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Frenkie de Jong im Porträt: Was kann der Neuzugang des FC Barcelona?

Warum Barça 75 Millionen Euro an Ajax zahlt

Strahlender Stratege: Was kann Frenkie de Jong?

Von Amsterdam nach Barcelona: Frenkie de Jong.

Von Amsterdam nach Barcelona: Frenkie de Jong. Getty Images

War irgendein Verein schon mal so glücklich, seinen besten Spieler zu verlieren? Oder hat es zumindest besser verkauft? Dass ein abgebender Klub fröhlich ein Interview präsentiert, in dem der gerade abgegebene Spieler mit leuchtenden Augen erklärt, warum er den Verein verlassen wird? Absolut unüblich, aber gerade deshalb auch perfekt.

Ajax Amsterdam und Frenkie de Jong haben am Mittwochabend gezeigt , dass ein großer Transfer eben nicht nur Streik oder vernachlässigte Fans nach sich ziehen muss. Stattdessen wirkte der niederländische Rekordmeister regelrecht stolz, seinen Goldjungen auf die ganz große Bühne bringen zu dürfen; die 75 Millionen Euro werden ihr Übriges tun. Dass selbst der FC Barcelona gut wegkommt, war in jüngerer Vergangenheit auch schon anders (Dortmund- und Liverpool-Fans werden es verstehen).

Spielersteckbrief F. de Jong
F. de Jong

de Jong Frenkie

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ten Hag

ten Hag Erik

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Valverde

Valverde Ernesto

Ajax Amsterdam - Vereinsdaten
Ajax Amsterdam

Gründungsdatum

18.03.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

Vereinsfarben

Blau-Rot

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Willem II Tilburg - Vereinsdaten
Willem II Tilburg

Gründungsdatum

12.08.1896

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De Jong wie Cruyff? "Dieses Level werde ich nie erreichen"

De Jongs Sommer-Wechsel nach Katalonien bringt nicht nur auf den ersten Blick drei Gewinner hervor. Zum einen Ajax, das mal wieder Früchte für sein hervorragendes Scouting erntet; zum anderen Barça, das endlich seinen Mittelfeldstrategen bekommt, der irgendwann in Xavis oder Iniestas riesengroße Fußstapfen treten könnte. Und zu guter Letzt de Jong, der als Kind tatsächlich in Barcelona-Bettwäsche geschlafen hat. Und jetzt der zweitteuerste Niederländer aller Zeiten nach Virgil van Dijk ist.

Die Vergleiche mit Johan Cruyff sind dem Jungen aus Arkel, einer Provinz in Südholland, nicht neu, aber doch eher unangenehm. "Er war so viel besser als ich", erzählte de Jong dem "Guardian" neulich, als er fast schon zu bescheiden prophezeite: "Dieses Level werde ich nie erreichen." Zumindest in puncto Torausbeute dürfte de Jong recht behalten, denn anders als Cruyff kommt er zumeist aus der Tiefe.

Auch als Innenverteidiger sammelte de Jong schon gute Erfahrungen

Bei Willem II ausgebildet, wechselte de Jong als 18-Jähriger nach Amsterdam, schaffte dort in der Saison 2017/18 den Durchbruch, agierte unter Ex-Coach Marcel Keizer aber notgedrungen monatelang als Innenverteidiger neben Mathijs de Ligt, Ajax' anderem Wunderkind. Erst nachdem Daley Blind von Manchester United zurückgekehrt war, rückte de Jong in dieser Spielzeit unter Erik ten Haag wieder vor ins zentrale Mittelfeld, glänzte dort als ballsicherer Spielmacher.

Frenkie de Jong

Frenkie de Jong in der Champions League gegen den FC Bayern. imago

An der Torausbeute (sechs Treffer in 65 Profi-Einsätzen) lässt sich ablesen, dass de Jong weniger Zehner, sondern eher Sechser und Achter in einem ist; quasi Hybrid aus Balleroberer, Techniker und Verteiler, der auch gerne mal am eigenen Sechzehner dribbelt. Zu riskant? "Ich denke nicht, denn ich verliere den Ball eigentlich nicht so oft", meinte er gegenüber dem englischen Medium. Er habe schon immer so gespielt, "also warum sollte ich das jetzt ändern? Manche Leute sagen, dass man bei den Profis erwachsenen Fußball spielen muss, aber Lionel Messi macht ja auch nichts anderes. Er ist halt zu gut für alle, dribbelt an jedem vorbei und lässt Gegner aussehen wie Kinder."

"Wenn ich den Ball habe, versuche ich mir ein Bild zu machen, wo jeder ist"

Vieles laufe bei de Jong über Intuition, so wie bei den "meisten großen Spielern. Wenn ich den Ball bekomme, denke ich mir nicht 'Jetzt mache ich das und dann mache ich das'. Manchmal plane ich, ich suche immer nach dem Pass, schaue immer nach einem Mitspieler. Wenn er frei ist, weiß ich schon, was ich zu tun habe. Wenn ich den Ball habe, versuche ich mir ein Bild zu machen, wo jeder ist. Das ist mit das wichtigste für einen Mittelfeldspieler."

Und de Jong, stets mit einem Strahlen im Gesicht, setzt es mit erstaunlichem Erfolg um. Kein Spieler war in der vergangenen Eredivisie-Saison passsicherer (91,5 Prozent) und dribbelstärker (93), mit Ajax qualifizierte er sich wieder für die Champions-League-Gruppenphase, knöpfte dort zweimal dem FC Bayern einen Punkt ab. Sein schnelles Passspiel hat er sich bei Pep Guardiolas "Habe-den-Ball-passe-den-Ball"-Barça abgeschaut: "Den Ball schnell zurückerobern, dann mit vielen Kombinationen den Gegner dominieren. Wenn man das sieht, will man einfach auf dem Platz sein und mit seinen Freunden Fußball spielen. Ich liebe diesen Stil."

Man nimmt es den Social-Media-Betreuern bei Ajax ab, wenn sie Barça zum Kauf von de Jong gratulieren. "Frenkie Futuro" schreiben sie. "Genießt die Zukunft. So wie wir."

mkr

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