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WM 2022: Japan im Check: Das kann Deutschlands Auftaktgegner

Japan schickt international erfahrenen Kader ins Rennen

Stärken, Schwächen und ein "japanischer Messi": Der DFB-Gegner im Check

Zwei Spieler von großer Bedeutung für Japan: Wataru Endo (li.) und Daichi Kamada.

Zwei Spieler von großer Bedeutung für Japan: Wataru Endo (li.) und Daichi Kamada. IMAGO/AFLOSPORT

Der Trainer: Eine besondere Vergangenheit mit Katar

Die Samurai Blue stehen unter der Leitung von Nationaltrainer Hajime Moriyasu. Der 54-jährige ehemalige Profi und 35-malige Nationalspieler holte in seinen ersten fünf Jahren als Trainer bei Sanfrecce Hiroshima drei Meistertitel (2012, 2013, 2015), bevor er nach seiner Entlassung 2017 neuer Coach der japanischen U 23 - mit der er bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio bis ins Halbfinale kam - wurde.

Schon im Jahr darauf übernahm er das A-Nationalteam von Akira Nishino, als dessen Co-Trainer er bei der WM-Endrunde 2018 schon fungiert hatte. Bei den Fans ist Moriyasu allerdings nicht sehr beliebt, er hat den Ruf, ein wenig stur zu sein und an seinen Lieblingen festzuhalten, auch wenn sie keine Leistung bringen.

"Die Stärken der Japaner entsprechen den deutschen Schwächen"

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Den Trainer verbindet übrigens eine besondere Vergangenheit mit Katar: Vor 29 Jahren verpasste er mit Japan hier dramatisch die erste WM-Teilnahme für Japan in der Nachspielzeit gegen den Irak. Schon alleine deshalb möchte er nun am gleichen Ort eine positive Geschichte schreiben.

Die Stärken: Ein nicht zu unterschätzender Vorteil

WM 2O22 IN KATAR

Japan verfügt, wie schon in den Turnieren zuvor, über ein gutes Kurzpassspiel und schnelle, technisch versierte Spieler, die zumeist auf mehreren Positionen agieren können. Das hohe Pressing erzwingt beim Gegner oft Fehlpässe, die dem Angriff Chancen eröffnen. Wenn die Elf als Kollektiv auftritt, ist ihre Defensive nur schwer zu knacken. Durch die große internationale Erfahrung des Kaders, neben acht Deutschland-Legionären finden sich auch Spieler aus Spanien, England, Portugal, Schottland, Belgien und Frankreich, ist Japan ein ernstzunehmender Gegner.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Japan kennt die klimatischen Bedingungen in der Region aus der WM-Qualifikation, dürfte also weniger von den Temperaturen überrumpelt sein als beispielsweise Deutschland.

Die Schwächen: Kein Vollstrecker erkennbar

Offensiv liegt die größte Schwäche der japanischen Elf darin, dass einfach zu viele Chancen benötigt werden, um Tore zu erzielen. Es fehlt die Durchschlagskraft und ein richtiger Vollstrecker im Sturmzentrum. Dieser ist im WM-Kader nicht zu erkennen.

In der Defensive ist Japan zwar stark, aber ein wenig dünn besetzt. Da gibt die Verletzungsanfälligkeit von Takehiro Tomiyasu (Arsenal) und des Ex-Hannoveraners Hiroki Sakai (Urawa Red Diamonds) Anlass zur Sorge, auch wenn mit Innenverteidiger Ko Itakura ein potenzieller und starker Ersatz nach seiner Langzeitverletzung wieder zur Verfügung steht. Zudem bereitet die Doppelsechs wegen der Gehirnerschütterung Wataru Endos (VfB Stuttgart) und den muskulären Problemen Hidemasa Moritas trotz deren Einsatzfähigkeit ein wenig Sorgen. 

Standardsituationen sind ebenfalls ein Faktor, der Japan größere Probleme bereitet. Nicht zuletzt im Spiel gegen Kanada offenbarte die Defensivreihe gegen große Spieler Schwächen vor allem bei Eckbällen.

Die "Player to watch": "Japanischer Messi" und ein Superjoker

Drei Spieler sollte man auf jeden Fall im Blick behalten. Daichi Kamada ist nicht zuletzt aufgrund seiner starken Leistungen für Eintracht Frankfurt einer der Schlüsselspieler für die Samurai Blue, der die Offensive auf der Zehnerposition führen soll. Dabei ist auch das Zusammenspiel mit Takefusa Kubo, dem einst als "japanischer Messi" titulierten Youngster, auf dem Flügel von Bedeutung. Der 21-Jährige kann links, rechts und auch im Zentrum agieren und strahlt stets Torgefahr aus. Man darf gespannt sein, wie sich der Mann von Real Sociedad bei seinem ersten großen Turnier schlägt.

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Kaoru Mitoma wird vorerst zwar nur eine Jokerrolle ausfüllen, ist aber so etwas wie Japans Superjoker. Der 25-Jährige ist schnell, wendig und kann mit seinem Zug zum Tor in kurzer Zeit den Unterschied machen. 

Die Prognose: Gesetztes Ziel denkbar

Die japanische Elf ist ein nicht zu unterschätzender Gegner, dürfte aber gegen Deutschland und Spanien - sollten die Favoriten der Gruppe nicht patzen - nur geringe Chancen auf ein Weiterkommen haben. Gelingt jedoch ein Coup im Auftaktspiel gegen Deutschland, ist ein Achtelfinaleinzug und sogar ein Erreichen des gesetzten Zieles "Viertelfinale" durchaus denkbar. 

Kim Dämpfling