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Pentz im Interview: "Habe gemerkt, dass ich ein Spieler bin, der nicht die ganze Zeit auf der Bank sitzen kann"

Ex-Teamtorhüter nun in Dänemark

Pentz im Interview: "Habe gemerkt, dass ich ein Spieler bin, der nicht die ganze Zeit auf der Bank sitzen kann"

Patrick Pentz hat in Dänemark endlich wieder einen Stammplatz.

Patrick Pentz hat in Dänemark endlich wieder einen Stammplatz. IMAGO/Gonzales Photo

Im Sommer 2022 entschied sich Patrick Pentz nach sieben Jahren zum Abschied von der Wiener Austria und wagte erstmals in seiner Karriere den Sprung ins Ausland. Doch in Frankreich bei Stade Reims wurde der ehemalige ÖFB-Teamtorhüter nicht glücklich und zog bereits ein halbes Jahr später nach Deutschland zu Bayer Leverkusen weiter. Bei der "Werkself" reichte es hinter Stammkepeer Lukas Hradecky aber nur zum Platz auf der Bank, den der 26-Jährige in diesem Sommer nach einem Leihwechsel zum dänischen Erstligisten Bröndby IF gegen eine Stammrolle eingetauscht hat.

Superligaen - 10. Spieltag

Im kicker-Interview spricht der vierfache Nationalspieler Österreichs über seine ersten Wochen in Dänemark, seinen erfolgreichen Start, warum er mit der Reservistenrolle in Leverkusen letztlich nicht mehr zufrieden war und wieso bei seinem Ex-Klub Austria Wien ein echter Leader in der Abwehr fehlt.

Von Wien bis nach Dänemark - inklusive Zwischenhalte in Frankreich und Deutschland - in nur zwölf Monaten. Hätten Sie nach Ihrem Abgang von der Wiener Austria mit so einer Rundreise gerechnet?

(lacht) Nein, definitiv nicht. Es ist aber echt wild, was man dabei alles sieht und mitkriegt von der Fußballwelt. Ich finde es auch echt brutal, wie man die Unterschiede von Verein zu Verein sieht. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Austria, was Infrastruktur und Organisation betrifft, wirklich gut aufgestellt ist. Trotz der finanziellen Situation. Leverkusen war gefühlt unlimited, aber die haben ja auch den Anspruch, dass sie ein Top-vier-Verein in Deutschland sind. In Frankreich war das wieder ganz anders, das war von der Ausrüstung und der Organisation weit nicht so gut wie bei der Austria. Und Bröndby ist ein echter Arbeiterverein und das ist unglaublich geil. Man spürt wirklich, wie sehr die Leute in der Region für den Verein leben. Da ist Leidenschaft dabei, jeder im Verein ist unheimlich freundlich, du brauchst auch kein Dänisch lernen, weil eh alle Englisch mit dir sprechen. Wenn du irgendwo hingehst, sprechen dich die Leute automatisch auf Englisch an, obwohl sie gar nicht wissen, dass du nicht von hier bist. Mir ist vom Verein auch gesagt worden, dass es unnötig ist, die Landessprache zu lernen, was für mich sonst immer als Zeichen des Respekts selbstverständlich ist. Das Land ist so international ausgelegt, das ist ein Riesenvorteil. Deswegen kann man sich so schnell wohlfühlen, weil dir alles sehr leicht gemacht wird.

Was ist allgemein Ihr bisheriger Eindruck vom Verein?

