Frauen

Popp: "Rahmenbedingungen in der Bundesliga eine Katastrophe"

Nationalspielerin zu Gast bei "FE:male view on football"

Popp: "Rahmenbedingungen in der Bundesliga zum Teil eine Katastrophe"

Sieht viel Raum für Verbesserungen in der Bundesliga: Alexandra Popp.

Sieht viel Raum für Verbesserungen in der Bundesliga: Alexandra Popp. Getty Images

Ein wenig neidisch schaut Alexandra Popp nach England. Und das nicht nur wegen des in ihrer Abwesenheit verlorenen EM-Finals. "England hat das sehr gut hingekriegt", sagt Popp in der neuen Folge des kicker-Podcasts "FE:male view on football". "Sie haben bei den Lizenzmannschaften, die sie in die Pflicht genommen haben, im sportlichen Bereich und in der Professionalisierung einen großen Schritt gemacht." Auf der Insel sind alle Vereine der ersten beiden Männer-Ligen dazu angehalten, in eine ernstzunehmende Frauenfußballabteilung zu investieren.

Dieses Modell wünscht sich Popp auch in Deutschland - auch wenn es auch Verlierer hervorbringen würde. "Ich glaube schon, dass bei uns, um in diese Dimension der Professionalisierung zu kommen, dieser Weg eingeschlagen werden muss, was es für Mannschaften wie die SGS Essen oder Turbine Potsdam mega schwer macht, sich über längere Zeit zu halten", erklärt sie. "Aber die Frage ist: Wo willst du irgendwann mal hin? Die Professionalisierung, Rahmenbedingungen und Infrastrukturen sind in der Bundesliga zum Teil eine Katastrophe - und da reden wir von der 1. Bundesliga. Da muss sich was tun."

So richtig krass zusammenarbeiten tun wir nicht.

Alexandra Popp über die Lage beim VfL Wolfsburg

Ihren eigenen Verein VfL Wolfsburg - immerhin amtierender Meister - lässt sie dabei nicht außen vor und fordert von den Verantwortlichen, dass man die Frauenabteilung an einigen Stellen häufiger "mit ins Boot nehmen" solle. "Wir sprechen immer von einer VfL-Familie. Hart gesagt ist es dann aber nur ausgesprochen und so richtig krass zusammenarbeiten tun wir auch nicht", kritisiert sie. "Gerade was das Sportliche angeht, wenn man da viel Austausch hat, innerhalb der Trainerteams und auch im medizinischen Bereich, dann kann man viel daraus ziehen."

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Sogar dem Thema Equal Pay stehe sie "eher verhalten gegenüber, weil mir die Förderung der Bundesliga wichtiger ist. Da kommen die ganzen Spielerinnen ja auch her. Ich bin dafür, dass wir da ansetzen, weil das ein Prozess ist, der länger dauert."

Am 16. September startet die Bundesliga in ihre neue Saison - und Popp hofft, den Schwung der EM-Begeisterung transportieren zu können. "Ich bin froh, dass wir das bei der EM geschafft haben", meint sie. "Es war uns auch bewusst, dass wir die EM nutzen mussten, um das in Deutschland voranzutreiben." Nun aber liege es an "den Menschen, die dafür zuständig sind". An die richtet Popp auch eine klare Forderung: "Es muss mehr Druck dahinter sein."

Warum sie selbst als Kind sagte, dass Mädchen nicht Fußball spielen können und warum ein Wechsel ins Ausland für sie nie reizvoll war, erklärt Popp in der neuen Ausgabe "FE:male view on football". Die ganze Folge ist jetzt auf allen digitalen kicker-Kanälen und bei Spotify, Deezer, Google Podcasts, Podimo und iTunes verfügbar!

mib

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