definitiv. Ich möchte nichts auf andere abwälzen, sondern schaue zunächst auf mich selbst. Es ist aber klar, dass ich manchmal das Gefühl hatte - und das hat auch die Aufstellung immer wieder gezeigt - dass der Ex-Trainer auf andere Spielertypen gesetzt hat. Da hat vorne oftmals dann mit dem Fitzi (Dominik Fitz, Anm.) ein spielstarker Offensivspieler agiert, der sich fallen lässt und das hat dem Ex-Trainer vielleicht besser gefallen als ein Stoßstürmer. Ich konzentriere mich schon auf die Box und wenn ich da keine Bälle bekomme, fühle ich mich auch etwas einsam. Schlussendlich finde ich nicht, dass es mein Job ist, mich fallen zu lassen, um mal einen Ball zu berühren. Ich möchte mich auf die Box konzentrieren, die Bälle halten und dort die Bälle kriegen. Da habe ich mich dann wie im Cup-Achtelfinale auch mal fallengelassen, um einfach den Ball zu berühren. Das hat dem Trainer im Nachhinein aber auch nicht gefallen. Da habe ich mir dann schon gedacht: 'Boah, ich habe ja gar keinen Zugriff.' Wir hatten wenige Flanken und dadurch hatte ich schon oft das Gefühl, dass ich nicht fehl am Platz - das wäre zu weit gegriffen -, aber schon unpassend für dieses System war.

Das ist interessant. Denn nach dem Abgang von Marko Djuricin und der Verletzung von Marko Raguz hatte man neben Ihnen nur noch Muharem Huskovic und Talent Romeo Vucic als echte Angreifer im Kader.

Genau. Das war für mich auch erstaunlich, aber das ist die Vergangenheit. Jetzt gibt es einen neuen Trainer, ein neues Spielsystem und ich bin sehr zuversichtlich, dass es in der Rückrunde besser für mich laufen wird.

Natürlich habe ich ab und zu gedacht, dass ich ungerecht behandelt werde, aber zu jammern nützt mir nichts. Man fällt dadurch nur in ein noch größeres Loch.

Haris Tabakovic

Nachdem Sie zuvor bei Lustenau Leistungsträger waren und dort mit Toren überzeugt haben, wie schwierig war es mental, plötzlich mit der Rolle des Ergänzungsspielers zurechtzukommen? Wie sind Sie damit umgegangen?

Die Sache ist, ich bin nicht mehr 20 Jahre alt. Ich habe zunächst eine Selbstreflexion gemacht, weil ich ein Mensch bin, der zunächst sehr auf sich schaut und sich fragt, was man besser machen kann oder schlecht gemacht hat. Natürlich gab es aber auch einige Entscheidungen, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Als ich gekommen bin, hatte man nur mehr zwei Stürmer im Kader und genau so einen Spielertyp gesucht, der vorne präsent ist und dann spiele ich trotzdem nicht. Dann spielen andere Spieler auf meiner Position, die eigentlich nicht Stürmer sind und das ist für mich nicht einfach gewesen. Da habe ich mir auch meine Gedanken gemacht. Denn ich hatte vor meinem Transfer eine lange Nachdenkphase, wohin ich gehen soll und habe mich bewusst für Austria Wien entschieden, weil ich da ein positives Gefühl hatte. Ich habe schon überlegt, was los ist und wieso es für mich nicht läuft. Ich bin aber nicht in ein mentales Loch gefallen. Es ist menschlich und normal, dass - wenn man nicht viel spielt - das Selbstvertrauen nicht das allerhöchste und das Fitnesslevel nicht das beste ist. Auch weil wir alle drei Tage ein Spiel hatten und nur wenige Trainings. Ich bin aber ein Mensch, der auch in so einer Phase keine Probleme macht. Ich rede offen und ehrlich und mir ist es wichtig, dass die Menschen in meinem Umfeld auch offen und ehrlich mit mir kommunizieren. Ich bin ein Mensch, der ganz locker ist und mit dem über alles reden kann.

Haben Sie durch diese Erfahrung auch etwas für sich selbst lernen können?