Du merkst einfach, dass Fans, Mitarbeiter und Spieler alle für den Verein brennen und sehr viel in den Verein investieren. Es steht im Vereinslogo bereits, dass niemand über der Gemeinschaft steht und außen auf dem Stadion steht: Niemals alleine. Das spürt man auch, man wird sofort gut aufgenommen und jeder setzt alles daran, dass man sofort ankommt, sich wohlfühlt und dann auf dem Fußballplatz gleich performen kann. Das hat mich schon überrascht. Deswegen verlief die Integration und mein Start hier auch sehr gut, weil alleine die Sprachbarriere nicht da ist. In Italien, Spanien oder Frankreich ist das schon anders. Damals bei Reims haben nur wenige Spieler Englisch gesprochen. Das hast du hier nicht. Die Besprechungen, Anweisungen sind alle auf Englisch und das ist dann viel einfacher. Das könnte man auch in Österreich einführen bei den Klubs, dass jeder ein gutes Englisch haben sollte, um es den ausländischen Spielern so einfach wie möglich zu machen. Denn das hilft schon extrem.

In der Liga gab es zuletzt vier Siege in fünf Spielen und eine bittere Niederlage gegen Tabellenführer Kopenhagen. Aktuell liegt man nur einen Punkt hinter der Spitze. Wie bewerten Sie generell die sportliche Qualität der Mannschaft?

Ich spüre, dass wir gute Chancen haben, der Kader super ist, die Mannschaft gut zusammenhält und wir in der Liga wirkliche Chancen haben. Es gibt hier einfach nicht so eine Kluft wie in Österreich. Hier ist zwar Kopenhagen die Nummer eins, aber wir haben gegen die letztens gespielt und haben uns die Partie selbst zusammengehaut. Da haben wir bis zur 85. Minute noch mit 2:1 geführt und haben schlussendlich mit 2:3 verloren. Deswegen habe ich schon gemerkt, dass da etwas möglich ist in diesem Jahr. Das wird vielleicht etwas unterschätzt, weil wir nicht so namhafte Spieler haben, aber die Qualität ist vorhanden.

Wie sehr kommt Ihnen das Spielsystem entgegen?

Das ist genau mein Stil. Wir spielen nicht auf lange Bälle, sondern wollen schon Fußball spielen und uns durchkombinieren. Wir haben eine sehr junge, dynamische Mannschaft und haben auch ein paar Profis dabei, die schon eine Historie bei größeren Klubs haben. Der Verein bietet einfach generell eine sehr gute Plattform, wo sich Spieler präsentieren und weiterentwickeln können.

Wenn ich es mit meinen bisherigen Stationen vergleiche, ist die Stimmung hier sehr weit oben anzusiedeln. Da nehme ich lieber 26.000 Leute hier als 75.000 in Frankreich, weil da das ganze Stadion Stimmung macht.

Patrick Pentz

Wie bewerten Sie generell das sportliche Niveau? Kann man es mit der österreichischen Liga vergleichen?

Es ist auf jeden Fall physischer. Ich war am Anfang komplett überrascht, weil das Tempo auch echt hoch ist. Ich würde die Liga schon mit der österreichischen vergleichen und von der Qualität her, ist die dänische Liga echt nicht schlechter. Die würde ich auf der gleichen Stufe sehen. Kleine Unterschiede sind natürlich immer erkennbar, aber die Qualität ist brutal. Man hat sehr viele Leihspieler, die aus England kommen und von Premier-League-Klubs ausgeliehen werden. Das Niveau ist echt Top. Die Liga ist zudem extrem ausgeglichen und man kann hier gegen jeden gewinnen. Vor dem Wochenende waren wir vier Punkte hinter der Tabellenspitze, dann verliert Kopenhagen zuhause, wir gewinnen auswärts und liegen nur mehr einen Punkt zurück. Plus die Stadien sind überall immer bummvoll. Wenn ich es mit meinen bisherigen Stationen vergleiche, ist die Stimmung hier sehr weit oben anzusiedeln. Da nehme ich lieber 26.000 Leute hier als 75.000 in Frankreich, weil da das ganze Stadion Stimmung macht. Die Fans sind ein Wahnsinn, das muss man selbst mal erlebt haben. Da kommst du zwei Stunden vor dem Spiel im Stadion an und die Fan-Seite hinter dem Tor ist bereits komplett voll. Da kriegst du Gänsehaut. Auch auswärts ist der Fan-Block jedes Mal voll. Der Vorteil ist, dass jeder Klub auch ein gut angepasstes Stadion hat. Da kommt auch bei den kleineren Vereinen eine super Stimmung auf.

