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Schagerl freut sich auf "mein altes Wohnzimmer"

Ein SKN-Meisterkicker kommt auf Besuch

Schagerl freut sich auf "mein altes Wohnzimmer"

Patrick Schagerl ist für die Fitness von Tabellenführer SKU Amstetten verantwortlich.

Patrick Schagerl ist für die Fitness von Tabellenführer SKU Amstetten verantwortlich. GEPA pictures/Manuel Binder

Trainer Jochen Fallmann braucht von daheim nur den Kremserberg hinunter radeln, Klubmanager Christoph Brunnauer kann von Ratzersdorf zu Fuß hingehen und Athletik-Trainer Patrick Schagerl gleich von der FH St. Pölten zur NV Arena weiterfahren. Für die leitenden Angstellten von Zweitliga-Spitzenreiter SKU Amstetten ist das Gipfeltreffen Freitagabend beim Dritten SKN St. Pölten alles andere als ein "Auswärtsspiel".

2. liga - 10. Spieltag

"Ich habe mein halbes Leben in St. Pölten verbracht", sagt Schagerl, der hier zur Schule ging, die Akademie besuchte, den Präsenzdienst leistete und für die "Wölfe" auflief, im Gespräch mit dem kicker, "die NV Arena ist schon so etwas wie mein altes Wohnzimmer." Mit Fallmann (damals Co-Trainer beim SKN) feierte Schagerl dort 2015/16 auch seinen größten sportlichen Erfolg, den Aufstieg in die Bundesliga: "Ein Ziel, auf das ich immer hingearbeitet habe." Um wenig später von Fallmann und Co. zu erfahren, dass er dort gar nicht dabei sein wird.

"Wir waren der Meinung, dass ihm die Grundschnelligkeit fehlt", erinnert sich Fallmann, "ihm das mitzuteilen, war menschlich eine ganz schwierige Situation, weil er nicht nur als Spieler immer 'funktioniert' hat, sondern auch sonst einfach alles gepasst hat." Der Brasilianer Jefferson hat am linken Flügel nicht entsprochen, der Senegalese Cheikhou Dieng im Frühjahr aber voll eingeschlagen. "Er war ein Unterschiedssspieler", weiß auch Schagerl, "aber ich bin aufgrund meiner Trainingseinstellung auch zu meinen Einsätzen gekommen." 31-mal war der St. Georgner (an der Leys) in der Meistersaison dabei, 18-mal davon in der Startelf. "Es war damals richtig, richtig bitter für mich."

"Aber es ist immer alles im Leben auch für etwas gut", weiß Schagerl, "in Kapfenberg habe ich dann meinen heute besten Freund kennengelernt, Markus Felfernig." Der 115-fache Bundesligaspieler (2019 in Kapfenbergs "Jahrhundertelf" gewählt) kickte einst ebenfalls auf der linken Außenbahn, hatte wie Schagerl immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen und war damals Athletik-Trainer bei den "Falken". Die beiden waren sofort auf einer Wellenlänge, Schagerl vergangenes Jahr sogar Felfernigs Trauzeuge.

Gute Inputs von Daxbacher und Sageder

Ansonsten hat Schagerl am meisten von Fallmann, Karl Daxbacher (SKN-Meistertrainer) und Thomas Sageder (Trainer bei BW Linz, später Co-Trainer von Oliver Glasner in Wolfsburg) mitgenommen: "Von Jochen viele Trainingsinhalte und wie er sie erklärt, von Daxbacher manche Übungen für das Kurzpassspiel und von Sageder die Erkenntnis, dass man nicht unbedingt alles auf die Goldwaage legen sollte, um nicht zu verkopfen."

"Patrick hat aber noch ein großes Plus", hält Fallmann fest, "er ist auch unser Physio! Athletik-Trainer sind bei den Spielern ja nicht unbedingt beliebt." Schagerl hingegen hat die Leute, die er schindet, dann auch noch am Massagetisch liegen und kann ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Noch dazu hat er mit vielen von ihnen in Amstetten selbst noch gekickt; und er macht nach wie vor bei allen Trainigs mit. "Wenn ich es noch aushalte, braucht sich nachher keiner bei mir aufregen", lacht Schagerl.

Sein ehemaliger SKN-Physio, Johannes Stacher (nun RB Salzburg), zählt also auch nicht zufällig zu Schagerls engstem Freundeskreis, wie übrigens auch sein ehemaliger Mitspieler in Kapfenberg, Maximilian Ritscher (nun Co-Trainer beim LASK).

Fast alle schon weg

Am Freitagabend in St. Pölten wird Schagerl mit Ausnahme der "guten Seele des SKN", Hertha Rohsmeisl, und Pressesprecher Tobias Weber kaum mehr alte Bekannte treffen. Zu groß ist die Fluktuation bei den "Wölfen".

Verlassen möchte Schagerl die NV Arena wieder als Tabellenführer. Ob es am Ende gar zum Meistertitel reicht? Darüber will er nicht orakeln: "Wir haben uns im Verein alle darauf verständigt, dass wir unter die Top fünf wollen." Seinen Bachelor-Titel in Physiotherapie wird er in St. Pölten auf der FH jedenfalls einfahren. Und was in Amstetten (vielleicht) im Massageraum über diverse Titel-Ambitionen gesprochen wird, bleibt im Massageraum.

Thomas Schöpf

Zehn Jahre NV Arena