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Splatoon 3: Fetzige Farbkämpfe auf eSport-Niveau

kicker eSport spielt an

Splatoon 3: Fetzige Farbkämpfe auf eSport-Niveau

Nintendo bringt ein neues Splatoon heraus. Wir spielen es an.

Nintendo bringt ein neues Splatoon heraus. Wir spielen es an. kicker eSport/Nintendo

Der Wettergott meint es nicht gut mit dem neuen Splatoon. Nintendo hat für die Deutschlandpremiere in die Nordwandhalle in Hamburg eingeladen und es gießt wie aus Kübeln. Es ist ein schicker Ort, um das Spiel vorzustellen, die Besucher können klettern, Farbe verschießen und drei Spielmodi anspielen.

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Nintendo hat in die Nordwandhalle in Hamburg geladen. kicker eSport

Nintendo hat Influencer, Blogger, Journalisten und ihre Familien eingeladen. Das Ganze gleicht also einem richtigen Familienfest mit perfekt durchgestylten Influencern dazwischen.
Was Splatoon 3 mit Klettern zu tun hat? Wenig bis gar nichts, aber geschenkt. Wir sind hier, um den neuen Teil auf seine eSport-Tauglichkeit zu überprüfen.

Für alle, die nicht bis zum Ende lesen wollen, eine Kurzzusammenfassung: Splatoon 3 ist trotz seiner kindlichen Aufmachung und des Preises von 60 Euro überraschend kompetitiv. Um nicht zu sagen hervorragend - mechanisch wie thematisch.

Viel neuer Content - aber nichts bahnbrechendes

Der neue Teil ist heute am 9. September erschienen, fünf Jahre nach Splatoon 2. Nintendos eSport-lastiges Spiel ist also, anders als das von FIFA gewohnt ist, kein jährlich erscheinender Titel. Zu erwarten wäre daher ein riesiges Paket an Neuerungen gewesen. Dem erteilte der Spielehersteller allerdings eine Absage und konzentriert sich besonders auf "Quality of Life"-Upgrades, also Neuerungen, die den Spielfluss und -Spaß erhöhen und von der Community gewünscht wurden.

In Splatoon geht es im kompetitiven Modus darum, das Level mit Tintenkanonen anzumalen. Gespielt wird in der Third-Person-Ansicht, drei Minuten lang. Jede Mannschaft besteht aus vier Spielenden, die unterschiedliche Waffen wählen können. Das reicht von einem Farbpinsel über eine Wasserpistole bis hin zu Bogen und Schwert. Letztere sind übrigens neu im dritten Teil.

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Hier wird ordentlich drauflos gekleckst. Ziel ist es das Level anzumalen. Nintendo

Mit den Waffen kann Tinte verteilt werden, allerdings können auch die Gegner angegriffen werden. Sinken die Lebenspunkte eines Spielenden auf Null, geht’s für ein paar Sekunden auf die Bank. Zusätzlich hat jeder noch ein Wurfgeschoss, das je nach Charakter mal wie ein Schild, mal wie eine Granate funktioniert. Abschließend ist ein Ultimate, der sich auflädt und dann eine Superfähigkeit zündet.

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Vor jeder Runde können unterschiedlichste Waffen gewählt werden. Nintendo

Im simplen Spielprinzip steckt erstaunlich viel Taktik. Denn am Ende gewinnt die Runde, wer mehr von der Arena angemalt hat. In der Nordwandhalle gerriet das immer wieder herausfordernd mit wechselnden Mitspielern. Aber egal, ob das 10-jährige Kinder oder gestandene 3-Millionen-Influencer waren, es wurde nie unfair und schnell taktierten wir bereits herum.

Vier unterschiedliche Modi

Im neusten Teil bekommt der Story-Modus eine Fortsetzung spendiert. Hier geht es darum, sich durch immer schwieriger werdende Level zu malen, Puzzle zu lösen und gegen Bosse anzutreten. Geschicklichkeit ist vonnöten und das Ganze unterhält sehr gut.

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Mit den ultimativen Fähigkeiten kann man das Ganze immer herumreißen. Nintendo

Der dritte eigenständige Modus ist der so genannte "Salmon Run", bei dem die Spielenden zu viert gegen Gegnerwellen antreten. Von Zeit zu Zeit kommen besonders starke Monster, die "Gold-Fischeier" fallen lassen. Diese müssen in einen Korb gebracht werden. Landen dort genug davon und bleiben die Spielenden auf den Beinen, ist die Welle geschafft.

