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Stephan Auer im Interview: "Ob die Rapid-Connection so einen Mehrwert liefert, weiß ich nicht"

Aufsteiger Vienna im Höhenflug

Stephan Auer im Interview: "Ob die Rapid-Connection so einen Mehrwert liefert, weiß ich nicht"

Stephan Auer zählt bei der Vienna zu den absoluten Mannschaftsstützen.

Stephan Auer zählt bei der Vienna zu den absoluten Mannschaftsstützen. GEPA pictures

Die Vienna ist definitiv am Weg zurück nach ganz oben. Der Anspruch des ältesten Fußballklubs Österreichs ist, im Profibereich vertreten zu sein. Nach dem Aufstieg in die 2. Liga in der Vorsaison schwebt man in Wien-Döbling auch heuer auf der Erfolgswelle. Die Mannschaft ist gespickt mit routinierten Ex-Größen der Bundesliga. Einer davon ist Stephan Auer. Der Defensivspieler erklärt im kicker-Interview, warum die Vienna aktuell weit über den Erwartungen spielt.

Herr Auer, Sportdirektor Markus Katzer hat vor der Saison gesagt, das Ziel der Vienna in dieser Saison sei nicht der direkte Aufstieg, sondern sich erst einmal zu konsolidieren. Jetzt steht man nach elf Spieltagen auf dem zweiten Tabellenrang, unmittelbar hinter der Tabellenspitze. Nach Konsolidieren sieht das nicht gerade aus, oder?

Das Ziel ist immer noch der Klassenerhalt. Dass es jetzt so positiv für uns gelaufen ist, ist natürlich schön und zeigt auch, dass wir einiges richtig machen. Generell würde ich sagen, wir spielen einfachen, aber erfolgreichen Fußball. Das ist auch das Schöne im Fußball, dass man sieht, dass das einfache oft das Beste ist. Wir haben es uns auf jeden Fall verdient, hätten Partien auch gewinnen können, die wir unentschieden gespielt haben. Wir hatten wahrscheinlich erst einen Sieg, den wir uns vielleicht nicht ganz so verdient haben. Von dem her sind wir zu Recht dort, wo wir jetzt stehen und sind in der Liga angekommen.

Hatte das auch damit zu tun, dass der große Mannschaftsumbau im Sommer eine Rolle in Sachen Erwartungshaltung gespielt hat?

Wir haben schon in der Regionalliga eine eingespielte Truppe gehabt und ich glaube, dass wir mit unserer jetzigen Stammformation auch oft in der Regionalliga gespielt haben. Von dem her sind wir eingespielt und kennen die Stärken und Schwächen von jedem unserer Mitspieler genau. Wir haben eine schwierige Auslosung gehabt und sind Gott sei Dank gut rein gestartet. Aber ich glaube, wenn es mal in eine andere Richtung geht, dann ist das Ziel Klassenerhalt auf jeden Fall Priorität Nummer eins. Zum Glück ist es aber anders gelaufen. Darüber freuen wir uns.

Die Vienna stellt mit nur sechs Gegentoren die beste Abwehr der Liga, spielte sieben Mal zu Null. Warum gelingt es Ihnen und Ihrer Mannschaft so oft, defensiv stabil zu stehen?

Es ist schon so, dass wir gut verteidigen und die Spiele es meist so hergegeben haben, dass wir früh das erste Tor gemacht und dann tiefer verteidigt haben. Von dem her war es dann vielleicht ein Stück weit leichter. Aber auch wenn der Gegner eine Großchance hatte, hat der Andi (Tormann Andreas Lukse, Anm.) alles weggehaut. Er ist auch in einer brutalen Form und hat uns schon ein, zwei, drei Partien gerettet. Er ist schon ein sehr starker Rückhalt. Wenn man sieht, dass wir sieben Mal zu Null gespielt haben, ist das natürlich ein brutaler Wert. Das freut uns auch.

Wohin kann es in dieser Saison gehen mit der Vienna? Wer sind die härtesten Konkurrenten?

Ich glaube, dass es jetzt nicht den einen Klub gibt, an dem wir uns orientieren sollten. Es ist so, dass die Liga ziemlich ausgeglichen ist. Es ist gefühlt so, dass jeder jeden schlagen kann. Wir haben als Neuling erst einmal hineinfinden müssen. Aber das machen wir bislang ganz passabel. Wir bereiten uns auf jeden Gegner gut vor.

Alexander Zellhofer ist mit seinen 28 Jahren der jüngste Trainer der Liga. Ist er der Beweis dafür, dass ein Trainer nicht unbedingt lange im Geschäft sein muss, um mit einer Mannschaft sportlich erfolgreich zu sein?

