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Starkl im Interview: "So etwas ist eine bodenlose Frechheit"

Nach Abschied von der Admira

Starkl im Interview: "So etwas ist eine bodenlose Frechheit"

Dominik Starkl ist vertragslos und spart nicht an Kritik.

Dominik Starkl ist vertragslos und spart nicht an Kritik. GEPA pictures

kicker: Nach elf Jahren in der Bundesliga muss die Admira den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Für Sie geht es beim Verein nicht weiter. Was wünschen Sie der Admira für die Zukunft?

Dominik Starkl: Dass sie so schnell wie möglich den Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen. Obwohl die letzten sechs Monate nicht gut für mich verlaufen sind, bin ich der Meinung, dass die Admira in die Bundesliga gehört. Ich hoffe, dass der Verein die richtigen Leute findet, vom Trainer bis zum Kader. Aber es wird ein steiniger Weg und nicht einfach. Ich kann mich an keinen Verein erinnern, der den sofortigen Wiederaufstieg geschafft hat.

Wie hat die Mannschaft den Abstieg erlebt?

Es war ein Schock für uns! Dass wir abgestiegen sind, damit hat niemand gerechnet.

Sie haben nach Ihrer Knöchelverletzung im Winter im Frühjahr dann kaum noch eine Rolle gespielt. Wissen Sie, warum?

Für mich persönlich ist das letzte halbe Jahr überhaupt nicht gut gelaufen, deswegen sehe ich das auch mit anderen Augen. Ich habe seit dem Winter keine Chance mehr bekommen, weiß aber nicht warum. Ich verstehe es nicht und finde es auch nicht fair mir gegenüber. Sogar einige meiner Mitspieler sind auf mich zugekommen und haben mich gefragt, was los ist, wieso ich nicht spiele. Ich konnte ihnen aber keine Antwort darauf geben.  Wenn sie mir gesagt hätten, dass sie nicht mehr mit mir planen, dann ist das in Ordnung, aber so etwas ist einfach eine bodenlose Frechheit. Es ist schwer für mich, da neutral zu bleiben. Der Verein hat sich leider nie mit dem Szenario Abstieg beschäftigt.

Am Anfang des Jahres war das Ziel, die Top sechs zu erreichen und jetzt sind wir abgestiegen. Das ist Realitätsverweigerung in meinen Augen.

Dominik Starkl

Warum ist es dann doch so weit gekommen?

Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wir haben in den letzten Runden alles verloren und am Ende hat es nicht mehr gereicht. Die anderen Mannschaften schlafen nicht und haben in weiterer Folge die Punkte geholt, die wir nicht geholt haben. Wir haben auf die jungen Spieler gesetzt, was für sie eine außergewöhnliche Situation ist. Sie konnten dem Druck nicht standhalten. Vielleicht hätte man mehr auf die erfahrenen Spieler setzen sollen. Am Anfang des Jahres war das Ziel, die Top sechs zu erreichen und jetzt sind wir abgestiegen. Das ist Realitätsverweigerung in meinen Augen.

Wie beurteilen Sie das Jahr unter Trainer Andreas Herzog?

Das ist schwierig, ich will das auch gar nicht bewerten. Ich kann nur sagen, was mit mir passiert ist. Im Herbst hatte ich noch meine Einsätze. Dann habe ich mich beim Spiel gegen die Austria verletzt und anschließend ging es bergab. Obwohl ich eine super Wintervorbereitung gespielt und sogar die meisten Treffer erzielt habe, kann ich es nicht ändern. Der Verein hat mich nicht gut behandelt.

Wie geht es für Sie weiter, wäre das Ausland reizvoll?

Auf jeden Fall! Ich kann noch nicht genau sagen, wie es weitergeht. Es muss das Gesamtpaket passen. Es gibt Gespräche, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich möchte etwas Langfristiges und nicht nur für ein Jahr planen. Die Premier League oder die deutsche Bundesliga werden sich wahrscheinlich nicht mehr ausgehen, so realistisch bin ich. Ich werde aber weiter an mir arbeiten und dann schauen, wohin mich die Reise führen wird.

Sie kamen im Sommer 2015 zur Admira. Warum entschieden Sie sich damals für den Wechsel?

Weil ich spielen wollte. Ich habe zwar bei Rapid Spielpraxis bekommen, aber nicht viel, schon gar nicht über 90 Minuten. Rapid war auch nicht zu 100 Prozent überzeugt von mir, sonst hätten sie mich nicht gehen lassen. Speziell am Anfang hat sich der Wechsel komplett ausgezahlt, da habe ich viel gespielt und wir waren im ersten Jahr gleich im Cupfinale und - ich glaube - dreimal international vertreten.

Wäre es für Sie denkbar, in die 2. Liga zu gehen?

In meiner Karriere habe ich noch nie für einen Verein aus der 2. Liga gespielt. Ich kann es mir zwar durchaus vorstellen, aber natürlich hat die Bundesliga für mich oberste Priorität.

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Von welchen Mitspielern konnten Sie am meisten mitnehmen?

Mir persönlich war es eine Freude und Ehre, mit Sasa Kalajdzic zusammengespielt zu haben. Wie er den Sprung über die zweite Mannschaft der Admira geschafft hat und in der ersten Mannschaft explodiert ist, das ist schon beachtlich. Jetzt kann er sich sozusagen den Verein aussuchen, das ist bemerkenswert. Ich verfolge sehr gerne seine weitere Karriere. Es hat viel Spaß gemacht mit ihm, auch abseits des Platzes. Er ist ein guter Kerl, menschlich top.

Was war das schönste Tor Ihrer bisherigen Karriere?

Ich würde sagen, mein erstes Tor, das ich für die Admira erzielt habe. Das war auch gleichzeitig mein Debüt für die Admira. Es war eine Flanke, mit dem ersten Kontakt hab' ich den Ball in der Luft gehalten und mit dem zweiten habe ich ihn in die Maschen gehaut. Oder mein Doppelpack gegen meinen Ex-Klub, das ist mir nicht oft gelungen.

Welche persönlichen Highlights bleiben Ihnen sonst noch in Erinnerung?

Mit Rapid sind wir zweimal Vizemeister geworden und in die Gruppenphase der Europa League eingezogen. Mit der Admira sind wir in der Saison 2015/16 ins Cupfinale eingezogen und haben in der Qualifikation für die Europa League gespielt, was ein super Erfolg für den Verein war. Der Meistertitel ist mir noch verwehrt geblieben, aber mal schauen, was die Zukunft bringt.

Sie machen gerade selbst einen Trainerkurs.

Das ist richtig. Ich mache ihn, weil es mich einfach interessiert. Ich habe von der Möglichkeit, das UEFA-B-Diplom für Berufssportler zu machen, gelesen und das für mich dann privat angefangen. Es ist einmal eine andere Sichtweise und eine Möglichkeit, irgendwann einmal eventuell in eine andere Richtung einmal zu gehen. Vorstellen kann ich es mir, wenn es passt.

Interview: Daniel Fuhry

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