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Showdown im großen DFB-Zoff

Präsidiumssitzung am Freitag

Showdown im großen DFB-Zoff

Im Fokus ihrer Kritik: Friedrich Curtius (rechts).

Im Fokus ihrer Kritik: Friedrich Curtius (rechts). picture alliance

Es geht seit geraumer Zeit nicht mehr um die Sache, sondern um Befindlichkeit, Verschleierung, Macht und Geld im großen Zoff im DFB-Präsidium. Am Freitag sollen Fakten und Vorwürfe schonungslos auf den Tisch des Hauses gelegt werden in der DFB-Präsidiumssitzung. Kommt es zu einer Entscheidung im Machtkampf zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius?

Im Vorfeld der Präsidiumssitzung wird gestritten, ob die brisanten Themen nur in dem fünfköpfigen Präsidialausschuss erörtert werden. Diesem Gremium gehören nach dem Rückzug von DFL-Boss Christian Seifert mit Keller, Curtius, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und den Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Peter Peters nur noch fünf Personen an. Die Positionen in diesem Gremium sind klar: Keller und Peters auf der einen, Curtius, Koch und Osnabrügge auf der anderen Seite.

Keller ist kein Grüß-August

Keller fordert absolute Transparenz bei der Einbindung des gesamten Präsidiums in die Diskussion. Die Hartnäckigkeit des im September 2019 zum Präsidenten gewählten Keller haben dessen Widersacher offenkundig unterschätzt. Immer deutlicher ist es in den Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen geworden, dass Keller eben nicht die Rolle eines Grüß-Augusts als reiner Repräsentant einnimmt, sondern verkrustete Strukturen aufzubrechen versucht. Dabei erfreut er sich der Rückendeckung vieler (verängstigter) Mitarbeiter in der DFB-Zentrale, die vertrauliche Gespräche bei Spaziergängen im Frankfurter Stadtwald vor den Türen der DFB-Zentrale und Telefonate dieser Art nicht mehr über ihre Dienstapparate führen.

Es soll am Freitag ans Eingemachte gehen. Das fordern unter anderen die Vertreter der 36 Profivereine. Nach kicker-Recherchen sprachen beim sogenannten "G15-Treffen" (Topvereine der Bundesliga und Hamburger SV) im Dezember Karl-Heinz Rummenigge und Hans- Joachim Watzke Missstände in der DFB-Führung klar an. Im Fokus ihrer Kritik stand dabei Curtius. Schon auf dieser Versammlung wurde ein Misstrauensantrag formuliert und verabschiedet, der am Mittwochnachmittag dem DFB übermittelt wurde. Ausdrücklich wird betont, dass sich dieses Misstrauen auch gegen Curtius' Partner richtet, die in den Augen der Profi-Klubs für die vielen Indiskretionen der vergangenen Wochen verantwortlich sind.

Curtius wurde auch in einem Gastbeitrag von Peter Peters und einem - ebenfalls im kicker veröffentlichten - Interview mit Watzke massiv kritisiert.

Aufgearbeitet werden sollen unter anderen folgende Themen an diesem Freitag:

1. Vertraut Curtius auf zwei persönliche Medienberater außerhalb der Kommunikationsabteilung des DFB? Belastet das gegebenenfalls den Etat des Verbandes?

2. Arbeitet Curtius mit der Markenberatung Gregor W. Busch zusammen zwecks eigener Profilierung? Auf der Homepage des Unternehmens heißt es: "...beschäftigt sich der Kommunikationsexperte seit 20 Jahren damit, wie Unternehmen und Persönlichkeiten zu einer erfolgreichen Marke werden und es bleiben". Unter "Referenzen" wird dort auch Curtius aufgeführt mit diesem Zitat: "Ein Austausch mit Gregor ist immer ein Gewinn. Sehr bereichernd."

3. Mit einer Laufzeit über zehn Jahre vergab der DFB 2017 einen Vertrag an sporttotal.tv zur Ausstattung von Fußballplätzen von Amateurvereinen mit Hightech-Videokameras zur Übertragung der Spiele im Internet. Für diese Vergabe gab es keine Ausschreibung. Der Auftrag ging an Sporttotal - dessen Chef ist Peter Lauterbach: ein Schulfreund von Curtius aus gemeinsamen Tagen in Darmstadt.

4. Etwa 3,5 Millionen Euro ließ sich der DFB die (letztlich erfolglose) Aufklärungsarbeit zur Vergabe der WM 2006 durch Finanz- und Rechtsexperten von Freshfields kosten. An dem Mandat entflammte Kritik, als bekannt wurde, dass Professor Dr. Christian Duve (bis 2018 bei Freshfields) und Curtius bis Sommer 2015 gemeinsam im Vorstand des Rotary-Clubs Frankfurt/Main saßen.

5. Krachend gescheitert ist im Dezember 2017 das drei Jahre zuvor groß proklamierte Kooperationsabkommen mit China, das von Angela Merkel und Li Keqiang, Ministerpräsident der Volksrepublik China, eingeleitet worden war und mit der Reise einer DFB-Delegation nach China im September 2015 abgeschlossen wurde; mit verantwortlich für das Scheitern wird auch Curtius gemacht.

6. Das vor wenigen Tagen bekannt gewordene Ermittlungsverfahren um die Versteuerung von Sachzuwendungen im Rahmen des Vertrags zwischen DFB und Ausrüster Adidas erfordert Stellungnahmen von Osnabrügge und Curtius. Wurden verschenkte Adidas- Artikel aus diesem Abkommen tatsächlich nicht versteuert?

Rainer Franzke