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Swete im Interview: "Ich habe nicht eine Millisekunde ein Kribbeln verspürt"

Rücktritt im Jänner

Swete im Interview: "Ich habe nicht eine Millisekunde ein Kribbeln verspürt"

Beendete im Jänner seine Karriere: Rene Swete.

Beendete im Jänner seine Karriere: Rene Swete. GEPA pictures

Herr Swete, Sie haben Ihre Karriere Mitte Jänner beendet. Wie geht es Ihnen wenige Wochen nach dieser Entscheidung?

Noch immer sehr gut. Natürlich habe ich noch oft darüber nachgedacht, aber ich bin immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass es für mich persönlich die komplett richtige Entscheidung war. Es war ja schon ein längerer Prozess, der über ein Jahr angedauert hat.

Als Gründe für den Rücktritt haben Sie körperliche Verschleißerscheinungen und den Wunsch nach Veränderung angeführt. Das wohl Überraschendste war der Zeitpunkt. Warum haben Sie unter der Saison aufgehört?

Vielleicht wäre der Zeitpunkt auch schon im Sommer reif gewesen, aber ich wollte es mir dann noch ein Jahr lang anschauen. Weil ich Dinge nur zu 100 Prozent mache, bin ich dann allerdings während der Saison zu diesem Entschluss gekommen. Die Leidenschaft für das Leben als Fußballprofi war nicht mehr zu 100 Prozent da. Mein Fokus hat sich immer mehr verschoben, weil ich etwas anderes machen wollte, das nicht zwingend etwas mit Fußball zu tun haben muss. Ich wollte etwas machen, wo ich Dinge entwickeln kann. Deswegen war der Winter - auch, wenn es für viele überraschend war - der richtige Zeitpunkt für mich. Entweder mache ich Sachen ganz oder gar nicht. Das ist mein Naturell.

Haben Sie das Gefühl, die Mannschaft im Abstiegskampf im Stich zu lassen?

Nein. Dieser Gedanke war definitiv nie da. Es hört sich vielleicht dumm an, aber es ist immer noch mein Leben und meine Entscheidung. Ich kann mich auch nicht an ein kritisches Wort meiner Kollegen erinnern. Natürlich waren sie und ich traurig, weil mir das Zwischenmenschliche schon abgeht. Sie waren aber auch nicht allzu überrascht. Es hat keine Vorwürfe gegeben. Im Gegenteil: Mir ist viel Dankbarkeit entgegengekommen.

Seine Rückkehr wäre wahrscheinlich der einzige Grund gewesen, meinen Entschluss doch noch umzuwerfen.

Rene Swete über das Comeback von Markus Schopp

Anfang Dezember des vergangenen Jahres kehrte Markus Schopp nach Hartberg zurück. Hatte Ihre Entscheidung auch etwas mit seinem Comeback zu tun?

Das war einer der Gründe, warum ich überlegt habe, doch noch weiterzumachen. Unser Verhältnis war von Respekt, Anerkennung und Wertschätzung geprägt. Wir waren definitiv auf einer Wellenlänge. Es klingt vielleicht blöd, aber ich habe gewusst, dass im Verein jetzt wieder jemand vorangeht. Daher konnte ich mich zurücknehmen (lacht). Seine Rückkehr wäre aber wahrscheinlich der einzige Grund gewesen, meinen Entschluss doch noch umzuwerfen. Die Entscheidung war in mir allerdings schon so ausgereift, dass nicht einmal das einen Umschwung bewirken konnte.

Sie haben soeben erwähnt, dass bei Hartberg jetzt wieder jemand vorangeht. Haben Sie das im vergangenen halben Jahr vermisst?

Nein. Ich will keine Trainer oder handelnden Personen in ein schlechtes Licht rücken. Da geht es rein um die Person Markus Schopp. Wenn man auf unser erstes Bundesligajahr zurückblickt, wären wir mit dem Kader wahrscheinlich 99 von 100 Mal abgestiegen. Aber mit "Schoppi" haben wir es geschafft, oben zu bleiben. Seine Persönlichkeit tut dem Verein einfach irrsinnig gut.

Dieser Tage rollt im österreichischen Klubfußball wieder der Ball. Wie sehr kribbelt es bei Ihnen?

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich nicht eine Millisekunde ein Kribbeln verspürt, wieder auf dem Platz stehen zu wollen. Ich freue mich einfach darauf, jetzt wieder die Spiele anzuschauen.