Mit zwölf Teams und einer Ligateilung ist das Ligasystem in Dänemark dem österreichischen sehr ähnlich. Sind da schnell alte Erinnerungen hochgekommen?

Definitiv, aber sie machen es hier besser, weil sie die Punkte nicht halbieren. Das finde ich schon mal super, weil dir einfach die wichtigen Punkte, die wir jetzt machen, erhalten bleiben. So gesehen, finde ich das Format mit der Ligateilung gar nicht so schlecht, weil du dann gegen die Topteams oben spielst, aber weiterhin deine Punkte mitnimmst. Ich finde es so einfach fairer und das wäre vielleicht auch eine Idee für Österreich, da mal ein Umdenken einzuleiten. Generell taugt mir die Liga einfach, auch weil der Fußball in dem Land die Nummer eins ist. Da gibt es kein Skifahren oder so, sondern nur Fußball. (lacht)

Nach einiger Zeit als Ersatzkeeper sind sie in Bröndby nun die klare Nummer eins. Wie gut tut es Ihnen, wieder einmal so richtig gebraucht zu werden?

Es ist super. Natürlich war es schön bei so einem großen Klub wie Leverkusen zu sein, aber es hat sich für mich persönlich dann doch nicht richtig angefühlt, wenn du dort nur auf der Bank sitzt. Ich habe einfach gemerkt, dass ich ein Spieler bin, der die Spiele braucht und nicht die ganze Zeit auf der Bank sitzen kann. Da gibt es unterschiedliche Typen und ich habe einfach gemerkt, dass ich auf dem Platz stehen muss. Ich habe Leverkusen auch extrem genossen, weil eine immense Qualität in der Mannschaft ist. Es war im Sommer dann halt die Entscheidung, ob ich dort bleibe und auf Einsätze hoffe oder ob ich mich für diesen Weg entscheide und zu einem Traditionsklub gehe, der dich zu 100 Prozent auf dem Feld braucht.

Wie kam es schlussendlich zu Ihrem Leihwechsel nach Bröndby. Haben Sie schon länger gewusst, dass sie wieder einen Stammplatz anpeilen oder wurde es erst nach der Verpflichtung von Matej Kovar im Sommer so richtig intensiv?

Ich war mit Leverkusen immer in einem offenen Austausch. Nach dem Saisonabschluss haben wir uns zusammengesetzt und gesagt, dass es schon wichtig wäre, dass ich wieder auf meine Spiele komme. Das sah aber nicht so gut aus, weil mit Lukas Hradecky der Kapitän im Tor steht und seinen Job auch ausgezeichnet macht. Daher haben wir uns dann umgesehen, ob wir irgendwas finden, wo ich wieder regelmäßig auf Spielzeit komme. Für Leverkusen war das auch kein Problem, weil sie verstanden haben, dass ich mit 26 Jahren auf meine Spielpraxis kommen möchte. Und als dann der Transfer von Matej Kovar abgeschlossen wurde, konnten wir das mit Bröndby durchziehen. Weil bevor Leverkusen keinen Ersatz gefunden hatte, hätten sie mich auch nicht gehen lassen. So war das für beide Seiten schlussendlich perfekt. Aber man wird sehen, was passiert. Ich bin hier auf Leihe und habe in Leverkusen ja noch länger Vertrag.

Die kicker-Elf des 9. Spieltags

Für Sie war es aber immer klar, im Ausland bleiben zu wollen? Warum fiel die Wahl schlussendlich auf Bröndby?