Ich habe die Situation ganz einfach anders bewertet als früher. Früher wäre ich ausgerastet und hätte gehadert, aber jetzt bin ich ruhig geblieben. Die zwei Jahre in Lustenau davor waren überragend, ich habe so viele Tore gemacht. Jetzt ist es aber eine neue Situation und ich muss mich damit auseinandersetzen. Ich bin dankbar, dass ich in Wien bin und bei einem coolen Klub unterschrieben habe. Ich habe gewusst, dass meine Zeit irgendwann schon noch kommen wird. Natürlich habe ich ab und zu gedacht, dass ich ungerecht behandelt werde, aber zu jammern nützt mir nichts. Man fällt dadurch nur in ein noch größeres Loch. Ich habe ein gutes privates Umfeld und die Situation akzeptiert. Ich habe in jedem Training weiterhin Gas gegeben, um meine Chancen zu nutzen. Viele Chancen habe ich nur nicht bekommen.

War Ihre eigene Erwartungshaltung zu groß? Haben Sie sich dadurch zu viel Druck auferlegt?

Nein. Ich war schon immer objektiv, dass ich das alles in der 2. Liga gemacht habe. Ich konnte nicht mit der Erwartungshaltung rangehen, dass ich in der Bundesliga auch gleich wieder 20 Tore mache. Ich bin schon mit dem Bewusstsein zur Austria gekommen, dass ich hier meine Treffer erziele und einen guten Start erwische. Da hatte ich zu Beginn auch ein gutes Gefühl. Ich habe zwei Spiele von Anfang an gemacht, gleich zweimal getroffen, die Fans haben mich sehr gemocht und ich denke, das tun sie noch immer. Da hatte ich schon eine gewisse Euphorie und habe mir gedacht: 'Bamm, zwei Spiele, zwei Tore, let’s go und jetzt geht es so weiter.' Dann kam aber die wenige Spielzeit und ich musste damit umgehen. Zerbrochen bin ich daran aber nicht.

Da Sie die Fans angesprochen haben. Nach der Trennung von Manfred Schmid herrschte vor allem bei den eigenen Anhängern große Aufruhr. Befürchten Sie, dass dem Trainer und der Mannschaft bei den ersten Spielen ein kalter Empfang bevorsteht?

Ich kenne ja nicht die Gründe, warum und wieso man sich für die Trennung entschieden hat. Das weiß ich nicht, aber die Entscheidung wurde getroffen. Ich weiß, Manfred Schmid hatte ein sehr hohes Standing bei den Fans, was ich auch verstehe aufgrund der vergangenen Saison, Aber ich glaube, die Fans sind dennoch immer noch auf der Seite der Mannschaft. Ich denke nicht, dass sie uns nicht anfeuern werden, weil schlussendlich ist es so, wenn wir Erfolg haben, sind sie auch glücklich. Ich hoffe und wünsche mir, dass sie uns beim ersten Spiel unterstützen werden, weil ich finde, dass der Trainer es sich verdient hat, eine faire Chance zu bekommen. Er soll nach Resultaten bewertet werden, ohne dass die Vergangenheit eine Rolle spielt. Der ehemalige Trainer ist weg. Jetzt haben wir einen neuen Coach und ich finde, dass uns die Fans unterstützen sollten, weil es das Fairste ist. Ich finde es aber gut, dass wir eine größere Pause dazwischen hatten, denn stellen Sie sich vor, man hätte sich vom Trainer getrennt und gleich danach gespielt. Das wäre bestimmt nicht einfach gewesen für alle.

Da ist es bestimmt auch kein Nachteil, dass Michael Wimmer ein Typ ist, der schon in Stuttgart einen sehr guten Draht zur Mannschaft und zu den Fans hatte. Er kann die Anhänger vermutlich schnell auf seine Seite ziehen.

Das ist auch meine Wahrnehmung von ihm bislang. Er ist ein super herzlicher Mensch, der sehr auf die Spieler eingeht und auch nach unseren Meinungen fragt. Wenn es zum Beispiel darum geht, ob wir jetzt im Trainingslager am Nachmittag einmal frei haben oder ob wir eine Videoanalyse machen wollen. Er gibt uns die Freiheit, dass wir uns äußern dürfen. Es ist sehr wichtig, dass man auf die Spieler eingeht und dass die Spieler dann auch alles für ihn tun. Denn wir sind diejenigen, die auf dem Platz stehen und wenn wir erfolgreich sind, wird auch er große Freude haben.

Es machten nach dem enttäuschenden Halbjahr auch die Gerüchte über eine Rückkehr von Ihnen nach Lustenau die Runde. War da etwas dran? Haben Sie sich mit einem Abschied beschäftigt oder war es Ihnen immer klar, dass Sie sich hier durchsetzen wollen?

