Qualifikation

Showdown in Leverkusen: Die Ukraine glaubt an sich

Nationalmannschaft will gegen Italien auch "für den Frieden" spielen

Showdown in Leverkusen: Die Ukraine glaubt an sich

Augen auf Leverkusen, Italien, das greifbare EM-Ticket - und die Menschen in der Heimat im Hinterkopf: Ukraines Nationaltrainer Serhiy Rebrov.

Augen auf Leverkusen, Italien, das greifbare EM-Ticket - und die Menschen in der Heimat im Hinterkopf: Ukraines Nationaltrainer Serhiy Rebrov. IMAGO/Beautiful Sports

Serhiy Rebrov redete am Sonntag auf der Pressekonferenz gar nicht erst um den heißen Brei herum: Der Nationaltrainer der Ukraine wusste genau, dass nicht nur sportlicher Druck auf seiner Auswahl vor dem entscheidenden letzten Spiel in der EM-Qualifikation gegen Italien liegt - sondern auch gesellschaftlicher in diesen weiteren schwierigen Zeiten für das eigene Volk im Zuge des anhaltenden Angriffskrieges.

"Die Chance ist groß. Ich brauche niemanden in der Mannschaft extra zu motivieren", sagte Rebrov, der mit seiner Auswahl mit einem großen Erfolg am Montagabend (20.45 Uhr) gegen Favorit Italien zumindest für kurze Zeit für etwas Ablenkung und Freude sorgen möchte. "Fußball bedeutet für mich Emotionen, diese fehlen unserem Land und unserem Volk derzeit. Wir müssen auf dem Platz unseren Charakter zeigen. Deshalb wollen wir auch für die Menschen spielen - und für den Frieden", ergänzte der 49-Jährige.

"Ich denke, wir haben gute Chancen"

zum Thema

Weil die Ukraine aufgrund des Krieges weiter keine Heimspiele im eigenen Land bestreitet, findet das Duell mit dem amtierenden Europameister in Nordrhein-Westfalen - genauer gesagt in Leverkusens Bundesliga-Heimstätte - statt.

Und die Ausgangslage in der Qualifikation zur EM 2024 in Deutschland ist simpel: Die Ukraine rangiert aufgrund des jüngsten italienischen 5:2-Erfolgs über Nordmazedonien in der Gruppe C hinter England punktgleich mit Italien auf Platz drei (jeweils 13 Zähler). Mit einem Sieg würde sich der Außenseiter inmitten der Situation im eigenen Land sicher für das Endturnier qualifizieren. Italien reicht bereits ein Remis.

Und der Leidtragende des Montagabends - also die Ukraine oder die Squadra Azzurra - erhält im Anschluss immerhin noch die Chance über die im März steigenden Play-offs. Das erste Spiel in diesem Fall könnte dann gegen Israel, das aufgrund des Gaza-Krieges derzeit ebenfalls fußballerisch heimatlos ist, stattfinden.

Doch vorerst steht das Spiel gegen die Italiener an - und hier rechnen sich die Ukrainer einiges aus. "Ich denke, wir haben gute Chancen", meinte etwa Trainer Rebrov. "Ich möchte gar nicht über die Favoritenrolle sprechen. Auf dem Platz wird sich alles klären. Ich denke, dass wir eine riesige Motivation an den Tag legen werden. Daran wird es nicht liegen", sagte derweil der zentrale Abwehrspieler Oleksandr Svatok. Die ukrainischen Profis sprechen unisono von "großem Stolz", der sie in diesen Tagen eint, antreibt und hoffentlich zur EM führt.

Italien mit "Charisma und Teamgeist"

Mächtig etwas dagegen hat natürlich Italien, das nach den verpassten WM-Turnieren 2018 und 2022 nicht auch noch als amtierender EM-Titelträger die Abzweigung für Deutschland 2024 verpassen will. In Leverkusen soll das Ticket gelöst werden - ohne Wenn und Aber. "Ein riesiger Fels ist entfernt worden und der Fluss strömt wieder", fabulierte vor zwei Tagen nach dem 5:2 über Nordmazedonien etwa schon die "Gazzetta dello Sport" und lobte die Azzurri für "Charisma und Teamgeist". Und der "Corriere dello Sport" fordert nun "nur" noch eine "würdevolle Leistung" gegen die punktgleichen Ukrainer in der BayArena. Italien, Meister des Verteidigens, muss gegen die kriegsgebeutelten Osteuropäer nicht mal ein Tor erzielen - solange hinten die Null steht.

mag

Vier Aktive ganz vorne: Die Rekord-Nationalspieler der aktuellen Top-Nationen