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Robert Klauß: "Ich habe meine eigene Idee von Fußball entwickelt"

Neuer Rapid-Trainer stellt sich vor - und spricht über RB-Vergangenheit

Robert Klauß: "Ich habe meine eigene Idee von Fußball entwickelt"

Robert Klauß wird am Sonntag erstmals auf der Rapid-Trainerbank Platz nehmen.

Robert Klauß wird am Sonntag erstmals auf der Rapid-Trainerbank Platz nehmen. GEPA pictures

Nur wenige Stunden nachdem der SK Rapid Robert Klauß als neuen Chefcoach präsentiert hatte, stand der 38-Jährige den Medienvertretern im Media Center des Allianz-Stadions Rede und Antwort. Flankiert wurde er am Montagabend dabei von den beiden Geschäftsführern Steffen Hofmann und Markus Katzer sowie Präsident Alexander Wrabetz, der den "sehr professionellen Prozess" bei der Trainersuche hervorhob. Dementsprechend sei die Entscheidung für Klauß am Sonntag einstimmig ausgefallen.

Bundesliga - 15. Spieltag

Für Sportdirektor Katzer hatte sich Klauß eigenen Angaben zufolge bereits am vergangenen Montag als Wunschkandidat herauskristallisiert. Ausschlaggebend dafür sei ein 20-minütiges Telefonat mit dem Deutschen gewesen. "Es hat vom ersten Moment richtig gut gepasst", meinte der 43-Jährige. Der positive Eindruck habe sich am Dienstag in einem persönlichen Gespräch bestätigt. "Fakt ist, dass er vom Profil her der beste Kandidat für uns war", erklärte Katzer, der dem Vernehmen nach auch Ex-Augsburg-Coach Enrico Maaßen gerne auf der grün-weißen Trainerbank gesehen hätte. Klauß' Begeisterung für den neuen Job habe ihn allenfalls überzeugt: "Ich glaube, dass das richtig gut passen wird." Darin sei auch die lange Vertragslaufzeit bis 2026 begründet.

Klauß: "Keine Mannschaft, die in Trümmern liegt"

Klauß selbst habe ebenfalls "schnell gemerkt, dass es gut passt". Rapid sei ein namhafter Verein mit viel Strahlkraft und Tradition. Trotz des verkorksten Saisonstarts, der Zoran Barisic in der vergangenen Woche den Job gekostet hatte, attestierte er seinem neuen Team einiges an Potential: "Das ist keine Mannschaft, die in Trümmern liegt. Das ist für einen Trainer, der neu kommt, sicherlich gut und vor allem auch nicht ganz so gewöhnlich." Auf Platz acht liegend hinkt Rapid den eigenen Erwartungen dennoch deutlich hinterher.

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Die hohen Ansprüche wurden Klauß bereits bei seiner ersten Cheftrainer-Station in Nürnberg zum Verhängnis. Nach etwas mehr als zwei Jahren bei den Mittelfranken wurde er im Oktober 2022 entlassen. "Sicherlich sind wir zum Ende hin in Nürnberg an der eigenen Erwartungshaltung gescheitert. Die war einfach zu hoch formuliert für das, was möglich war. Wir haben den Kader nicht korrekt eingeschätzt", gestand der 38-Jährige, der nach seinem Aus beim Club zunächst "Abstand von Fußball" gewinnen wollte und sich ab Sommer dieses Jahres wieder für neue Aufgaben bereit fühlte. Bis zu seiner Unterschrift in Wien habe er das eine oder andere Angebot abgelehnt, so Klauß.

Ich weiß, dass das bei vielen ein Reizthema ist.

Robert Klauß über seine Vergangenheit bei RB Leipzig.

Großes Gesprächsthema bei seiner Antritts-Pressekonferenz war auch Klauß' langjährige Vergangenheit bei RB Leipzig, wo er unter anderem als Co-Trainer von Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann arbeitete. Rapid - inklusive der Anhängerschaft - steht dem Red-Bull-Kosmos seit jeher überaus kritisch gegenüber. Klauß gab auch zu dieser Thematik bereitwillig Auskunft. "Ich weiß, dass das bei vielen ein Reizthema ist", setzte der gebürtige Eberswalder an. Wichtig werde sein, dass die Menschen in Wien ihn schnell kennenlernen. "Ich glaube, dann werden die Leute relativ schnell sehen, dass da mehr dahintersteckt - sowohl inhaltlich als auch menschlich."

Hinsichtlich seiner Spielidee sei er natürlich auch von Rangnick und Nagelsmann beeinflusst worden, so Klauß. "Aber man darf nicht vergessen, ich bin schon über dreieinhalb Jahre weg von RB Leipzig. Das ist im Fußball eine sehr, sehr lange Zeit", ergänzte der Deutsche. "Ich habe meine eigene Idee von Fußball entwickelt. Die unterscheidet sich schon vom klassischen RB-Fußball." Er wolle "ganzheitlichen Fußball" spielen lassen, bei dem sowohl Ballbesitzphasen, das schnelle Umschaltspiel als auch die konzentrierte Arbeit gegen den Ball eine Rolle spielen sollen.

Neuer Cheftrainer für Rapid II

Wie gut der Kader mit dieser Idee zusammenpasse, werde er in den ersten Trainingseinheiten sehen. Auf dem Transfermarkt wird Rapid im Winter wohl auch nach dem Trainerwechsel nicht tätig werden. "Aktuell gibt es keinen Wunsch nach Verstärkung", hielt Klauß fest. Eine Umstellung gibt es hingegen im Trainerteam von Rapid II. Da Stefan Kulovits ab sofort als Co-Trainer der Kampfmannschaft fungieren wird - ein weiterer Assistent soll demnächst präsentiert werden - übernimmt Jürgen Kerber bei der zweiten Mannschaft das Zepter.

Für Klauß steht seine Premiere als Rapid-Trainer am kommenden Sonntag (17 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen BW Linz an. Bis Winter werde es in erster Linie darum gehen, an Kleinigkeiten zu arbeiten und in den Trainingseinheiten die Wahrscheinlichkeit auf Siege am Wochenende zu erhöhen. Ein verbesserungswürdiger Aspekt bei Rapid war in der jüngeren Vergangenheit vor allem die Chancenverwertung. "Erster Ansatzpunkt" ist für Klauß daher die Konsequenz im Spiel seiner Mannschaft: "Vor dem gegnerischen Tor, aber auch im Verteidigen."

Nikolaus Fink

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