CL

Schmaus: "Bislang hatten wir in der Champions League ein Defizit"

Einzug in Gruppenphase wäre lukrativ

Schmaus: "Bislang hatten wir in der Champions League ein Defizit"

SKN-Frauen-Obmann Wilfried Schmaus blickt dem Duell gegen Kuopio mit Zuversicht entgegen.

SKN-Frauen-Obmann Wilfried Schmaus blickt dem Duell gegen Kuopio mit Zuversicht entgegen. GEPA pictures/Gintare Karpaviciute

Wenn Wilfried Schmaus, Obmann von Österreichs Frauen-Meister SKN St. Pölten, die Auslosung der UEFA Women's Champions League verfolgt, hofft er nicht nur auf Gegner mit klingenden Namen, sondern auf preiswerte Auswärtsreisen: "Mein erster Gedanke ist meist, ob es da eh einen Direktflug aus Wien gibt."

Selbst beim  Einzug ins Achtelfinale 2020/21, sind die "Wölfinnen" negativ ausgestiegen. "Da hatten wir zwei Charterflüge und einen teuren Hotelaufenthalt in Zürich zu bezahlen und am Ende rund 10.000 Euro Defizit." Die Heimspiele gegen den FC Zürich und FC Rosengard fanden pandemiebedingt ohne Zuschauer statt. Das Hotel in Zürich hat nur für den SKN aufgesperrt und bei den Preisen noch einmal entsprechend nachgesalzen.

"Bei den Sponsoren hat sich dieser Erfolg aber schon gut verkaufen lassen. Der Werbewert hat gepasst", relativiert Schmaus im Gespräch mit dem kicker. Im ORF haben rund 100.000 Zuschauer das Spiel in Zürich live mitverfolgt, im Schweizer Fernsehen waren es über 60.000.

Montag ging's von Bratislava weg ohne Zwischenstopp zum finnischen Meister Pallokissat Kuopio, Mittwoch nach Spielende sofort wieder mit dem Flieger dorthin zurück. Schmaus rechnet (unabhängig vom Weiterkommen) mit einem leichten Plus in der 2. Runde.

Es winken tolle Schmankerl

Schaffen die SKN-Frauen diese Hürde, stehen sie in der Gruppenphase und der Verein streift 400.000 Euro Startgeld von der UEFA ein, die die Frauen-Champions-League seit zwei Jahren selbst vermarktet. "Dann haben wir die nächsten ein, zwei Jahre einen Startvorteil gegenüber allen anderen", weiß Schmaus, "und die Speisekarte für die Zuschauer schaut auch ganz anders aus. Da steht dann nämlich Bayern, Barcelona oder Chelsea drauf."

Bei solch klingenden Namen fallen dann auch die Zuschauereinnahmen ins Gewicht. Vor der Pandemie kamen 2.412 Besucher zum Heimspiel der "Wölfinnen" gegen Paris Saint-Germain (2018) in die NV Arena, 2.236 waren es gegen Manchester City (2017).

Zehn Jahre NV Arena

Das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Austria Wien verfolgten zuletzt nur 300. Von "Europhorie" kann also ein paar Wochen nach der EM keine Rede mehr sein. "Wir können nichts mitnehmen. Wir sind ja nicht das Nationalteam. Wenn alle, die auf Social Media von Gleichberechtigung reden, diese auch tatsächlich leben würden, müssten wir mindestens 1.000 Zuschauer haben jedes Mal", meint Schmaus süffisant. "Fordern und Tun sind offensichtlich noch zwei verschiedene Paar Schuhe."

Alles neu unter Schlaudraff

Im Verein werde die Gleichberechtigung aber gelebt, seit Jan Schlaudraff die Geschäftsführung Sport und Matthias Gebauer die Geschäftsführung Wirtschaft übernommen haben. "Da ist unsere Seebühne", lacht Schmaus und zeigt aus dem Fenster seines Büros auf die Terrasse beim Ratzersdorfer See, "da können unsere Neuverpflichtungen zum Einstand ihre Sangeskünste auch gemeinsam mit den Männern unter Beweis stellen, wenn sie wollen".

Die "Wölfinnen" und "Wölfe" singen aber nicht nur fallweise gemeinsam, sondern speisen auch regelmäßig miteinander in der "Player's Lounge" im Stadionbauch. Manche schauen gelegentlich auch an trainingsfreien Tagen zum Mittagessen vorbei. Und wenn die SKN-Frauen wichtige Heimspiele haben, drücken ihnen zusehends mehr ihrer männlichen Kollegen vor Ort die Daumen.

Mittlerweile stellt es auch kein Problem mehr dar, wenn die Frauen fallweise auf dem "Einser-Trainingsplatz" trainieren wollen, dessen Spielfeld im Gegensatz zu den anderen Plätzen die gleichen Ausmaße wie jenes in der NV Arena hat. Vor dem Hinspiel in Kuopio dürfen die Wölfinnen auch drei Mal hintereinander auf den Kunstrasen-Platz im Sportzentrum NÖ, um sich auf das künstliche Geläuf in Finnland gut einstellen zu können.

Edinson Cavani muss draußen bleiben

Streng genommen müssen sogar Weltstars wie Edinson Cavani, Diego Godin oder Fernando Muslera Platz machen für die SKN-Frauen. Uruguay hätte ihm Rahmen seines Europa-Länderspiellehrgangs vor der WM nicht nur gegen den Iran (am Freitag) sondern auch gern gegen Kanada (am 27. September) in St. Pölten getestet. Einen Tag vor dem Rückspiel der SKN-Frauen gegen Kuopio dürfen sie nun aber doch nicht mehr rein und weichen nun in die Südstadt aus.

Wie gut die SKN-Frauen die prominenten Abgänge von Torfrau Isabelle Kresche (Sassuolo), Stürmerin Julia Hickelsberger-Füller (Hoffenheim) und Abwehrbollwerk Malgorzata Grec (Dijon) verkraftet haben, wird Kuopio letztlich auch zeigen.

Champions League Frauen, 2. Runde

Im Tor ist Carina Schlüter derzeit gesetzt. Vorne sollen Rita Schumacher (zuletzt Carl Zeiss Jena) und Sophie Hillebrand (Sturm Graz) für Gefahr sorgen und künftig auch die erst 16-jährige Valentina Mädl (Landhaus Nachwuchs). "Aus unserer Sicht ist sie eines der Nachwuchstalente in Österreich, die sich, wenn sie geduldig ist, einmal international etablieren wird können", so Schmaus. In der Abwehr verdiente sich die 17-jährige Lainie Fuchs (Vienna) ihre ersten Sporen und wurde von Teamchefin Irene Fuhrmann auch schon ins A-Nationalteam einberufen.

Aufpassen müssen Kapitänin Jasmin Eder und Co. auf Kuopios internationales Sturmduo. Die Kosovo-Albanerin Lavdije Begolli und die Nordmazedonierin Gentijana Rochi (zuletzt auch beim 0:10 in Österreich dabei) haben in Finnland in 20 Ligaspielen zusammen 46 Mal getroffen.

Lesen Sie auch: DJane Georgieva: "Bringe bei PSG etwas Leichtigkeit hinein"

Thomas Schöpf