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"Räder aktivieren": Wie die Austria den Karren noch aus dem Dreck ziehen will

Violette äußern sich nach Trainerwechsel

"Räder aktivieren": Wie die Austria den Karren noch aus dem Dreck ziehen will

Sportvorstand Jürgen Werner erklärte das Aus von Michael Wimmer.

Sportvorstand Jürgen Werner erklärte das Aus von Michael Wimmer. GEPA pictures

Die Wiener Austria hat sich nach einer enttäuschend verlaufenden Qualifikationsgruppe von Cheftrainer Michael Wimmer getrennt. Nach der 0:4-Niederlage gegen den Wolfsberger AC und dem gleichzeitigen Rückfall auf den achten Platz wollen die sportlichen Verantwortlichen der Violetten noch einmal einen Impuls setzen und hoffen, dass Interimscoach Christian Wegleitner in den verbleibenden Spielen die Saison doch noch zu einem halbwegs versöhnlichen Ende führen kann. "Wir haben vollstes Vertrauen in den Wegi und hoffen, dass wir das Glück noch drehen können und uns in die Qualifikationsspiele retten", stellt Sportvorstand Jürgen Werner auf einer Presskonferenz nach dem Trainerwechsel klar.

Qualifikationsgruppe - 32. Spieltag

Die Trennung vom Wimmer sei dem Sportvorstand der Veilchen keines falls leicht gefallen, weil "er aus meiner Sicht super Arbeit geleistet hat und einen super Charakter hat." Doch der Abwärtstrend in den vergangenen Wochen - speziell die beiden Auftritte gegen Absteiger Austria Lustenau in Bregenz (0:2) und zuletzt gegen den WAC (0:4) haben zu einem Umdenken geführt. "Da haben wir uns bemüßigt gefühlt, zu handeln. Wir haben immer noch die Chance, am Europacup teilzunehmen, was unser Ziel war, das zu erarbeiten", so Werner, der auch klarstellte, dass die Freistellung des bisherigen Coaches keine Alleinentscheidung war. "Ich bin nicht der Obergscheidler. Das waren gravierende Entscheidungen für den Verein und wir haben uns das nicht leicht gemacht. Wir haben das aber miteinander entschieden."

Verpassen der Meistergruppe als Knackpunkt

Der ehemalige LASK-Vizepräsident war auch mehrfach bemüht, klarzustellen, dass Wimmer nicht allein schuld habe am Abwärtstrend in den vergangenen Wochen. "Da müssen auch Manuel Ortlechner und ich uns hinterfragen, ob wir alles so gemacht haben, dass die Austria den nächsten Schritt tätigen kann. Da halte ich auch meinen Kopf hin." Einem schnellen Aus für den Sportdirektor, so wie es medial bereits öfters berichtet wurde, erteilte der 62-Jährige eine klare Absage: "Das ist im Moment kein Thema. Warum sollten wir den Sportdirektor so kurz vor Saisonende noch rausschmeißen? Wir konzentrieren uns jetzt darauf, die nächsten Spiele fokussiert anzugehen und ich weiß auch nicht, warum diese Diskussion aufgekommen ist. Wir sind mitten in der Vorbereitung auf die nächste Saison, führen Gespräche. Es gibt genug zu tun."

Vor allem geht es nun darum, die sportliche Qualität, welche die Mannschaft durchaus hat und im Grunddurchgang schon gezeigt hat - in der Rückrunde war die Austria von der Punkteausbeute her das zweitbeste Team der Liga - herauszukitzeln und die Spieler wieder auf Schiene zu kriegen. "Wir wollen die Münze auf die andere Seite fallen lassen", betont Interimscoach Wegleitner, der sich für die kommenden Aufgabe sehr optimistisch gibt: "Ich bin positiv gestimmt. Wir kennen die Mannschaft und wissen, dass sie die letzten Wochen nicht optimal war. Wir glauben daran, die Wende zu schaffen. Die Mannschaft hat sich viel vorgenommen, ich sehe, dass sehr viel Energie vorhanden ist und jetzt wollen alle zeigen, was wir draufhaben."

Das konnte die Austria seit der Ligateilung nur zu unregelmäßig. Mitte April hatte man nach Siegen gegen den WAC und der WSG Tirol noch sechs Punkte Vorsprung auf die damals achtplatzierten Kärntner, vier Runden später liegt man zwei Punkte hinter ihnen. Laut Werner hat das knappe Verpassen des oberen Play-offs einen großen Anteil daran: "Das hat uns einen ordentlichen Knacks gegeben, dass wir mit 33 Punkten nicht das obere Play-off erreicht haben. Es hat dann nach den Siegen gegen den WAC und die WSG auch wieder gut ausgesehen, aber leider ist danach die Spirale in die falsche Richtung gegangen. Da muss man auch die Spieler in die Pflicht nehmen, weil wir in der Saison doch auch schon sehr gute Spiele gezeigt haben."

Werner schwört auf Zusammenhalt im Klub

Der bisherige Co-Trainer Wegleitner soll nun das Team stabilisieren und die Abwärtsspirale stoppen. Aktuell ist für die Wiener noch alles möglich, um das Saisonziel - das Erreichen eines Europacupplatzes - zu schaffen. "Wir müssen die kleinen Räder finden, die uns wieder auf die richtige Seite ziehen. Diese Räder müssen wir aktivieren, um das alles in eine andere Richtung zu drehen. Die Mannschaft brennt dafür und das ist eine gute Grundvoraussetzung", so Wegleitner, der jetzt vor allem in die Mannschaft "reinhören" will, um sie auch mental für die entscheidenden Prüfungen bereit zu kriegen. "Da werden wir auch viele Gespräch führen, um zu sehen, welche Themen, die Spieler aktuell am meisten beschäftigen."

Das sind die Trainer der österreichischen Bundesligisten

Wie es nach Saisonende beim Klub am Verteilerkreis weitergeht, ist offen. Sportvorstand Werner machte klar, dass man aktuell "nicht über das große Bild" reden möchte, sondern sich auf den Status quo konzentriert. "Jetzt liegt der Fokus einzig und allein auf den kommenden zwei Spielen, in der Hoffnung, dass zwei weitere dazukommen. Da kommt auf die Spieler viel zu und da gilt es, sie darauf einzustellen. Motivation ist jedenfalls genug da." Dazu müssen alle an einem Strang ziehen, auch innerhalb der Vereinsgremien. "Wirtschaftlich gibt es ein Licht am Ende des Tunnels. Jetzt müssen wir schauen, dass das mit dem Stadion hinhaut und dass wir uns in Zukunft einen Spielraum erarbeiten können, um auch qualitativ in der Mannschaft nachlegen zu können. Da sind alle im Verein angehalten, zusammenzuhalten", so Werner.

In der aktuellen Phase kein einfaches Unterfangen, doch will die Austria die Saison noch zu einem zufriedenstellenden Ende bringen, müssen die Grubenkämpfe auf den Nebenschauplätzen beiseite gelegt und der Fokus rein auf das Sportliche gelegt werden. "Wenn wir noch etwas reißen wollen, müssen wir das jetzt drehen. Ich bin überzeugt, dass wir das hinkriegen", sagt Werner, dem bei ausbleibendem Erfolg in den kommenden Wochen noch einige schlaflose Nächte bevorstehen könnten.

ma