Frauen

Schult fordert Verbesserungen beim Thema Schwangerschaften

Torhüterin zu Gast bei "kicker meets DAZN"

Schult: Familiengründung im Frauenfußball "wird sehr stiefmütterlich behandelt"

War zu Gast bei "kicker meets DAZN": Almuth Schult.

War zu Gast bei "kicker meets DAZN": Almuth Schult. IMAGO/Hübner

Der Bundesliga hat Almuth Schult im Sommer 2022 mit ihrem Wechsel in die USA den Rücken gekehrt. Nichtsdestotrotz ist der Torhüterin die Weiterentwicklung des Frauenfußballs in Deutschland weiterhin ein wichtiges Anliegen. Auch und gerade deshalb war es der 32-Jährigen wichtig, im Sommer nach neun Jahren im Dress des VfL Wolfsburg und nach insgesamt 180 Bundesliga-Spielen für die Wölfinnen und den SC Bad Neuenahr den Schritt ins Ausland zu wagen, wie sie in der neuen Folge des Podcasts "kicker meets DAZN" erklärt.

"Ich wusste schon seit Jahren, dass die USA ihr Fußballsystem anders gestalten. Es muss einen Grund geben, warum sie erfolgreich sind", erklärt sie ihre Intention, sich im Sommer für den Schritt zum Angel City FC entschieden zu haben. "Wir würden bei ganz vielen Sachen sagen: 'Wir würden unprofessionell sein, wenn wir nicht alle die gleiche Kleidung tragen, zum gleichen Zeitpunkt essen gehen oder an manchen Tagen nicht im Hotel schlafen' - und bei den Amis ist das ganz normal, dass sie das so machen." In Europa werde der Fokus vorwiegend auf Technik und Taktik gelegt, in den USA hingegen auf die Athletik. "Ich wollte eine Erfahrung machen, die in der Fußballkultur eine komplett andere ist - und das war in den USA möglich", so Schult.

Kolleginnen aus dem Fußball verzichten der Karriere zuliebe auf Kinder

Mittlerweile ist sie allerdings wieder zurück in Deutschland, hat sich zum Interview mit Alex Schlüter in ihrer niedersächsischen Heimat getroffen. Denn in Schults Leben spielt nicht nur der Fußball, sondern eben auch und ganz besonders dessen Vereinbarkeit mit der Familie im Vordergrund. Während es bei ihren männlichen Kollegen schon seit jeher selbstverständlich ist, während der aktiven Zeit Kinder zu bekommen, ist die Mutter von Zwillingen, die im August ihr drittes Kind erwartet, in ihrer Branche immer noch eine Ausnahme.

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Und das liegt, das weiß die Torhüterin aus Gesprächen mit ihren Weggefährtinnen aus dem Fußball, eben nicht am fehlenden Interesse an der Familiengründung, sondern an der fehlenden Akzeptanz im Frauenfußball beziehungsweise im Leistungssport generell. Sie habe immer wieder Spielerinnen angesprochen und gesagt: "Ganz ehrlich, so wie ich dich einschätze: Wenn du keine Profisportlerin wärst, sondern einen anderen Job hättest, dann wärst du doch jetzt schon Mutter. Dann sagen sie: 'Ja, wäre ich'."

Rahmenbedingungen für Schwangerschaften sind geben 

Denn obwohl in den "besten" Vereinen in Deutschland mittlerweile "theoretisch die professionellen Rahmenbedingungen gegeben sind", werde das Thema "sehr stiefmütterlich behandelt und ausgespart". Entsprechend erhalte man sowohl vom Verband als auch vom Verein in vielen Fällen nicht "richtig Unterstützung". Schult hat sich dennoch dafür entschieden, obwohl sie sich öfter Kommentare wie "Das macht man halt nicht" angehört hat.

Almuth Schult im DFB-Trikot.

Almuth Schult am nach Geburt der Zwillinge zurück und kehrte auch ins Nationalteam zurück. Getty Images

Ihrem Ehrgeiz getreu, der ihr schon den Weg in den Profifußball geebnet hat, wollte sie es dann erst recht tun. "Warum hören die Spielerinnen, die ich schwanger gesehen habe, auf, Fußball zu spielen? Warum fängt niemand wieder an? Das ist doch eigentlich so schade. Warum musst du dich entscheiden zwischen Kind und Karriere?", gibt Schult Einblick in ihre Gefühlswelt. "Es gehen so viele Fußballjahre und so viel Qualität verloren. Da war dann der Entschluss: Wollen wir es nicht versuchen?"

Trotz Comeback blieben Restzweifel in Wolfsburg

Schwanger geworden ist Schult dann während einer Verletzung, den VfL Wolfsburg hat sie damals darüber in einem Gespräch mit dem sportlichen Leiter informiert. "Der war gut vorbereitet und sagte: 'So, das können eigentlich nur zwei, drei Dinge sein. Entweder du beendest deine Karriere wegen deiner Verletzung oder du bist hier nicht mehr glücklich und willst den Verein wechseln - oder du bist schwanger'." Die Kenntnis darüber habe zwar einerseits für Freude bei Verein und Trainerstab gesorgt, andererseits aber eben auch für Ungewissheit über die gemeinsame sportliche Zukunft. "Es hätte ja auch sein können, dass ich sage, ich spiele nicht mehr, es geht nicht."

Schult aber ist damals zurückgekommen, hat nach dem Mutterschutz wieder trainiert und zu ihrer ursprünglichen Form, die sie schlussendlich im vergangenen Sommer als Teil der deutschen Nationalelf zur EM in England gebracht hat, gefunden. Die Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit habe sie in Wolfsburg aber lange Zeit nicht abschütteln können. Fragen wie "Was passiert denn eigentlich, wenn Spieltag ist und deine Kinder sind krank ... Kommst du dann?" hätten seinerzeit unausgesprochen im Raum gestanden. Das habe Schult enttäuscht, da man schließlich schon viele Jahre zusammengearbeitet hatte. "Ich hatte das Gefühl, dass man mich als neue Person gesehen hat. Ein bisschen als unbeschriebenes Blatt."

Warum sich Schult für mehr Sensibilität bei Menstruationsproblemen einsetzt, wie ihre Kindheit auf dem Land sie geprägt hat und welche Hürden sie auf dem Weg zur Profikarriere übersprang, hören Sie im neuen Podcast "kicker meets DAZN".

Der Podcast ist über die Website und die Apps des kicker, die Portale der DAZN Group sowie alle gängigen Podcast-Plattformen abrufbar, wie zum Beispiel:

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kmx