Ja, absolut. Bröndby hat mich relativ früh kontaktiert im August und dann habe ich mir das Ganze einfach mal angesehen. Sie haben mit Casper Ankergren einen sehr guten Tormanntrainer, was mir sehr wichtig war, weil da in Frankreich mit dem damaligen Tormanntrainer der Austausch nicht so gut war. Da wollte ich wieder mehr Wert drauflegen und hier habe ich jemanden, der schon in England bei Leeds und Brighton gespielt hat und sich nach der Karriere bei Brighton lange um den Torwartsektor gekümmert hat. Der hat einfach viel Erfahrung, stützt einem den Rücken und ist einfach ein super Typ. Schlussendlich war es das Gesamtpaket mit Verein, Stadt und Lebensqualität, das mich überzeugt hat.

Sie haben sich wahrscheinlich auch bei Ihrem Ex-Teamkollegen Lukas Hrdaecky umgehört, der ja selbst zwei Jahre in Bröndby zwischen den Pfosten gestanden hat?

Klar, wir haben uns ausgetauscht. Die Torhüter-Vergangenheit bei Bröndby ist auch super. Neben Lukas Hradecky haben auch Frederik Rönnow oder Marvin Schwäbe hier schon gespielt, mit Mads Hermansen ist ein Keeper gerade nach England zu Leicester gewechselt. Das hat mir schon gezeigt, dass hier auf die Torhüter gesetzt und ihnen geholfen wird, den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu gehen. Die dänische Liga ist auch ein gutes Sprungbrett, weil sie sehr im Fokus der englischen Vereine ist. Vor allem die guten Vereine hier genießen ein sehr hohes Ansehen auf der Insel und das merkt man auch.

Auch wenn sie im vergangenen Halbjahr zu wenig Spielpraxis gekommen sind, wie wichtig war der Schritt nach Leverkusen dennoch für Ihre persönliche Entwicklung?

Deutschland war ein kompletter Lernprozess, was alles betrifft. Was Professionalität betrifft, was das Tempo vom Fußball betrifft. Da konnte ich sehen, wie hoch es eigentlich gehen kann und machte da einen wichtigen Lernprozess durch, wo ich mir viel von meinen Kollegen abschauen konnte. Was da tagtäglich im Training gearbeitet wird, ist ja ein Wahnsinn. Das war kein Früh- bis Mittagsjob, wie man so gerne sagt, sondern da war man von 9 bis 15 Uhr beschäftigt. Dann kamen noch die internationalen Wochen dazu, wo man sehr viel unterwegs war. Da geht es einfach um sehr viel. Alles in allem war das eine sehr gute Entscheidung, die ich auf keinen Fall bereue, weil ich viel lernen konnte und die Leute dort im Verein einfach sehr gut arbeiten.

Damit haben Sie sich auch perfekt auf Ihre aktuelle Aufgabe vorbereiten können. Ihr Debüt verlief mit einer weißen Weste und dem gehaltenen Elfmeter in sprichwörtlich letzter Minute fast schon kitschig. Besser hätten Sie es sich wohl nicht erträumen können?

Das war wirklich ein Wahnsinn. Ein viel besseres Debüt kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Es war mir auch wichtig, dass ich gleich mit einer Null hineingestartet bin und dass ich der Mannschaft da helfen konnte. Eine gute Verbreitung spielt hier eine wichtige Rolle, aber für so etwas brauchst du auch das gewisse Glück.

Sportlich legten Sie In Bröndby einen erfolgreichen Start hin und gewannen vier ihrer bisherigen fünf Spiele im Tor. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein? Wird ein Europacup-Platz angepeilt?

Puh, beim Verein wird jedes Jahr geschaut, wie die Mannschaft vor Saisonstart aufgestellt ist. Es werden eher kleinere Brötchen gebacken. Natürlich ist es das Ziel von uns Spielern, dass wir den Fans und den Leuten im Verein etwas zurückgeben wollen, weil sie sich wirklich für den Klub aufopfern. Deshalb wollen wir natürlich oben mitspielen und das ist für einen Verein wie Bröndy auch ganz klar. Letztes Jahr war man Fünfter, heute würde ich es schon gerne weiter nach oben schaffen.

