Champions League

Wie Lewandowskis Rückkehr nach München verlief

Barça-Stürmer glücklos gegen die alten Kollegen

Salihamidzic verwundert - Wie Lewandowskis Rückkehr nach München verlief

Robert Lewandowski, umringt von ehemaligen Bayern-Mitspielern.

Robert Lewandowski, umringt von ehemaligen Bayern-Mitspielern. IMAGO/HMB-Media

Das eine oder andere Mobiltelefon könnte am Dienstagabend in München auf der letzten Akku-Rille gelaufen sein. Geduldig hatten tausende Fans schon weit vor Anpfiff des Spiels zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona auf der Tribüne gewartet, die Kamera bereit, um den einstigen Top-Torjäger zu empfangen.

Pfiffe hallten in der Allianz-Arena, als die Spieler des spanischen Tabellenzweiten den Rasen betraten, aber nur so lange, bis Robert Lewandowski auf der Bildfläche erschien. Die Stimmung kippte, aus einem anfänglichen Appläuschen wurde erst recht nach einer Grußbotschaft des Stadionsprechers ein kleiner Jubel. "Willkommen zurück, Robert", sagte Stephan Lehmann ins Mikrofon. Der Pole bedankte sich artig mit Applaus, drehte sich einmal in jede Richtung und konzentrierte sich dann wieder aufs Warmmachen.

Normalerweise macht er die.

Bayern Sportvorstand Hasan Salihamidzic

Offenbar mit Erfolg, denn sobald der Anpfiff ertönte, rückte Lewandowski erneut in den Mittelpunkt. Er zeigte, warum er in seinen ersten sechs Spielen für Barça bereits neun Tore erzielt hatte. Immer wieder suchten ihn seine Mitspieler im Zentrum, wo sich Dayot Upamecano und Lucas Hernandez als Leibwächter abwechselten. In der 8. Minute leitete er Pedris Großchance mit einem beherzten Tackling gegen Marcel Sabitzer ein, in der 18. und 21. Minute ließ er selbst beste Gelegenheiten aus.

Fans hielten Plakate mit der Aufschrift "Danke Robert hoch.

Warmes Wiedersehen: Die Münchner Fans empfingen Robert Lewandowski mit Wohlwollen. IMAGO/ULMER Pressebildagentur

"Es hat mich gewundert, dass er daraus kein Tor gemacht hat", sagte Hasan Salihamidzic später, leicht grinsend. "Normalerweise macht er die", meinte Oliver Kahn. Und Julian Nagelsmann ergänzte: "Er hat kein Tor gemacht, darüber freue ich mich. Für ihn persönlich nicht, aber aus unserer Sicht."

Die lautstarken Lewandowski-Sprechchöre aus dem Barça-Block, die es in Hälfte eins gleich zweimal gegeben hatte, verstummten nach dem Seitenwechsel. Stattdessen schrien die Anhänge der FC Bayern zurück: "Who the f**k is Barcelona?"

Nach zwei schnellen Münchner Toren mussten sich die Katalanen fangen und hätten nach einer Stunde zurückschlagen können, doch Pedri ließ Lewandowskis Vorarbeit frei vor Neuer ungenutzt. Es sollte das letzte Ausrufzeichen sein - von Barcelona und von Lewandowski, der sich - vermutlich auch aus Frust - zweimal mit dem Schiedsrichter anlegte und in der Schlussphase ein letztes Mal von Ex-Kollege Hernandez abgekocht wurde.

Lewandowski antwortet nur knapp: "Nicht so leicht"

Als Schiedsrichter Danny Makkelie die Partie kurz vor elf Uhr abpfiff, umarmte Lewandowski seine ehemaligen Weggefährten kurz, klatschte zaghaft in Richtung Gästeblock und tauchte ab in die so vertrauen Katakomben - nur eben in die andere Kabine. "Es war für Robert, glaube ich, eine nicht ganz einfache Situation", fand Kahn. "Du kommst in ein Stadion, in dem du deine größten Erfolge gehabt hast." Um die großen Chancen dann auszulassen. "Sind wir froh, dass er sie heute nicht gemacht hat." Heute, ergänzte Kapitän Manuel Neuer, "war das Glück auf unserer Seite".

Im Rückspiel kann Lewandowski ein neues Drehbuch schreiben. Am Dienstag aber verschwand er schnell wieder aus der Allianz-Arena und ging im Laufschritt an den Journalisten vorbei in Richtung Ausgang. Wie denn die Rückkehr gewesen sei, rief ihm noch jemand hinterher. "Nicht so leicht", antworte Lewandowski knapp - und war verschwunden.

Mario Krischel