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"Sonst fahren wir nach Hause": Alarmstimmung bei DFB-Elf

Angreiferin Popp spricht die Situation klar an

"Sonst fahren wir nach Hause": Alarmstimmung bei DFB-Elf

Hat keine Lust, schon nach Hause fahren zu müssen: DFB-Angreiferin Alexandra Popp (#9).

Hat keine Lust, schon nach Hause fahren zu müssen: DFB-Angreiferin Alexandra Popp (#9). Getty Images

Für die angestrebte Goldmedaille müssen sich die deutschen Frauen nach einer ernüchternden Vorrunde erheblich steigern. Vom Finale wollte Spielführerin Saskia Bartusiak erst gar nicht mehr sprechen: "Momentan macht das keinen Sinn. Wenn wir unsere Qualität nicht auf den Platz bringen, klappt das nicht." Das 1:2 (1:1) im letzten Vorrundenspiel gegen Kanada war ernüchternd, durch die knappe Niederlage zitterten sich die Europameisterinnen in die K.-o.-Runde. Es war die überhaupt erste Pleite gegen die Kanadierinnen, zuvor hatte die DFB-Auswahl alle zwölf direkten Vergleiche gewonnen.

Auf dem zweistündigen Flug von der Hauptstadt Brasilia nach Salvador, wo am Freitag das Viertelfinale gegen China wartet, hatten die deutschen Frauen nach einer bescheidenen Gruppenphase viele Fragezeichen im Gepäck. Hinten leistete man sich grobe Schnitzer, vorne wurden erschreckende Mängel ersichtlich - der Spielaufbau wirkte zudem ideen- und konzeptlos. Nicht nur die für ihre Direktheit bekannte Stürmerin Alexandra Popp schlug unmittelbar Alarm: "Im Viertelfinale müssen wir alles aus uns rausholen, sonst fahren wir nach Hause."

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Olympiaturnier Frauen - Vorrunde, 3. Spieltag
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4
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Australien Australien
4

Behringer: "Wir müssen den Reset-Knopf drücken"

Bundestrainerin Neid bemühte sich dennoch, die positiven Aspekte herauszuarbeiten. "Für uns beginnt das Turnier jetzt. Wir müssen diese Vorrunde, die uns allen nicht gut gefallen hat, abhaken", so die 52-Jährige. Melanie Behringer, die Deutschland per Foulelfmeter noch in Führung gebracht hatte (13.), sah das ähnlich: "Wir müssen den Reset-Knopf drücken."

Kurz brandet Jubel auf: Melanie Behringer verwandelt vom Punkt.

Kurz brandet Jubel auf: Melanie Behringer verwandelt vom Punkt. Getty Images

Vier Zähler aus drei Spielen reichten nur dank der besseren Tordifferenz für Platz zwei vor den punktgleichen Australierinnen, die als einer der zwei besten Gruppendritten weiterkamen. Frühe Duelle mit den Mitfavoriten Frankreich (gegen Kanada) und USA (gegen Schweden) umging die DFB-Auswahl so zwar. Doch nach den bisherigen Leistungen zittert kein Gegner mehr vor dem zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister. Ganz im Gegenteil.

Dabei hatte das deutsche Team nach der ebenso langen wie reibungslosen Vorbereitung noch vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Nun macht sich vielerorts Ratlosigkeit breit. "Wir haben die Qualität, aber verbergen sie ganz gut", haderte etwa Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz und blickte nachdenklich zu Boden: "Wir kriegen zu viele Tore. Wir waren sonst immer stabil, das hat uns ausgezeichnet."

Spielführerin Bartusiak übt Selbstkritik

Das Selbstverständnis und die Sicherheit sind aber weg. Stattdessen leisten sich die DFB-Frauen etliche individuelle Böcke. Bestes Beispiel ist da Spielführerin Bartusiak, die mit einem Aussetzer am ersten Gegentreffer durch Doppeltorschützin Melissa Tancredi (26./60.) mitbeteiligt war. Hinterher übte sie Selbstkritik: "Wir machen blöde, zu einfache Fehler. Wir brocken uns das selbst ein."

Wir müssen uns jetzt schnell berappen. Ab jetzt heißt es: Hopp oder top.

Saskia Bartusiak zum K.-o.-Modus

Bereits nach dem 2:2 gegen Australien am Samstag hatte sich die Mannschaft zusammengesetzt, um ohne den Trainerstab die eigene Leistung zu analysieren und Lösungen zu finden, berichtete Leupolz. Eine weitere Krisensitzung unter Vorsitz von Bartusiak scheint dringend nötig. "Wir müssen uns jetzt schnell berappen. Ab jetzt heißt es: Hopp oder top", sagte die Kapitänin.

msc

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