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US-Fußball: Anwältin deckt "systematischen Missbrauch" auf

170-seitiger Bericht schlägt Welle im US-Sport

Sexismus-Skandal im US-Fußball: Anwältin deckt "systematischen Missbrauch" auf

Deckte mit ihrem Bericht sexuelle Vorfälle im US-Frauenfußball auf: Sally Q. Yates

Deckte mit ihrem Bericht sexuelle Vorfälle im US-Frauenfußball auf: Sally Q. Yates picture alliance

Die ehemalige Staatsanwältin Sally Q. Yates schockte am Montag die Öffentlichkeit, nachdem sie ihre unabhängige Untersuchung über die sexuelle Misshandlung von Spielerinnen im US-Fußball in einem über 170-seitigen Bericht publizierte. In diesem geht es um "verbale und emotionale Gewalt, sexistische Sprache, unerwünschte sexuelle Annäherungen, Berührungen und erzwungenen Geschlechtsverkehr".

Yates' Kommission spricht von einer Liga, in der "systematischer Missbrauch und sexuelles Fehlverhalten" alltäglich vorkommen. Aus Gesprächen mit über 200 Spielerinnen der Profiliga NWSL zeigte sich, dass Missbrauch in der Liga tief verwurzelt und von einer enormen Tragweite sei.

Auch DFB-Kapitänin Popp äußert sich

"Wir waren geschockt, was da zu lesen ist. So etwas an Gewalt hat im Sport und im Fußball nichts zu suchen", sagte DFB-Kapitänin Alexandra Popp am Dienstag im Vorfeld des Länderspiels gegen Frankreich am Freitag in Dresden (20.30 Uhr/ARD). "Wir sind froh", ergänzte sie, "dass dagegen angegangen wird. Hier im DFB weiß ich, dass es Anlaufstellen gibt, falls so etwas mal vorkommen sollte. Ich hoffe einfach, dass so etwas nie vorkommen wird."

Anlaufstellen wie in Deutschland gibt es im US-Sport offenbar nicht. "Jetzt ist es an der Zeit, dass die Institutionen, die sie bisher im Stich gelassen haben, ihnen zuhören und eine Reform einleiten, um sie zu schützen", fordert Yates, die außerdem die Offenheit der Fußballerinnen lobt: "Die Spielerinnen, die ihre Geschichten erzählt haben, haben großen Mut bewiesen."

"Die Ergebnisse der Untersuchung sind extrem verstörend", stellt Cindy Parlow Cone, Präsidentin von US Soccer und in ihrer aktiven Karriere mit der Nationalmannschaft zweimal Olympiasiegerin und einmal Weltmeisterin, fest. "US Soccer wird alles in der Macht stehende tun, damit Spielerinnen auf jedem Leistungslevel einen sicheren Platz bekommen, um zu lernen, zu wachsen und in Ruhe ihren Sport zu betreiben."

US Soccer gab Yates "volle Autonomie, Zugang und notwendige Ressourcen"

Yates wurde von US Soccer mit Untersuchung beauftragt, nachdem es massive Vorwürfe der sexuellen Nötigung in der NWSL gab. Sie besitze eine "umfassende Erfahrung in der Durchführung komplexer und hochsensibler Ermittlungen" und erhalte "volle Autonomie, Zugang und die notwendigen Ressourcen, um die Fakten und Beweise zu verfolgen, wohin sie auch führen mögen", teilte US Soccer seinerzeit mit.

Erin Simon

Eine von vielen betroffenen Spielerinnen: Erin Simon, die mittlerweile nach England gewechselt ist. IMAGO/Sportimage

In einem Artikel des Internet-Portals "The Athletic" hatten die Spielerinnen Sinead Farrelly und Meleana Shim die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe ihres ehemaligen Trainers Paul Riley erläutert. Der NWSL-Klub North Carolina Courage stellte den Engländer daraufhin frei. Zusätzlich entzog ihm der US-Verband seine Lizenz. Riley selbst bestreitet die Anschuldigungen.

In einem Ausschnitt des Berichts ist zu lesen, wie Erin Simon - im Sommer vom Klub Racing Louisville in die englische Liga zu Leicester City gewechselt - schildert, dass sie im Zuge eines Videostudiums von ihrem Ex-Trainer Christy Holly sexuell belästigt wurde, was ebenfalls dessen Entlassung zur Folge hatte.

kon, sid