kicker

Schützenauer im Interview: "In Graz entsteht wieder eine richtige Euphorie"

Der 24-Jährige verlängerte seinen Vertrag

Schützenauer im Interview: "In Graz entsteht wieder eine richtige Euphorie"

Tobias Schützenauer kann sich auch einen langfristigen Verbleib in Graz vorstellen.

Tobias Schützenauer kann sich auch einen langfristigen Verbleib in Graz vorstellen. GEPA pictures

Herr Schützenauer, Sie haben Ihren Vertrag beim SK Sturm Graz bis 2023 verlängert. Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür?

Ich bin schon ewig bei diesem Klub. Sturm ist mein Verein. Ich fühle mich hier sehr wohl, weil auch meine Familie in Graz lebt und ich mit meiner Freundin zusammenwohne. Es hat alles dafür gesprochen, noch einmal bei Sturm zu verlängern.

Mit Jörg Siebenhandl steht die Nummer eins im Team klar fest. Warum haben Sie sich dennoch für einen Verbleib in Graz entschieden?

Wir haben ein richtig geiles Tormannteam und es macht extrem viel Spaß, in diesem zu arbeiten. Jörg ist ein sehr erfahrener Mann und macht seine Sache richtig gut. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und arbeiten eng miteinander, damit wir sportlich erfolgreich sind. Die Rollen sind klar verteilt: Jörg ist die Nummer eins und ich die Nummer zwei. Ich versuche, ihn zu pushen, damit er mit der Mannschaft gut performen kann. Wenn ich meine Chance bekomme und gebraucht werde, will ich zu 100 Prozent da sein und meine Leistung für den Verein bringen.

Ihr Vertrag wurde nur um ein Jahr verlängert. Warum?

Wir haben gute Gespräche geführt und sind uns schnell einig geworden. Wir werden sehen, was sich im nächsten Jahr tut. Es kann ja auch danach noch zu einem langfristigen Vertrag kommen. Jetzt liegt der Fokus aber darauf, in der nächsten Spielzeit wieder gut zu performen und die aktuelle Saison zu wiederholen.

Die Vision ist, die Meisterschale irgendwann am Grazer Hautplatz vor unseren Fans hochzuheben.

Tobias Schützenauer

Mit Christopher Giuliani kehrt nach dieser Saison ein weiterer Tormann vom Kapfenberger SV zu Sturm zurück. Welche Rolle spielte dieser Umstand in Ihren Überlegungen?

Man muss bedenken, dass die zweite Mannschaft voraussichtlich in die 2. Liga aufsteigt. Dabei sollte man auch Luka Maric erwähnen, der bei Sturm II ebenfalls super Leistungen gezeigt hat. Das Wichtigste ist, an den Verein zu denken und nicht an die einzelnen Positionen der Torhüter. Wenn man international spielt, braucht man vier gute Tormänner. Deswegen ist es gut, dass sich der Verein so breit aufstellt.

Sturm wird die laufende Saison souverän auf dem zweiten Platz abschließen. Ist der Meistertitel im kommenden Jahr daher das logische Ziel?

Wir müssen nicht darüber reden, dass Salzburg eine starke Mannschaft ist und sehr gut arbeitet, aber Sturm macht das auch hervorragend. Man sollte sich Ziele setzen und Träume haben. Ich habe letztens auch unserem Trainer gesagt, dass ich mit Sturm einmal die Meisterschaft gewinnen möchte. Natürlich gehört da viel harte Arbeit dazu und Salzburg hat unglaubliche Möglichkeiten. Wir müssen das Schritt für Schritt angehen. Die Vision ist aber, die Meisterschale irgendwann am Grazer Hautplatz vor unseren Fans hochzuheben.

"Finale dahoam" 2012: Das machen die Protagonisten heute

Stichwort Fans: Welchen Anteil hatte der Anhang an Ihrer Vertragsverlängerung?

Ich durfte mit den Fans schon richtig geile Erfolge feiern. Wir müssen nicht darüber reden: Die Fans machen den Verein aus. Was sie leisten, ist unglaublich. In Graz entsteht wieder eine richtige Euphorie. Das sind für mich die besten Fans in Österreich. Ich verstehe mich auch mit vielen Leuten aus der Kurve sehr gut und weiß, wie sehr ihnen den Verein am Herzen liegt. Für manche ist Sturm Graz alles. Ich bekomme das Ganze schon seit der Jugend mit und weiß daher, wie groß der Zusammenhalt zwischen Verein und Fans ist. Das macht Sturm Graz aus.

In Ihrer Kindheit haben Sie beim Stadtrivalen GAK gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Da war ich doch noch sehr jung. Für mich war klar, dass ich bei einem Angebot von Sturm wechseln werde. Das ist dann zum Glück auch passiert. Ich wünsche dem GAK aber, dass er in die Bundesliga zurückkommt. Mein Fokus liegt aber auf Sturm. Ich bin ein "Schwoazer" und für mich gibt es nichts anderes.

Wenn ich einen Zehnjahresvertrag bekäme, würde ich ihn auch unterschreiben.

Tobias Schützenauer

Sie haben bei Sturm seit dem Sprung in den Profikader in der Saison 2014/15 bislang acht Pflichtspieleinsätze absolviert. Wie bewerten Sie diese Bilanz?

Natürlich hätte ich gerne mehr Spiele bestritten, aber das entscheidet letztendlich das Trainerteam. Für mich ist wichtig, dass ich im Training Gas gebe und dort alles auf dem Platz lasse. Ich bin niemand, der sich in den Vordergrund stellt und jammert, weil er nicht so viele Spiele macht. Ich bin eher auf den Erfolg der Mannschaft bedacht. Das ist wichtiger als alles andere. Jeder im Verein weiß, wie hart ich trainiere und dass ich alles für Sturm gebe. Wenn wir erfolgreich sind und ich nicht so viele Spiele mache, passt das für mich auch. Das heißt zwar nicht, dass ich zufrieden bin, aber ich möchte nicht ständig jammern. Zudem habe ich nach meinem Bundesligadebüt zwischenzeitlich zwei Jahre für die Amateure gespielt. Da habe ich in der Regionalliga sehr viele Spiele gemacht. Jetzt ist es so, dass ich natürlich spielen möchte, aber es kommt nicht darauf an, ob ich fünf Partien mehr oder weniger mache.

Was müsste passieren, damit Sie Sturm überhaupt einmal verlassen?

(überlegt lange) Wenn ich einen Zehnjahresvertrag bekäme, würde ich ihn auch unterschreiben. Ich kann mir bei Sturm viel vorstellen - auch nach der Karriere. Mir liegt der Verein extrem am Herzen. Jeder hat sich gefreut, dass ich meinen Vertrag hier verlängert habe. Ich harmoniere hervorragend mit den Spielern und helfe Neuzugängen auch immer dabei, damit sie sich in Graz wohlfühlen. Mich freut es, dass ich auch mit vielen ehemaligen Mitspielern noch Kontakt habe. Das spricht für meinen Charakter und meine Arbeit. Das Profigeschäft ist kein einfaches und ich bin stolz darauf, dass ich den Weg trotz einiger Schwierigkeiten durchgezogen habe. Es muss nicht jeder verstehen, warum man das so wie ich macht, aber ich bin eben mit Herz und Leidenschaft dabei. Das macht mich glücklicher als alles andere.

Interview: Nikolaus Fink