Int. Fußball

Silvia Neid: "Wenn jemand gewählt ist, sollte man auch auszeichnen"

Ex-Bundestrainerin über die FIFA Awards

Silvia Neid: "Wenn jemand gewählt ist, sollte man auch auszeichnen"

Sorgt sich um die Entwicklung junger Spielerinnen ohne internationale Turniere: Ex-Bundestrainerin Silvia Neid.

Sorgt sich um die Entwicklung junger Spielerinnen ohne internationale Turniere: Ex-Bundestrainerin Silvia Neid. imago images

Vor den FIFA Awards 2020 am Donnerstagabend in Zürich sprach die heute 56-Jährige vor allem über das fast abgelaufene Jahr, das auch den Frauen-Fußball vor große Herausforderungen stellte. National spielte nur die Bundesliga durch, die 2. Liga wurde Anfang März abgebrochen und die laufende Spielzeit Mitte Oktober unterbrochen. Und aus internationaler Sicht fiel 2020 mit der Absage von Olympia eines der Highlights im Frauen-Fußball-Kalender flach.

Sorgen um die Talente ohne Turniererfahrungen

"Im März konnten wir die besten Mannschaften bei gewissen Turnieren noch spielen sehen und waren gespannt, wie und ob sie ihren Stil verändern würden. Doch mit der Absage von Olympia hatte sich das alles erledigt. Ich kann leider nicht sagen, wie sich die Mannschaften entwickelt haben", so Neid in einem Interview auf der Internetseite der FIFA. "Auch die Topteams brauchen die Duelle auf dem höchsten Level wie zum Beispiel bei Olympia", sagte Neid und hofft nun auf die Spiele im Sommer 2021.

Besonders bitter sei die Lage auch für die Juniorinnen-Teams, deren Ligen beziehungsweise internationalen Turniere der Pandemie zum Opfer fielen. Dennoch glaubt die ehemalige Bundestrainerin, dass viele Nationaltrainer die lange Turnierpause nutzen werden, um frische, jüngere Kräfte in die Teams zu integrieren. "Einfach wird das aber nicht, denn vielen Nachwuchsspielerinnen fehlt die Erfahrung von internationalen Turnieren, die so wichtig ist für die Entwicklung von Talenten", glaubt Neid. "Und dieser Mangel dürfte sich dann auch bei einem Turnier wie Olympia bemerkbar machen."

Trotz der Schwierigkeiten für das Fußballjahr 2020 hält Neid es für wichtig, dass bei den FIFA Awards nun auch Spielerinnen, Spieler, Trainer und Trainerinnen ausgezeichnet werden. "Wenn jemand zum oder zur Besten in einer Kategorie gewählt wird, dann sollte man auch auszeichnen, selbst wenn dies nur digital möglich ist."

Wenn jemand zum oder zur Besten in einer Kategorie gewählt wird, dann sollte man auch auszeichnen, selbst wenn dies nur digital möglich ist.

Silvia Neid

Ihre eigenen Auszeichnungen - unter anderen dreimal FIFA-Trainerin des Jahres (2010, 2013, 2016) sowie Walther-Bensemann-Preisträgerin 2020 für ihr Lebenswerk - hat sie extrem positiv in Erinnerung. "Die Beste der ganzen Welt zu sein, das war ein unbeschreibliches Gefühl. Allerdings zeigte mir die Wahl zur besten Trainerin 2016 nach dem gewonnenen Olympia-Gold auch, dass ich eine Pause vom Coaching brauchte."

Mit der Überreichung der Auszeichnung des kicker-Gründers Walther Bensemann sammelte Neid in diesem Jahr auch schon Erfahrungen mit einer digitalen Ehrung. Am Donnerstagabend findet bei den FIFA Awards die nächste große Digital-Gala statt. "Es ist wirklich jammerschade, dass solche Veranstaltungen derzeit nicht stattfinden können, wenn man bedenkt, wie festlich und feierlich das letztes Jahr noch war. Abgesehen davon, war es auch immer sehr schön, dass man dort viele Menschen trifft und sich mit ihnen austauschen kann."

Absagen wäre aber keine Option für sie gewesen. "Ich denke, es ist unglaublich wichtig, dass die Auszeichnungen stattfinden."

bst