Die Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Ski-Superstar Matthias Mayer schloss ein Comeback zuletzt nicht aus. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Ich habe das gelesen. Bei mir kann ich das Stand jetzt zu 100 Prozent ausschließen. Das sollte man im Leben zwar nie machen, aber ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Ich verspüre nicht einmal den Drang, in der Landesliga oder irgendwo anders zu spielen. Ich habe vielmehr die Motivation, neue Dinge anzugehen. Die können auch im Fußball sein, weil das ja nach wie vor meine Leidenschaft ist. Ich habe einfach das Profidasein in meinem Leben nicht mehr gebraucht und würde jetzt gerne andere Wege gehen. Ich will Sachen entwickeln, aufbauen und meine Visionen einbringen.

Wie soll das konkret aussehen?

Das ist ein Prozess, aber es gibt zwei, drei Dinge, die mich sehr interessieren. Ich will noch nicht zu viel darüber sprechen, weil das noch nicht endgültig spruchreif ist. Ich weiß allerdings, in welche Richtung es geht. Derzeit tut es auch einmal gut, Abstand zu gewinnen und das Karriereende zu verarbeiten. Ich habe doch seit meinem fünften Lebensjahr Fußball gespielt. Da gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ich freue mich aber auch schon auf die neue Herausforderung. Ich werde hoffentlich in den nächsten Tagen und Wochen herausfinden, was das genau sein soll. Ich habe bereits einige Gespräche geführt und glaube, dass ich bald wieder berufstätig sein werde (lacht).

Sie wollen nicht zu viel verraten, dennoch die Nachfrage: Wird diese Tätigkeit im Fußball liegen?

Das kann auch im Fußball sein, definitiv. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt und begeistert so viele Menschen. Ich glaube, dass ich durch meine Erfahrung Stärken einbringen kann. Ich will mich aber nicht zu sehr limitieren, weil dann vielleicht etwas ganz anderes um die Ecke kommt. Es ist aber sehr, sehr gut vorstellbar und wäre für mich toll. Ich war doch eine lange Zeit im Fußball und konnte viel Wissen sammeln.

Ist eine Rückkehr nach Hartberg denkbar?

Auch das ist natürlich vorstellbar. Mich verbindet viel mit diesem Verein. Wir haben uns gegenseitig sehr viel gegeben. Es müsste aber etwas sein, worin sowohl ich als auch der Klub einen Sinn sehen. Das würde mich freuen. Genauso würde es mich aber freuen, an einem anderen Ort eine reizvolle Tätigkeit anzunehmen.

Nach dem FavAC habe ich bei Guntramsdorf in der fünften Liga gespielt. Da war das Profidasein so weit weg wie wir von der Sonne.

Rene Swete

Sie haben Ihre gesamte Karriere in Österreich verbracht. Bereuen Sie es, niemals ins Ausland gegangen zu sein?

Ich trauere dem Ausland nicht hinterher. Das wäre definitiv eine coole Erfahrung gewesen, ich bin dennoch glücklich darüber, wie meine Karriere verlaufen ist. Vor allem die Zeit in Hartberg war - obwohl sie oft mit dem Abstiegskampf verbunden war - wunderschön. Das Wertvollste sind die Menschen, die ich auf meiner Reise in Hartberg kennenlernen durfte. Daher bin ich sehr dankbar, wie das Ganze verlaufen ist.

Sie erlebten in Ihrer Laufbahn sowohl auf als auch neben dem Platz einige Höhen und Tiefen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man im Leben nichts planen kann. Ich war im Nachwuchs bei Rapid und dann wieder bei meinem Jugendverein FavAC. Nach dem FavAC habe ich bei Guntramsdorf in der fünften Liga gespielt. Da war das Profidasein so weit weg wie wir von der Sonne. Irgendwie sind dann Dinge passiert, durch die ich immer weiter nach oben gekommen bin. Im Großen und Ganzen bin ich daher stolz. Damit hatte ich lange ein Problem, weil ich das immer kleiner gemacht habe, als es tatsächlich war. Es war in der Bundesliga ja "nur" Hartberg. Wir waren aber immerhin fünf Jahre in der Bundesliga. Die große Erkenntnis ist, dass das Leben schwer planbar ist. Jede Station hatte ihre guten Seiten und tollen Geschichten. Ich konnte viel mitnehmen und bin daher sehr dankbar.

Abschließende Frage: Wird Hartberg den Klassenerhalt schaffen?

Ja, definitiv. Es wird aber eine große Herausforderung werden, weil trotz der Rückkehr von Markus Schopp nicht alles wieder auf Knopfdruck funktionieren wird. Was ich mitbekomme, weht in der Mannschaft jetzt ein neuer Wind. Ich sage das immer wieder: Die Qualität ist sicher da. Von den Einzelspielern her ist das eine der besten Hartberger Mannschaften, die es in der Bundesliga bis jetzt gegeben hat. Das müssen sie jetzt nur noch zeigen. Ich habe vollstes Vertrauen, dass sie das schaffen werden.

Interview: Nikolaus Fink

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