kicker: Herr Springer, war das 1:6 gegen Weiche der Tiefpunkt der bisherigen Saison?
Ole Springer: Gefühlt war es das. Zumal die Niederlage in der Deutlichkeit nicht zu erwarten war. Denn seit der 1:5-Niederlage im September in Rehden hatten wir uns stabilisiert. Auch war zuvor beim 0:0 in Oldenburg und dem 2:1 in Lübeck eine Aufwärtstendenz erkennbar. Die Pleite gegen Weiche war ein echter Rückschlag. In diesem Derby ist dann ja auch noch die Stimmung umgeschlagen. Die Fans, die uns so oft gepusht hatten, haben ganz klar ihren Unmut kundgetan. Dafür muss man Verständnis haben. Nach einer solchen Leistung müssen wir uns an die eigene Nase fassen.
kicker: Interviews ist stets zu entnehmen, die Mannschaft bestrafe sich immer wieder selbst...
Springer: Ja. Aufgrund vieler individueller Fehler haben wir eine ganze Menge Punkte liegen gelassen. Uns fehlen in entscheidenden Momenten Ruhe und Cleverness.
kicker: Wie ist diese fatale Heimserie zu erklären?
Springer: Wir hatten zu Hause einige starke Gegner, haben mehrfach unglücklich verloren. Und mit jeder weiteren Niederlage entsteht ein Kopfproblem. Da denkt dann jeder nach dem ersten Gegentor: "Bitte nicht schon wieder". Wir haben eine junge Mannschaft, die dann nicht in der Lage ist, das Ruder noch einmal herumzureißen.
Der erste Platz über dem Strich ist unser Ziel.
Ole Springer
kicker: Auswärts ist alles im Lot, der VfR hat solide 14 Punkte in der Fremde geholt...
Springer: Stellen Sie sich nur mal vor, die hätten wir auch zu Hause eingefahren. Dann stünden wir im oberen Tabellenmittelfeld. Fakt ist: Auswärts haben wir mehr als einmal bewiesen, dass wir etwas drauf haben. Unsere Qualität ist größer, als es aktuell der 16. Tabellenplatz aussagt.
kicker: Sind Sie froh, dass das nächste Heimspiel erst Mitte Februar stattfinden wird?
Springer: Auf jeden Fall sollten wir die Winterpause nutzen, um uns zu sammeln. Spielerisch und taktisch wird sich keiner von uns in den kommenden zwei Monaten extrem verbessern, also müssen wir noch enger zusammenrücken und uns gemeinsam mit dem Ziel namens Klassenerhalt identifizieren. Dabei müssen wir natürlich auch unserem Trainerteam um Uwe Erkenbrecher vertrauen. Auch sollten wir das Trainingslager Mitte Januar im Sauerland dazu nutzen.
kicker: Sind einige Neuzugänge mit falschen Vorstellungen zum VfR gekommen?
Springer: Das glaube ich nicht. Eher ist es ein Problem, dass wir nach dem recht guten Start mit neun Punkten aus den ersten sieben Spielen gedacht hatten, es würde so weitergehen mit einer Rolle im Tabellenmittelfeld. Vielleicht können einige der vielen jüngeren Spieler nicht mit der aktuell sehr schwierigen Situation umgehen.
Nach drei sieglosen Spielen in Serie will sich der VfR Neumünster beim VfL Wolfsburg II mit einem Dreier in die Winterpause verabschieden. imago
kicker: Wäre jetzt Saisonschluss, würde der Zweitligaabstieg des FC St. Pauli den VfR retten, weil die U 23 der Hamburger nicht mehr in der Regionalliga spielen dürfte. Ist das für Sie die Ironie des Schicksals, immerhin waren Sie zehn Jahre für St. Pauli aktiv und dort sogar mal dritter Torwart im Bundesligakader?
Springer: Ja, es steckt immer noch viel Herzblut von mir im FC St. Pauli. Aber ich spiele jetzt beim VfR und würde es natürlich so annehmen, wenn es so käme. Grundsätzlich wünsche ich meinem Ex-Klub natürlich nicht den Abstieg, und wir wollen den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen. Der erste Platz über dem Strich ist unser Ziel.
kicker: Nun geht es am Samstag zum Tabellendritten nach Wolfsburg. Was spricht dort für den VfR?
Springer: Das Hinspiel war eines von denen, die wir unglücklich verloren haben. Auch haben wir Wolfsburg II in der Vorsaison zwei Mal zu null geschlagen. Und dann ist da ja noch unsere Auswärtsstärke. Wir können mit breiter Brust anreisen.