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Ramsebner: "Unter Zugzwang ist Blau-Weiß"

St. Pöltens Kapitän im Gespräch

Ramsebner: "Unter Zugzwang ist Blau-Weiß"

Freitagabend wird Ramsebner den SKN im Zweitliga-Hit gegen BW Linz auf's Feld führen.

Freitagabend wird Ramsebner den SKN im Zweitliga-Hit gegen BW Linz auf's Feld führen. GEPA pictures/Walter Luger

185 Bundesliga-Spiele, 186 Zweitliga-Spiele, im Cupfinale mit Wiener Neustadt (2010), Austria (2015) und dem LASK (2021). Sein Debüt in Austrias Kampfmannschaft feierte Christian Ramsebner unter Nenad Bjelica in der Champions League beim von Luciano Spalletti betreuten Zenit St. Petersburg (0:0). Heimo Pfeifenberger machte ihn in Wiener Neustadt schon als 23-Jährigen zum Bundesliga-Kapitän. Wenn Freitagabend also einer relativ entspannt in das vermeintlich Zweitliga-"Endspiel" zwischen Tabellenführer SKN St. Pölten und dem Zweiten Blau-Weiß Linz geht, dann der Linzer SKN-Kapitän.

2. Liga - 27. Spieltag

Ein ähnliches Finale hatte Ramsebner in der NV Arena schon am drittletzten Zweitliga-Spieltag im Mai 2016 erlebt, freilich als Protagonist auf der "anderen Seite". Mit dem LASK verlor er unter Trainer Oliver Glasner das Spitzenspiel beim SKN (auch an einem Freitagabend) vor 7.050 Zuschauern mit 2:3 und damit letztlich das Titelduell.

Im Gespräch mit dem kicker sieht Ramsebner Parallelen: "Damals waren wir von Saisonbeginn an großer Favorit wie heuer Blau-Weiß Linz, und der SKN wie jetzt ein Außenseiter. Ich weiß noch genau, dass wir 72 Punkte in 36 Spielen gemacht haben und normal wirst du mit einem Zwei-Punkte-Schnitt Meister." Der SKN allerdings stellte seinerzeit unter Karl Daxbacher mit 80 Zählern einen Zweitliga-Rekord auf.

Mitgenommen habe er unter Glasner dennoch viel. "Er war mein bislang bester Trainer, was den Spielstil und das Teamwork betrifft. Damals hat jeder ganz genau gewusst, was die Nebenspieler machen. Ein Rad hat ins andere gegriffen", so Ramsebner.

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Die 2. Liga hat an Zugkraft verloren

7.000 Zuschauer sind Freitagabend Utopie. St. Pöltens Sonntags-Matinee gegen Schlusslicht Vorwärts Steyr (1:1) lockte gerade einmal 1.466 Besucher an. 2015/16 war die 2. Liga allerdings noch eine Zehnerliga gespickt mit Traditionsklubs. Da strömten die Zuschauer beispielsweise gegen Wacker Innsbruck (4.811) und Austria Salzburg (5.059) schon mitten in der Saison ins noch recht neue Stadion an der Bimbo-Binder-Promenade. Damals kamen überhaupt noch durchschnittlich über 1.800 Besucher zu allen Zweitliga-Spielen, aktuell nicht einmal mehr 1.000.

"Blau-Weiß wird sicher auch nicht soviele mitnehmen wie damals der LASK", weiß Ramsebner. Selbst die Pfiffe einiger SKN-Fans gegen Steyr, die den Geschäftsführer Sport Jan Schlaudraff zum Kochen brachten, lassen Ramsebner relativ kalt. "So etwas habe ich bei der Austria auch schon erlebt. Da spielst du erfolgreich, ergebnisorierentiert und manche sind unzufrieden, weil du für sie nicht schön genug spielst. Das ist ihr gutes Recht. Leid tut es mir für unsere jungen Spieler, die so aufopfernd kämpfen und vielleicht etwas verunsichert werden."

Dass seine "Wölfe" aufgrund des Vorsprungs von einem Punkt und dem 1:0-Sieg im Hinspiel (bei Punktegleichstand zählen die direkten Duelle) mit angezogener Handbremse agieren, glaubt Ramsebner nicht: "Beide Teams werden auf Sieg spielen. Unter Zugzwang ist aber Blau-Weiß. Die bekommen ein neues Stadion und werben dort schon mit Tickets für die Bundesliga."

Wer wagt - gewinnt

Als Ramsebner 2015 im besten Fußballer-Alter (26) den Schritt wagte, von der Austria zu "seinem LASK" in die 2. Liga runter zu wechseln, brauchte er zwei Jahre, um (mit Glasner) wieder aufzusteigen. "Das sage ich unseren Jungen beim SKN öfters: Geduldig dran bleiben und Gas geben zahlt sich am Ende immer wieder aus."

Vielleicht schafft Ramsebner dieses Kunstück ja mit 34 Lenzen in seinem zweiten Jahr beim SKN auch wieder. Dann könnte er (Vertrag bis 2024) im Herbst schon wieder mehr Bundesliga-Spiele als Zweitliga-Spiele auf seiner Visitenkarte stehen haben.

Thomas Schöpf

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