Natürlich habe ich mir meine Gedanken gemacht, ob ich reinpasse, mich in der Spielphilosophie wiederfinde und das Sinn macht. Wenn man sechs Monate kaum gespielt hat, obwohl man mit einigen Vorschusslorbeeren zum Verein gekommen ist, kommt man ins Grübeln. Aber ich war mir schon schnell bewusst, dass ich nicht umsonst für drei Jahre bei Austria Wien unterschrieben habe. Ich liebe Wien, ich liebe diesen Klub und die Bedingungen hier sind super. Wir haben  mit den Top sechs ein großes Ziel und können das immer noch erreichen. Durch den Trainerwechsel werden die Karten neu gemischt und deshalb habe ich mir gesagt, dass ich hier unbedingt Fuß fassen will und nicht nach einem halbe Jahr wieder gehe.

Von oben hatte ich immer den Rückhalt, dass sie weiter an mich glauben. Das ist mir sehr wichtig. Deshalb passt die Situation für mich.

Haris Tabakovic

Konkret über über einen Abschied haben Sie demnach nicht nachgedacht?

Nein, konkret nicht. Es wäre natürlich etwas anderes gewesen, wenn jemand vom Klub auf mich zugekommen wäre und gesagt hätte: ‚He, Haris. Das passt nicht, lass' uns eine Lösung finden.’ Da wäre es klar gewesen, dass ich mich verändern werde. Von oben hatte ich aber immer den Rückhalt, dass sie weiter an mich glauben. Das ist mir sehr wichtig. Deshalb passt die Situation für mich. Jetzt werden wir schauen, wie die Vorbereitung läuft und wie ich performe. Ich möchte gesund bleiben, die Chancen, die ich kriege, nutzen und mehr Tore erzielen als in der Vorrunde. Das wäre für mein Selbstvertrauen sehr wichtig.

Aktuell liegen Sie mit der Mannschaft nur einen Punkt hinter der Meistergruppe. Sechs Spiele hat man noch im Frühjahr, um den Einzug perfekt zu machen. Wie will man es anlegen und was muss sich im Vergleich zum Herbst ändern, damit Austria Wien wieder im oberen Play-off mitspielt?

Wir müssen einen Superstart erwischen und gleich das erste Spiel gegen Klagenfurt gewinnen. Da müssen wir performen, die neue Philosophie umsetzen, mit Selbstvertrauen reingehen und uns mit drei Punkten sofort Selbstbewusstsein für die nächsten Spiele holen. Es ist aktuell nur ein Punkt Unterschied. Daher ist noch alles möglich. In dieser Liga kann - vielleicht bis auf Salzburg - jeder jeden schlagen. Jedes Spiel ist schwierig und es geht dabei auch immer um die Tagesform. Es geht einfach darum, dass wir im ersten Spiel gleich Selbstbewusstsein tanken, gewinnen und dadurch in einen Flow kommen.

Mit Klagenfurt, Lustenau, Hartberg und Ried steht zum Start nicht das schwierigste Programm an, ehe es dann noch gegen Sturm und im Derby gegen Rapid geht. Ein Vorteil oder in solch einer Saisonphase komplett gleichgültig?

Das ist gleichgültig. Wir hatten im Herbst gegen Klagenfurt und Lustenau unsere Mühe. Das sind keine einfachen Spiele. Von daher müssen wir Vollgas geben. Es spielt keine Rolle, wer der Gegner ist. Wir müssen einfach mit Selbstvertrauen auftreten.

Zum Abschluss: Mit Bryan Teixeira ist ein ehemaliger Teamkollege von Ihnen vor Kurzem zu Sturm Graz gewechselt. Glauben Sie, dass er sich dort durchsetzen wird?

Ich denke schon. Bryan hat eine Wahnsinnsqualität. Die hat er in der Bundesliga noch mehr als in der 2. Liga gezeigt, wo er ein wenig im Schatten von mir, Muhammed Cham und Michael Cheukoua gestanden ist. Er ist im Herbst aber unglaublich gewesen und hat sich diesen Schritt verdient. Ich glaube auch, dass ihm die Spielwiese von Sturm liegt, weil er schnell und trickreich ist. Ich verstehe auch Lustenau, dass sie ihn für einen guten Betrag abgegeben haben. Für Lustenau ist das sehr viel Geld.

Interview: Maximilian Augustin