Es heißt ja immer, dass ein guter Trainer auch selbst hoch gespielt haben muss. Das stimmt überhaupt nicht. Er ist noch jung und nimmt sehr viel mit. Ich glaube, er hat auch in den letzten Jahren sehr viel gelernt. Natürlich entwickelt er sich immer weiter und ist noch lange nicht am Zenit.

Das sind die Trainer der österreichischen Zweitligisten

Bei der Vienna stehen zahlreiche Ex-Rapidler unter Vertrag. Sie, Lukas Grozurek, Deni Alar, Neuzugang Dalibor Velimirovic, um nur einige zu nennen. Welchen Mehrwert hat die Rapid-Connection für die Mannschaft?

(lacht) Ich weiß nicht, ob das Zufall ist, dass in der Mannschaft bei vielen Spielern eine Rapid-Vergangenheit da ist. Gut, vielleicht auch weniger, wenn der Sportdirektor früher bei Rapid gespielt hat und den einen oder anderen aus gemeinsamen Zeiten noch kennt. Insgesamt muss man sagen, dass die letzten beiden Transfers (Velimirovic und Wunsch, Anm.) junge, willige und gute Spieler sind, die eben auch bei Rapid gespielt haben. Ob jetzt die Rapid-Connection so einen Mehrwert liefert, weiß ich nicht, aber wir haben eine gute Mischung, mit routinierten Spielern und eben den jungen Wilden. Das ist dem Trainerteam und dem Sportdirektor ganz gut gelungen ist.

Sie standen fünf Jahre beim SK Rapid unter Vertrag. Bei Ihrem Ex-Klub gab es in der bisherigen Saison viel Unruhe. Wie nehmen Sie die Entwicklungen dort wahr?

Das kriegt man natürlich mit und es ist logischerweise auch Thema in der Kabine. Ich habe doch fünf Jahre dort gespielt und habe nach wie vor Sympathie für den Verein. Man hat eine eigene Meinung dazu. Ich hoffe selbstverständlich, dass es wieder bergauf geht bei Rapid.

Sie haben 229 Bundesligaspiele auf dem Buckel, zählen mit Ihren 31 Jahren zu den Routiniers bei der Vienna. Wie wichtig ist Ihre Erfahrung für Ihr eigenes Spiel und Ihre Mannschaft?

Wenn man so lange professionell Fußball gespielt hat, hat man natürlich die Erfahrung, um zu wissen, wie man sich zu positionieren hat und wie man die Bälle spielen muss. Das ist schon ein großer Vorteil in Situationen, die ich früher wahrscheinlich anders gelöst hätte. Natürlich ist es für die Mannschaft auch wichtig, dass man erfahrene Spieler in den Reihen hat, die versuchen, die jüngeren Spieler zu führen oder ihnen zu helfen, taktische Situationen noch besser zu erkennen. Das versuche ich zu coachen und hier meine Erfahrung einzubringen.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Wo liegen für Sie die sportlichen Highlights?

Da gab es einige. Sei es mit der Admira, als wir von der 2. Liga in die Bundesliga aufgestiegen sind und direkt den dritten Platz errungen haben und somit international vertreten waren. Sei es mit Rapid in der Champions-League-Qualifikation, als wir super Fußball gespielt und in der Europa League tolle Erfolge gefeiert haben. Es waren zwar schöne internationale Erfahrungen, aber Titel waren leider nicht dabei. Wir waren zweimal im Cup-Finale, haben dann aber nicht gewonnen. Aber aus solchen Misserfolgen lernt man natürlich auch extrem viel. Ein großer Erfolg war der Aufstieg mit der Vienna von der Regionalliga in die 2. Liga. Es war der erste Titel meiner Karriere, mit dem ich dem Verein auch etwas zurückgeben konnte.

Vielleicht hätte der Verein in der Situation ein bisschen mehr Erfahrung gebraucht.

Stephan Auer über seinen Abgang bei der Admira

Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer Karriere bereut haben?

Was ich ein bisschen nachtrauere, ist das Ende, als es bei der Admira auseinandergegangen ist. Es ist zwar teilweise im Fußball einfach so, aber es war schon schmerzhaft zu sehen, wie der Verein abgestiegen ist. Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage, aber vielleicht hätte der Verein in der Situation ein bisschen mehr Erfahrung gebraucht. Die Mannschaft hätte das Potential gehabt, um die Klasse zu halten.

Sie haben viele Jahre im österreichischen Profifußball verbracht, ein Schritt ins Ausland steht nicht in Ihrer Vita. Hätte es die dazu Chance gegeben?

Die Chance hätte es definitiv gegeben und natürlich hätte mich der Schritt ins Ausland gereizt, aber es hat sich dann irgendwie doch nicht ergeben. Im Großen und Ganzen bin ich damit zufrieden, wie es gelaufen ist.

Welche Destinationen wären infrage gekommen?

Griechenland war kurzfristig ein Thema - und auch Deutschland.

Interview: Michael Chudik