Torjägerkanone

Stefan Kuntz: "Sergen wusste schon vor dir, wohin du läufst"

Die Torjägerkanone™ für alle

Stefan Kuntz: "Sergen wusste schon vor dir, wohin du läufst"

Typisch Kuntz: Die Säge nach dem Tor.

Typisch Kuntz: Die Säge nach dem Tor. IMAGO / Alfred Harder

Die Torjägerkanone™ für alle

Seit 1969 verleiht der kicker die Torjägerkanone an den erfolgreichsten Bundesliga-Stürmer der Saison. Jetzt gibt es auch eine Trophäe im Amateurbereich. Den aktuellen Stand bis zur 11. Liga finden Sie hier. In unserer Interview-Serie sprechen legendäre Torschützenkönige über ihre Karriere. Heute: Stefan Kuntz.

Bei welchem Verein haben Sie angefangen zu kicken?

Das war in meinem Geburtsort bei Borussia Neunkirchen, wo ich auch heute noch lebe, deswegen sind mir meine Anfänge und das Umfeld noch sehr präsent.

Waren Sie schon als Kind ein Torjäger?

Nein, da ging es einfach nur ums Kicken. Ich erinnere mich noch an den Aschenplatz, der von einer langsam ansteigenden Böschung begrenzt war. Die hat mein damaliger Jugendcoach sehr clever zur Schulung meines schwächeren rechten Fußes genutzt. Da musste ich schon recht stramm schießen, damit der Ball weit genug kam, um dann von selbst zu mir zurückzurollen. Eine sehr hilfreiche Übung.

Ich habe mir viele Dinge von vielen Spielern abgeschaut.

Stefan Kuntz über Vorbilder

Hatten Sie ein Vorbild?

Ich habe mir viele Dinge von vielen Spielern abgeschaut. Ich war von kind auf fußballverrückt, was sicher an meinem Vater Günter lag, der selbst mit Neunkirchen in der Bundesliga spielte. In seiner Zeit bei Austria Wien, da war ich sechs oder sieben Jahre alt, nahm er mich mal mit zum Training, und ich durfte Elfmeter schießen gegen deren damalige Nummer 1. Das weiß ich noch genau, denn das waren prägende Momente.

Welches war Ihr wichtigstes Tor?

Das war sicherlich das 1:1 im Halbfinale der EM 1996 gegen England, das wir dann im Elfmeterschießen gewonnen haben. Das war auf dem Weg zum Titelgewinn ein ganz wichtiger Treffer.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Das war im Verein Sergen Yalcin bei Besiktas Istanbul. Ein begnadeter Techniker und Spielmacher, der wusste im Grunde schon vor dir selbst, wohin du läufst. In der Nationalmannschaft war das Pendant damals Thomas Häßler.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Es gab viele heiße Duelle, Jürgen Kohler und Stuttgarts Günther Schäfer würde ich sagen.

Er war zwar körperlich nicht der Größte, hat aber trotzdem den Strafraum beherrscht, und auf der Linie war er überragend.

Stefan Kuntz über Andreas Köpke

Welcher gegnerische Torwart war der beste?

Das war Andy Köpke. Er konnte alles. Er war zwar körperlich nicht der Größte, hat aber trotzdem den Strafraum beherrscht, und auf der Linie war er überragend.

Was war Ihre Stärke?

Meine Mentalität, dieser unbändige Drang, gewinnen zu wollen.

Was Ihre Schwäche?

Mein Talent (lacht). Im Ernst, da habe ich später schon als U-21-Coach durchweg talentiertere Spieler gehabt, als ich damals einer war.

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Weil ich ihn auch noch persönlich erlebt habe, ist das ganz klar Gerd Müller.

Im Training beim SV Furpach

Welchem Amateurklub sind Sie noch verbunden?

Dem SV Furpach, ein Klub in einem kleinen Vorort von Neunkirchen, da bin ich noch bei den Alten Herren aktiv.

Kicken Sie gelegentlich noch?

Ja, ab und zu, siehe oben. Allerdings nur noch im Training, alles andere macht keinen Sinn mehr.

Wo steht Ihre Torjägerkanone?

Die hat ihren Ehrenplatz in meiner Sport- und Weinbar im heimischen Keller.

Stefan Kuntz

Auf internationaler Bühne: Stefan Kuntz ist aktuell Nationaltrainer der Türkei. imago images/Ulrich Hufnagel

Vita Stefan Kuntz

Seine Vereine: Borussia Neunkirchen (1970-83), VfL Bochum (1983-86), Bayer 05 Uerdingen (1986-89), 1. FC Kaiserslautern (1989-95), Besiktas Istanbul (1995- 7/1996), Arminia Bielefeld (1996-98), VfL Bochum (1998/99), Borussia Neunkirchen (2000), SV Furpach (2002/03), Palatia Limbach (2004/05)

Seine Profi-Einsätze/Tore: 449 Bundesligaspiele, 179 Tore für Bochum (120/47), Uerdingen (94/32), Kaiserslautern (170/75) und Bielefeld (65/25) ; 1 Zweitligaspiel, kein Tor für Neunkirchen ; 30 Erstligaspiele in der Türkei, 9 Tore für Besiktas ; 15 Europapokalspiele, 7 Tore ; 25 Länderspiele, 6 Tore

Seine Titel: Europameister 1996, Deutscher Meister 1991 (mit Kaiserslautern), DFB-Pokal-Sieger 1990 (mit Kaiserslautern), Bundesligatorschützenkönig 1986 im Dress des VfL Bochum (22 Treffer) und 1994 im Trikot von Kaiserslautern (18 Treffer, gemeinsam mit Frankfurts Anthony Yeboah), Fußballer des Jahres 1991

Als Trainer u. a. mit dem deutschen U-21-Team 2017 und 2021 Europameister. Seit September 2021 Nationaltrainer der Türkei.

Interview: Michael Pfeifer

Diese Ex-Profis sind jetzt Trainer im Amateurfußball