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So lief der Transfersommer von Austria Wien

Wechsel-Bilanz

So lief der Transfersommer von Austria Wien

FAK-Sportdirektor Manuel Ortlechner hatte keinen leichten Sommer.

FAK-Sportdirektor Manuel Ortlechner hatte keinen leichten Sommer. GEPA pictures

"Spannend" ist eines der Lieblingsworte von Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner. "Spannend" sind die Spieler, die er verpflichtet, "spannend" ist der Fußball, den die Austria spielt und "spannend" ist folglich auch die Mannschaft der Wiener Austria. Im April hielt er sie gar schon für so spannend, dass "mittlerweile das Who-is-Who des europäischen Fußballs zu uns kommt." Gemeint waren die Scouts der namhaftesten Klubs, die sich für seine jungen Spieler interessiert hätten.

Seit Spieler wie Braunöder, Jukic, Keles, Wustinger und El Sheiwi in die Mannschaft gewachsen sind, glaubt der stets positive "Orti" an das perpetuum mobile: Spieler in der Akademie entwickeln und sie dann "in der Regel siebenstellig" verkaufen, müsse "eines unserer Businessmodelle werden. Auch wenn es uns gelingt, den einen oder anderen Jungen ab dem Sommer in einer anderen Liga zu sehen - es kommen ja wieder spannende Junge nach." Soweit Manuel Ortlechners Theorie.

Das violette Dilemma

Die Praxis des abgelaufenen Transfersommers sah anders aus. So "alert", ein anderes seiner Lieblingswörter, Manuel Ortlechner bis zur letzten Minute auch blieb, Millionen waren mit den "spannenden" Violetten nicht zu erzielen. Für das "Tafelsilber" (© Jürgen Werner) Fitz, Braunöder, Früchtl mögen zwar Anfragen eingegangen sein, nicht aber in Ablösehöhen, die für die Austria auch zum (erhofften) Geschäft geworden wären. Und auf einen mäßig lukrativen Deal hatte sie sich ohnehin bereits bei Haris Tabakovic einlassen müssen. Der im Vorjahr ablösefrei aus Lustenau geholte Torjäger zog nach seinem "Traum-Frühjahr" die Ausstiegsklausel und wechselte für kolportierte 500.000 Euro zu Hertha BSC.

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Dieser Transfer zeigt das ganze Dilemma, in dem die Austria aufgrund ihrer Schuldenlast von immer noch gut 60 Millionen Euro steckt: Anders als für die Konkurrenz ist es für sie nahezu unmöglich, auf dem Transfermarkt stärker zu werden. Wann immer sie einen Spieler verkauft, muss sie trachten, ihn durch einen möglichst adäquaten Spieler für möglichst wenig Geld zu ersetzen, um mit dem abgeschöpften Gewinn das Minus auf der Bank zu verringern. Im Falle von Tabakovic heißen diese Spieler Fisnik Asllani und Alexander Schmidt. Zumindest Ersterer versprach bei seinem Debüt einiges, die von Tabakovic vorgelegten 19 Tore sind für den 21-jährigen Leih-Hoffenheimer aber ein dickes Brett.

Wo bleibt der Talente-Schub?

Nachdem die Fix-Verpflichtung von Reinhold Ranftl Vorrang hatte, zahlten die Wiener für ihre übrigen Neuerwerbungen gerade einmal 100.000 Euro Ablöse. Diese investierten sie in Tin Plavotic, der Lukas Mühl in der brüchigen Dreierkette ersetzen soll. Sobald sich der Ex-Rieder von seinem Außenbandriss erholt und das für ihn neue System intus hat, darf man sich von ihm auf jeden Fall mehr Torgefahr bei Standards erwarten als vom in die Serie B abgewanderten Kapitän. Was die Torausbeute betrifft, hat auch Hakim Guenouche seinen Vorgänger, den talentierten (zu Olympiakos zurückgekehrten) Doron Leidner, der für sein Derby-Tor in Erinnerung bleiben wird, mit seinem Treffer gegen Austria Klagenfurt bereits egalisiert. Für Marvin Potzmann hat's beim LASK und bei Rapid nicht zum Stammspieler gereicht, für die Violetten sollte der Routinier einen brauchbaren Joker für beide Außenbahnen abgeben. Der Israeli Silva Kani und Sturm-Talent Moritz Wels sind noch unbeschriebene Blätter, mit Keles, Dovedan und Teigl hat das Trio aber auch keine allzu großen Leistungsträger zu ersetzen.

Was bisher vollkommen fehlt, ist der nächste Talente-Schub aus der Akademie. Selbst beim Zweitliga-Partner Stripfing standen bisher meist nur Florian Kopp und Dario Kreiker in der Startelf. Unterm Strich ist die Austria auf keiner Position besser geworden, vorne ist nach dem Abgang von "Haris on fire" sogar mit einem Rückgang an Toren zu rechnen. Damit den fünften Platz aus der Vorsaison zu verbessern, kann spannend werden. Aber vielleicht nicht so, wie Manuel Ortlechner es gerne hätte.

Horst Hötsch

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