Klingt simpel, ist aber mit uneingespielten Influencern so knifflig, dass wir keine einzige Runde abschließen konnten. Und das laut Nintendo auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe. Äußerst spaßig und herausfordernd, allerdings blieben die Muster der Monster in jeder Runde gleich.

Sonst neu dabei sind 12 frische Arenen, Salmon Run ist nun jederzeit verfüglich und es gibt ein Kartenspiel, dass wir allerdings nicht testen konnten. Und da liegt die Krux.

Kein eSport- sondern Vollpreisspiel

Nintendo schnürt ein großes Contentpaket, der kompetitive Modus steht nicht im Vordergrund. Viel ist nicht neu geworden, jeder Splatoon-Veteran wird sich augenblicklich zurechtfinden. Die PR-Sprecher von Nintendo erklären uns auf Nachfrage: Der Fokus liegt auf kleinen Dingen wie, dass man im Matchmaking während der Wartezeit nun in einer Trainingsarena Waffen und Ausrüstung ausprobieren kann. Das beugt Langeweile vor und dient der "Quality of Life". Die Charaktere bekommen auch neue Moves, die die Bewegungsfreiheit und taktische Vielfalt erhöhen.

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Es gibt diverse unterschiedliche Arenen. Nintendo

Außerdem wolle man das Spiel alle drei Monate mit neuen Arenen versorgen und das mindestens zwei Jahre lang. Nintendo bietet hier also einiges für die 60 Euro.

eSport steht allerdings nicht im Vordergrund. Spielende bekommen einen Strauß an verschiedenen Modi. Zusätzlich gibt es das kompetitive 4vs4. Entsprechend vorsichtig ist Nintendo mit Plänen zu eSport. In Splatoon 2 gab es noch Welt- und Europameisterschaften, dahingehend hat man aber noch keine spruchreifen Pläne. Man wolle nun vor allem die Community bei der Ausrichtung von Turnieren unterstützen.

Prinzipiell könne jeder anfragen und, bei Eignung, auf die Hilfe des Spieleherstellers zählen. Dazu wird aber wohl ein externer Turnierdienstleister benötigt, innerhalb des Spiels gibt es keine Software, die Wettkämpfe umsetzen kann. Nintendo-Turniere wird es erstmal keine geben, allerdings halte man sich das offen. Wünschenswert wäre es, so der Pressesprecher. Es könnte passieren, aber das stünde noch in den Sternen.

Fazit

3,5 Stunden habe ich in der Nordwandhalle mit den Spielen verbracht. Ein Indikator dafür, wie abwechslungsreich und gut Splatoon 3 ist. Auf diesen ersten Blick wirkt alles perfekt durchprogrammiert, die kompetitiven Kämpfe sind fair und asymmetrisch, Skill ist entscheidend und es ist durchaus möglich, mit konzentrierten Teamaktionen und Taktiken einen Vorteil zu erringen. Keine Waffe scheint übertrieben, nur im Zusammenspiel mit den Kollegen ist ein Sieg möglich. Der Einzelspielermodus scheint abwechslungsreich und unterhaltsam und mein Favorit, der kooperative Modus, taugt sicher für viele Stunden Spielspaß.

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Wer mehr vom Level anmalt, gewinnt. Nintendo

Flaschenhals ist wie schon bei Pokémon die Switchkonsole zusätzlich zur kostenpflichtigen Clubmitgliedschaft und natürlich dem Grundpreis des Spiels. League of Legends, Fortnite, Valorant, TFT sind alle kostenlos und benötigen nur ein Smartphone oder einen PC. Eine richtige Empfehlung lässt sich daher nicht geben. 370 Euro, ehe man losspielen kann, sind astronomisch.

Allen die eine Switch besitzen und Lust auf ein äußerst kompetitives Spiel haben, dass sich mit Jung und Alt spielen lässt, denen empfehle ich … Pokémon Unite. Wer noch diverse weitere Spielemodi dazu haben möchte, gerne mit Farbe kleckst, 60 Euro übrig hat und eher Egoshooter mag, der findet in Splatoon 3 ein hervorragendes Spiel, das seinesgleichen sucht.

Holm Kräusche

Splatoon: Farbschlacht mit eSport-Potenzial

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