Die Vorfreude bei Rot-Weiss Essen auf das "Spiel des Jahres" war zu Wochenbeginn getrübt. Die 1:3-Derby-Niederlage gegen Wuppertal in der West-Regionalliga hatte Spuren hinterlassen. RWE-Coach Sven Demandt, der vom 1. Juli 2008 bis zum 30. Juni 2015 erst zwei Jahre als U-19-Trainer, dann fünf Spielzeiten als U-23-Coach bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag stand, veränderte seine Startelf folglich auf zwei Positionen: Unzola und Brauer verdrängten Urban und Cokkosan auf die Bank.
Gladbachs Trainer Dieter Hecking musste auf insgesamt sechs Spieler verzichten: Jantschke (muskuläre Probleme), Oxford (Sprunggelenkprobleme), Doucouré (Trainingsrückstand), Drmic (Knieverletzung), Strobl (Kreuzbandriss) und Kolodziejczak (Muskelfaserriss). Bis auf Drmic allesamt Spieler, die für den Defensivbereich infrage kamen. Die Viererkette Elvedi/Ginter/Vestergaard/Wendt vor Torhüter Sommer stellte sich somit quasi selbst auf. Ihr Pflichtspiel-Debüt gaben Zakaria und Ginter. Neuzugang Grifo musste dagegen auf der Bank Platz nehmen.
Gladbach zu uninspiriert - Essen eiskalt
Die Borussia, die in der Vorbereitung lediglich zwei ihrer neun Spiele gewann, ging die Pflichtaufgabe dementsprechend respektvoll an, hatte deutlich mehr Ballbesitz, zeigte jedoch zu wenig Torgefahr. Die Essener störten früh, verschoben immer gut mit und lauerten auf Konter. Doch die erste Möglichkeit gehörte Stindl nach einer Ecke (12.). Eine strittige Szene gab es in der 24. Minute: Unzola brachte Elvedi im Strafraum zu Fall, die Pfeife blieb stumm - eine vertretbare Entscheidung. Auf der anderen Seite wurde plötzlich RWE gefährlich. Vestergaard grätschte eine Hereingabe von Grund in großer Not zur Ecke. Diese setzte Zeiger per Kopf nur knapp drüber (26.).
Drei Minuten später kochte das mit 18.500 Zuschauern ausverkaufte Stadion an der Hafenstraße über: Essen startete nach einem Traoré-Fehlpass einen Konter, Malura flankte ins Zentrum, von wo aus Kapitän Baier ohne Bedrängnis einköpfen konnte. Eine ganz schwache Abwehrleistung der Fohlen, die zwar mit zurückliefen, ohne den Gegner jedoch anzugreifen. Der Regionalligist verteidigte seine Führung bis zur Pause.
DFB-Pokal, 1. Runde
Die Borussia erhöht den Druck
Nach dem Seitenwechsel dominierte erneut die Borussia das Geschehen, sie wurde im Vergleich zum ersten Durchgang aber auch gleich gefährlich. Traoré setzte sich stark gegen Baier durch und verfehlte das Tor nur um Zentimeter (53.). Stindl zielte ebenfalls nur knapp am rechten Pfosten vorbei (54.). Die Hausherren probierten es wieder mit schnellen Angriffen - Pröger prüfte Sommer (65.). In der 70. Minute dann die bis dato größte Chance für die Fohlen: Nach einer Ecke von rechts versuchten Vestergaard, Stindl und dann Kramer die Kugel über die Linie zu bekommen, doch am Ende klärte Baier in höchster Not (70.).
Gladbach lief die Zeit davon, doch dann stach ein Joker. Stindl steckte den Ball mit der Hacke steil durch zu Hofmann, der direkt abzog. Heller ließ prallen, doch im zweiten Anlauf netzte Hofmann eiskalt ein - der Ausgleich (79.)! Essen ließ sich dadurch zwar nicht entmutigen, allerdings setzte die Borussia stark nach. Traoré tänzelte seinen Gegenspieler mit Leichtigkeit aus, Hazard legte zurück auf Raffael, der wiederum wuchtig einnetzte und somit das Spiel drehte (83.). Und die Fohlen brachten ihre Führung routiniert ins Ziel.
Der Favorit zieht weiter
Das umjubelte 1:0 für Essen durch Benjamin Baier.
Wie in der vergangenen Saison scheidet RW Essen also bereits in der ersten Pokal-Runde aus. Vor einem Jahr ging der Pokalfight gegen Bielefeld im Elfmeterschießen mit 4:5 verloren. Gladbach, das damals erst im Halbfinale an Eintracht Frankfurt scheiterte (6:7 i.E.), erreicht durch den 2:1-Sieg gegen den Underdog standesgemäß die nächste Runde.
Wie geht es weiter? Essen empfängt am Sonntag (20. August, 14 Uhr) die Reserve des 1. FC Köln in der Regionalliga West. Gladbach startet ebenfalls am Sonntag (18 Uhr) gegen die erste Garde der Kölner in die Bundesliga-Saison. Die Auslosung für die 2. Runde des DFB-Pokals findet am 20. August statt. Die Partien werden dann am 24. und 25. Oktober ausgetragen.