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So wirst du zum eSportler - Ein 8-Punkte-Plan

Von der DreamHack Hannover

So wirst du zum eSportler - Ein 8-Punkte-Plan

Wer Geld vor der Konsole verdient, hat sich seinen Traum erfüllt. Auch Interesse? Das sagen die Experten.

Wer Geld vor der Konsole verdient, hat sich seinen Traum erfüllt. Auch Interesse? Das sagen die Experten. picture alliance/KEYSTONE

Wie werde ich eigentlich eSportler? Eine Frage, die die Szene seit Jahren begleitet. Reicht es, einfach nur gut zu zocken und dann ruft irgendwann ein Verein oder eine Organisation an? Schwierig zu beantworten, sogar für jene, die schon seit geraumer Zeit ihren Lebensunterhalt mit dem wettkampforientierten Zocken verdienen.

In einer Diskussionsrunde auf der DreamHack in Hannover zeigte sich das eindrucksvoll: Gut die Hälfte der Zeit verbrachten die Experten damit, zu definieren und zu besprechen, was denn eigentlich ein eSportler sei. Konsens: Jemand, der auf hohem Niveau an Wettkämpfen teilnimmt und einen Großteil seiner Zeit investiert. Ob Geld verdient wird, ist zunächst unerheblich, eSport kann auf Amateur- und auf Profilevel betrieben werden.

Diskussionsrunde Dreamhack Esportler Werden

Die Runde diskutierte auf der DreamHack Hannover und einigte sich auf einige Punkte, die auf dem Weg zum eSportler wichtig sind. Twitter/EPF

Die Runde bestand aus drei Experten: League of Legends-ADC Mareike 'Sayna' Burg, bei den Unicorns of Love als Auswechselspielerin unter Vertrag, Sermend 'Outlandisch' Al Hmawendi, Headcoach von BIGs Prime League Team, und Chris 'MoSiTing' Würger, Headcoach der Diamonds, ebenfalls aus der Prime League.

Beide Männer waren selbst zuvor Spieler und wissen wie 'Sayna', wie man es von der heimischen Konsole oder dem PC zum eSportler bringt. Im Panel arbeiteten sie acht Punkte heraus, die als Anleitung und Tipps für den Weg zum eSportler gelten können.

1: Grinden

Der erste Punkt, auf den sich die Runde einigen konnte, ist auch der kontroverseste. Denn seit geraumer Zeit ist bekannt: Nur stundenlang zocken ist nicht empfehlenswert. Zwar geht es auch im eSport nicht ohne (sehr) viel Übung, allerdings dürfen Ausgleich, Sport, Ernährung und Schlaf nicht zu kurz kommen. Anders ausgedrückt: Will man eSportler sein, muss man gut werden. Das geht nur mit viel Übung und einem entsprechenden Lebensstil.

2: Unterstützung bei Organisationen suchen

Heutzutage gibt es bereits einige Organisationen, die scouten und auf dem Weg zum Profi unterstützen. Die Runde nannte zum Beispiel die Uniliga, bei der Studenten mitspielen können, die eSports player foundation (EPF) und die Veranstaltung Scouting Grounds. Den Experten geschuldet, sind außer der EPF beide Anknüpfungspunkte auf LoL ausgerichtet. In FIFA halten zum Beispiel die Fußballvereine Scouting-Turniere ab.

BIG Outlandisch 2022 Split 2

Vom Spieler zum Trainer. 'Outlandisch' coacht das deutsche Team BIG. BIG

3: Auffallen (irgendwie)

'Outlandisch' nahm sich selbst als schlechtes Beispiel. Er sei vor allem negativ aufgefallen, mit ungehobelten Kommentaren. Das würde er heute keinem empfehlen, hätte aber zum Ziel geführt. Für alle Experten ist Twitter die Plattform der Wahl, hier träfe sich die League-Community. Dort aktiv zu sein, zu kommentieren und zu posten sei besonders wichtig. Bis zu 90 Prozent des Aufwandes solle man dort hineinstecken, solange man denn bereits gut spielen könne. Außerdem notwendig: "looking for team" in der Profilbeschreibung einstellen.

4: Netzwerken

Dieser Punkt spielt in den vorherigen hinein. Menschen kennen lernen, mit unterschiedlichen (Amateur)-Teams spielen, Kontakte zu Scouts und Trainern knüpfen: Das macht sich über die Zeit bezahlt. In Mannschaften zählt in der Regel nicht nur der eigene Skill, sondern auch die Persönlichkeit. Kann jemand im Team Verantwortung übernehmen?

5: Eine Mannschaft muss Spielende vermarkten können

Genauso gilt: Spielende müssen vom Team zu vermarkten sein. Wer nur krudes Zeug auf Twitter schreibt, ist das nicht. "Kannst du das Team repräsentieren?", ist die Frage, die sich jeder stellen sollte. Genauso wichtig ist eine Zuschauerschaft, die hinter einem steht. Natürlich schauen die Organisationen auch auf Reichweiten.

6 : Fokus zunächst auf die eigene Entwicklung, Teams erst ab einem hohen Rang

So wichtig wie netzwerken, trainieren und auffallen auch ist, und da sind 'Outlandisch' und 'MoSiTing' sich einig: Niemand unter Master-Level sollte ernsthaft erwägen, einem professionellen Team beizutreten. Master ist die dritthöchste Liga in League of Legends. Hierher oder höher haben es im November 2022 nur rund 0,2 Prozent aller gerankten LoL-Spieler geschafft.

MRDS Blue Sayna 2019

'Sayna' spielt in der Master-Liga in LoL. Sie ist gerade bei den Unicorns of Love unter Vertrag gekommen. Movistar Riders/lol.fandom

Die beiden Ex-Profis begründen das mit der eigenen Entwicklung. Innerhalb eines Teams werde vor allem das Zusammenspiel geschult, aber weniger stark die individuelle Fähigkeit. Die müsse jeder selbst ausbilden und wer es in Master schaffe, sei zumindest von den Fertigkeiten bereit für den nächsten Schritt. Vorher schade man sich eher.

7: Disziplin, Tagesstruktur und gesunder Lebensstil

eSportler ohne Team sind mit Selbstständigen vergleichbar. Der Tag muss strukturiert werden, das braucht Disziplin. Wer dies nicht auf die Reihe bekäme, könne sich nicht ausreichend entwickeln, glauben die Experten. Wie in einer Arbeit, sollten angehende eSportler eine Tagesstruktur anlegen, ihr folgen und viel Zeit für einen gesunden Lebensstil einplanen. Ausreichend Schlaf, Bewegung und gesundes Essen seien ein Motor für schnelle Entwicklung. Nächtelanges Zocken sei es nicht.

EPF Mo Si Ting 2021

Ein gesunder Lebensstil mit Sport und guter Ernährung sind besonders 'MoSiTing' wichtig.  Chris Würger/lol.fandom

8: Sprecht die Leute an

Die Vereinsstruktur in Deutschland entwickelt sich. Die drei Experten sind in der EPF organisiert und sagen: "Wir haben Bock auf die Leute." Ein erster Anknüpfungspunkt könnte also dort liegen. Alle Spielenden seien willkommen, könnten sich Rat und Einschätzungen bei der Foundation holen und an den Turnieren teilnehmen.

Wer also richtig gut in einem Spiel ist, aber noch nicht weiß, wie der nächste Schritt aussehen könnte, oder ob er überhaupt sinnvoll ist, könnte mit der EPF einen ersten Anlaufpunkt haben. Aber auch die Verbände wie der ESBD oder der eSport Verband Schleswig-Holstein sind Optionen.

Holm Kräusche

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