Nationalelf

Standard-Trainer Mads Buttgereit weckt Neugier im DFB-Team

Der neue Mann mit besonderem Job weckt die Neugier im DFB-Team

Standard-Trainer Buttgereit ist kein Zauberer, aber ein Nerd im positiven Sinne

"Man klappert alles ab, was es gibt, und sammelt": Mads Buttgereit schaut genau hin.

"Man klappert alles ab, was es gibt, und sammelt": Mads Buttgereit schaut genau hin. picture alliance / GES/Markus Gilliar

Dankbar ist die Aufgabe nicht, die Andreas Kronenberg an diesem Montag zuteilwird. Der neue Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft, der in dieser Saison auch weiterhin für den SC Freiburg tätig ist, präsentiert sich in Stuttgart den Medien und hat dabei das Pech, das an seiner Seite in Mads Buttgereit jemand sitzt, der in seiner Funktion als Standard-Trainer durchaus als Exot durchgeht. Und entsprechend begehrt ist bei den Fragestellern, die dann auch mehr von Buttgereit als vom dennoch nicht unterbeschäftigten Kronenberg wissen möchten. Der 46-Jährige dürfte das verkraften können. Vermutlich ist er selbst sogar ebenfalls neugierig darauf, was sein neuer dänischer Kollege an Ideen und Methoden mitbringt. Die Nationalspieler jedenfalls sind es, ist ein Spezialtrainer für ruhende Bälle doch auch für sie, die in ihren Klub mit modernsten Methodiken vertraut sind, noch etwas grundsätzlich Neues.

Buttgereit allerdings braucht nicht lange, um die hohen Erwartungen an ihn erst einmal zurechtzustutzen. "Man kann ja nicht zaubern", sagt der 35-Jährige, "man kann nicht bei direkten Freistößen zum Spieler sagen: Mach das so und so, dann klappt es." Es stecke vielmehr kontinuierliche Arbeit dahinter, um auf diesem Wege zum Erfolg zu kommen. Und zwar nicht nur im Rahmen der DFB-Lehrgänge, sondern auch tagtäglich in den Klubs. Denn es komme auf die Details an. Daran, sagt Buttgereit, arbeite man bestenfalls auch zuhause weiter.

Dass die Spieler dafür offen sind, daran zweifelt der neue DFB-Spezialtrainer nach seinen bisherigen Erfahrungen im Profi-Fußball nicht. Bevor ihn der neue Bundestrainer Hansi Flick in seinen Stab holte, war er beim dänischen Erstligisten FC Midtjylland und für den dänischen Verband tätig. Auch bei der Euro war er als Standardspezialist Mitglied der dänischen Mannschaft im Einsatz - und hatte einen gewissen Anteil am herrlichen Freistoßtor von Mikkel Damsgaard im verlorenen Halbfinale gegen England (1:2).

Buttgereit: "Topspieler suchen jedes Prozent, um sich zu verbessern"

"Die Spieler, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren immer total offen. Hier sind Topspieler. Die suchen jedes Prozent, um sich zu verbessern", sagt Buttgereit, der bei seiner Arbeit auch auf technische Hilfsmittel wie das aus dem Golf bekannte Tool "Trackman" setzt. "Denn wenn du Daten dazubekommst, kannst du deine Arbeit belegen." Man sehe genau, was passiert, wenn man den Ball zu hart, zu weich oder mit zu viel Spin trete - und was sich an der Flugbahn ändere, wenn man an den Details arbeite. "Dafür ist das ein sehr gutes Hilfsmittel", sagt Buttgereit, dem man wohl nicht zu nahetritt, wenn man ihn als Nerd im positiven Sinne bezeichnet.

Müllers verunglückter Freistoß als Inspiration

Inspirationen holt er sich laut eigener Aussage überall. Nicht nur in den Topligen, sondern auch mal darunter. "Man klappert alles ab, was es gibt, und sammelt." An einer gelungenen Kläraktion im Strafraum könne er sich genauso erfreuen wie über ein schönes, wuchtiges Tor nach einem Freistoß. Das sei "beides geil", sagt er und gibt zu, dass ihn selbst Thomas Müllers verunglückter Freistoß gegen Algerien bei der WM 2014, für den der Münchner damals reichlich Spott kassierte, inspiriert habe.

Überhaupt sei die Arbeit, die bislang in Sachen Standards bei der Nationalelf geleistet worden "hervorragend" gewesen. Eine Aussage, die angesichts der zuletzt vielen Gegentore nach ruhenden Bällen doch etwas überrascht - weshalb man sie Buttgereit durchaus als dänische Höflichkeit auslegen darf. Wunderdinge sollte man angesichts der begrenzten Zeit, die Buttgereit bei den Lehrgängen für die theoretische und praktische Arbeit an Freistößen, Ecken und auch Einwürfen bleibt, tatsächlich nicht erwarten vom neuen Standard-Spezialisten der deutschen Mannschaft. Verbesserungen aber durchaus - allein schon, weil mal wieder jemand genauer hinschaut. Und das war in den Jahren nach der auch durch Standards gewonnen WM 2014 längst nicht immer der Fall beim DFB.

Matthias Dersch