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Stegemann: Die beinharte "Weltklasse"

Im Porträt: Kerstin Stegemann (FFC Heike Rheine )

Stegemann: Die beinharte "Weltklasse"

Kerstin Stegemann

Nummer 2: Diese Zahl gehört Abwehrspielerin Kerstin Stegemann. imago

Sie gehört mit 150 Spielen im Nationaltrikot der deutschen Fußballfrauen zu den dienstältesten Akteurinnen in der Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid; nur Rekordnationalspielerin Birgit Prinz kann mehr Einsätze aufbieten (155). Fünf Tore schoss Stegemann im Nationalteam. Doch "Stege" muss keine Tore schießen, sie ist Abwehrspielerin.

Eine grundsolide, die aber neben beinharter Defensivarbeit auch regelmäßig nach vorne drängt. Auf der rechten Position in der Viererkette spielt die "Verlässlichkeit in Person" (Süddeutsche Zeitung) in der DFB-Elf. Hier bringt sie Gegnerinnen reihenweise zur Verzweiflung. In ihrem Verein Heike Rheine setzt der Blondschopf im rechten Mittelfeld die Akzente. Auf die Frage, wer ihre stärkste Gegenspielerin war, antwortete Stegemann im DFB-Frauenfußball-Magazin kürzlich "Manchmal bin ich mir selbst meine unangenehmste Gegenspielerin." Denn die Dame mit der Rückennummer 2 im deutschen Team nimmt auf dem Platz wenig Rücksicht auf sich selbst - Kämpfen bis zum Umfallen.

Am 29. September 1977 erblickte Klein-Kerstin das Licht der Welt - in Rheine-Mesum. Stegemann und Rheine, das ist eine besondere Beziehung. Das ist ihre Heimat, hier will sie nur ungern weg. Im Kindesalter kickte Stegemann beim Rheiner Vorortverein SV Germania Haunhorst, 1993 wechselte die 1,71 Meter große Spielerin zum VfB Rheine, der sich ein Jahr später FC Eintracht Rheine nannte. Hier schaffte Teenie Kerstin mit 15 Jahren den Sprung ins Bundesligateam.

Entwickelte sich zur Führungsspielerin

Nach und nach entwickelte sich Stegemann zur Führungsspielerin. Ihre Mannschaft erreichte 1997 - damals schon unter dem neuen Namen FFC Heike Rheine - das DFB-Pokalfinale in Berlin (1:3 gegen Brauweiler). Im Sommer 1998 wechselte Stegemann zum Topklub FCR Duisburg. Mit ihrem neuen Verein kam die stille Sportlerin 2000 mit dem Gewinn der Meisterschaft zu ihrem ersten nationalen Titel, im selben Jahr wurde Duisburg zudem Hallenpokalsieger.

Zum kurzen Gastspiel entwickelte sich der Wechsel zum FFC Flaesheim-Hillen, nachdem gegen den Verein ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde. Im Juli 2001 kehrte Stegemann heim, der FFC Heike Rheine hatte sie wieder. Dort spielt Stegemann bis heute, widerstand allen Verlockungen unter anderem durch Turbine Potsdam, dem 1.FFC Frankfurt, dem FCR Duisburg oder kürzlich Essen-Schönebeck.

Stegemann hat lieber ihre heile Welt als die große Frauenfußballbühne. Sie schätzt die Ruhe der Provinz - am liebsten auf dem Rücken ihrer Pferde. Stegemann gilt als ausgesprochene Pferdenärrin, hat vier Pferde und ein Pony. Die gelernte Technische Zeichnerin ist derzeit Berufssoldatin und gehört seit 1998 der Sportförderkompanie an. So hat sie auch genügend Zeit für beide Hobbies: Fußball und Reiten.

Glücksfee: Kerstin Stegemann bei der Auslosung der 2. Runde des DFB-Pokals im Sportstudio zusammen mit Johannes B. Kerner

An vielen großen Erfolgen der Frauen-Nationalmannschaft war Stegemann beteiligt. Weltmeisterin 2003 ist sie geworden, dreimal wurde sie Europameisterin, zweimal trug sie zum Gewinn der Bronze-Medaille bei Olympischen Spielen bei. Von den Trainern und Trainerinnen der Frauen-Bundesliga wurde sie vor der Saison 2006/2007 mit dem Prädikat "Weltklasse" bedacht. "Mein Geheimnis ist, dass ich wahnsinnig gerne Fußball spiele. Und was man gerne macht, macht man auch gut", sagt sie.

"Kerstin ist eine verlässliche Größe, eine Konstante in der Nationalmannschaft. Wir wechseln in unserer Aufstellung schon mal links oder in der Mitte, aber rechts nie – außer Kerstin ist krank oder verletzt", sagt Silvia Neid. Die Bundestrainerin lobt zudem den Trainingsfleiß ihrer Abwehrspielerin und das gute taktische Verständnis. Stegemann hat übrigens schon mit 23 Jahren ihren Fußballlehrerschein absolviert. Note: 1,9 - die Dame versteht etwas von ihrem Handwerk. Auch wenn Kerstin Stegemann nicht so oft darüber spricht.

Jana Wiske