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Rapid hinkt auch der Statistik hinterher

Nur hinter Salzburg und Sturm

Rapid hinkt auch der Statistik hinterher

Zoran Barisic hinkt mit seinem Team den Erwartungen hinterher.

Zoran Barisic hinkt mit seinem Team den Erwartungen hinterher. GEPA pictures

Die landläufige Meinung, er muss jetzt als Trainer mit dem Kader leben, den er sich als Sportdirektor selbst eingebrockt hat, kann Zoran Barisic schon nicht mehr hören. "Bei uns sind Transfers immer Gemeinschaftsbeschlüsse", stellt er klar. Dass er als Trainer bei der Kaderzusammenstellung andere Schwerpunkte gesetzt hätte als sein Vorgänger Ferdinand Feldhofer, bestätigt er zumindest indirekt: "Natürlich wird ein Sportdirektor immer auch versuchen, die Wünsche des Trainers zu erfüllen." Er hat es auch schon einmal klarer ausgedrückt: "Wenn Ferdinand Feldhofer unbedingt den Pejic will, dann hab’ ich ihn geholt", ließ er vor einigen Wochen auf kicker-Nachfrage etwas genervt durchblicken, dass der vielleicht zweikampfstarke, aber spielschwache Serbe nicht seine Idee gewesen sei.

Meistergruppe - 28. Spieltag

Pejic ist zum Synonym der nicht funktionierenden zentralen Mittelfeldachse Rapids geworden. Sie wird nicht zu Unrecht dafür hauptverantwortlich gemacht, dass Rapid im "Konzert der Großen", sprich Meistergruppe, nur noch eine bescheidene Rolle einnimmt. Da RB Salzburg, Sturm Graz und der LASK außer Reichweite sind und die katastrophale Derby-Bilanz dafür spricht, dass am Ende des Tages auch die Violetten noch an Rapid vorbeiziehen, hat sich ein Großteil der grünweißen Fans bereits damit abgefunden, dass auch in diesem Jahr - wie schon im vergangenen - nicht mehr als Platz fünf herausschauen wird.

Laut Analyse Top drei

Die Daten der italienischen Analyse-Plattform Wyscout geben diese schlechte Platzierung eigentlich nicht her. Schon nach den 22 Runden des Grunddurchganges waren die Hütteldorfer die einzige Mannschaft in den Top Sechs, die um 5,9 Punkte unter den "expected points" geblieben war, die sie aufgrund der Statistiken "verdient" gehabt hätten. Damit wären sie klar auf Platz drei gelegen. Auch aktuell korreliert Rapids Platzierung nicht mit den fünf maßgeblichen Match-Statistiken von Wyscout. In der Kategorie "Schüsse auf das Tor" nehmen Burgstaller & Co. mit einem Schnitt von 6,1 gleichauf mit Sturm Graz Platz zwei hinter RB Salzburg (6,6) ein. Erzrivale Austria kommt bereits mit fünf Schüssen auf das Tor auf die gleiche Punktezahl wie Rapid. Auf dem anderen Ende des Spielfeldes lässt Rapid 3,9 "Schüsse auf das eigene Tor" zu. Besser kann das nur das Führungsduo, wobei Sturm (3,1) hier den Salzburgern (3,2) sogar schon den Rang abgelaufen hat.

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Was die im heutigen Fußball als "Königsdisziplin" angesehene "Passgenauigkeit im Angriffsdrittel" betrifft, nimmt die Barisic-Truppe mit 152,8 angekommenen Pässen pro Spiel immerhin Platz drei ein. Auch in der entscheidenden Zone agieren nur Sturm Graz und RB Salzburg noch genauer, auch hier geben die Grazer dem Serienmeister mit 167,5 zu 167,3 bereits knapp das Nachsehen. Die Wiener Austria hinkt in dieser Statistik mit 134,6 Pässen auf Rang sieben deutlich hinterher. In der Defensivarbeit ist der Meister dem Herausforderer noch überlegen: Ulmer & Co. lassen in ihrem letzten Drittel nur 111,9 angekommene Pässe des Gegners zu, bei den Grazern sind es 121,1. Rapid nimmt auch hier mit 125,1 Platz drei ein. Beim LASK liegt der Wert bei 138,0, bei Schlusslicht Ried bei 156,8.

Passgenauigkeit ausbaufähig

Nicht mehr so viel Relevanz wie noch vor einigen Jahren wird dem "Ballbesitz" beigemessen. Wie in den letzten Jahren üblich, nimmt in dieser Wertung RB Salzburg mit 58,0 Prozent die Spitzenstellung ein, Rapid folgt mit einigem Respektabstand (52,7 Prozent) dahinter. Christian Ilzer legt bei Sturm weniger Wert darauf, den Ball lange in den eigenen Reihen zu wissen, die 49,0 Prozent ergeben nur Platz sieben im Zwölfer-Feld.

Nur in einer Disziplin nimmt Rapid keinen Top-drei-Platz ein: bei der allgemeinen "Passgenauigkeit". Das fällt wohl auf das zentrale Mittelfeld zurück. Doch die Unterschiede sind gering in der Liga. 80,4 Prozent reichen RB Salzburg zu Platz eins, LASK (79,9) und Austria (79,3) folgen auf den Plätzen, mit 78,6 Prozent ist Rapid Fünfter. Und Sturm? Ist mit 75,6 Prozent Letzter!

Entwicklungsfähig

"Man kann natürlich auch alles negativ sehen", kann Barisic trotz der günstigen Zahlen die Sichtweise der enttäuschten Fans nachvollziehen, verweist aber auch auf den Entwicklungsprozess seiner jungen Mannschaft: "Wir haben schwere Jahre hinter uns, es ist auch in dieser Saison nach kompliziertem Beginn enorm viel passiert. Trotzdem ist es uns gelungen, mit dem Einzug in das Cupfinale eine Euphorie zu entfachen. Dass wir diesen Titel nicht holen konnten, ist jammerschade, aber Niederlagen gehören zum Fußball dazu. Wichtig ist, wie man sie verarbeitet." Und wie sich die Mannschaft entwickelt. Da erhofft sich der Rapid-Trainer für nächste Saison eine deutliche Leistungssteigerung: "Eigentlich gehen bei allen Spielern noch einige Prozentpunkte mehr, das muss und kann ich mir erwarten."

Horst Hötsch

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