Ist für Sie ein längerer Verbleib im Bereich des Möglichen?

Auf jeden Fall. Nichts ist ausgeschlossen, aber da wird man sich dann am Ende der Saison zusammensetzen. Jetzt sind wir mittendrin und schauen einmal, wie die Saison weiter verläuft. Es geht jetzt darum, zu performen, mit der Mannschaft weiter Erfolg zu haben und dann kann man immer über alles reden. Es ist auf jeden Fall ein Traum hier.

Es ist natürlich das Schönste, dabei zu sein, aber das täglich Brot ist der Verein und da muss man schauen, dass man liefert. Nur so empfiehlt man sich wieder für das Team.

Patrick Pentz

Die Nummer 1 waren Sie im letzten Jahr auch noch beim österreichischen Nationalteam. Nachdem sie zuletzt auf der Abrufliste standen, sind Sie nun wieder zurück im Kader. Wie sehr freuen Sie sich über die Rückkehr?

Das freut mich natürlich sehr. Wir waren gestern mit der Mannschaft und den Familien der Spieler Minigolf spielen und dort habe ich den Anruf bekommen. (lacht) Man will da immer dabei sein, vor allem, wenn etwas Großes zu erreichen ist. Es fehlen uns nur zwei Punkte für die EM-Qualifikation, wir können es in diesem Lehrgang klarmachen und das ist natürlich ein Traum. Jedes Spiel, was wir haben, ist ein Endspiel, wo wir es klarmachen können. Das könnte ein geiler Lehrgang werden (lacht). 

Hat es Sie überrascht, dass der Anruf gekommen ist oder haben Sie nach ihren gezeigten Leistungen bei Bröndby schon etwas damit spekuliert?

Ich weiß halt einfach, dass es das wichtigste ist, dass man Spielzeit bekommt, um sich für das Nationalteam zu empfehlen. Da ich in den vergangenen Lehrgängen auch immer im engeren Kreis dabei war, habe ich gewusst, dass ich einfach meine Leistung bringen muss am Spielfeld und dann bin ich hundertprozentig wieder ein Thema. Dass man fix dabei ist, weiß man natürlich nie, deswegen schätzt man das umso mehr, wenn es mit der eigenen Spielzeit passt und man wieder beim Nationalteam dabei sein kann.

Welche Ambitionen hegen Sie nun beim Nationalteam? Können Sie Alexander Schlager im Kampf um den Stammplatz gefährlich werden?

(lacht) Der "Gassi" (Spitzname von Alexander Schlager, Anm.) macht die Sache super gerade. In den vergangenen Länderspielen hat er es super gemacht, war einfach stabil und hat konstant seine Leistung abgerufen. Genau das, was man von einem Torhüter braucht. Er war ein sicherer Rückhalt und deshalb komme ich da jetzt nicht hin und stelle irgendwelche Ansprüche. Das ist ganz klar. Man probiert sich ganz normal im Training zu empfehlen, aber man muss auch ganz offen und ehrlich sagen, dass er das super gemacht hat und sich diese Rolle verdient hat. Er macht das aktuell ja auch beim Klub sehr gut und das muss man als Konkurrent so akzeptieren.

Welche Ziele setzen Sie sich nur für den kommenden Lehrgang?

Wir müssen die EM-Qualifikation schaffen.  Das ist, glaube ich, jedem bewusst. Jetzt müssen wir komplett als Österreich zusammenhalten und die eigenen Ansprüche in den Hintergrund stellen, damit wir gemeinsam das große Ziel erreichen. Am besten gleich mit einem Heimsieg gegen Belgien, das wäre der Wunsch. Es wäre natürlich ein Wahnsinn, wenn wir das in meiner ehemaligen Heimat in Wien schon fixieren können.

Was sagen Sie generell zum Auftreten Ihrer Nationalteamkollegen in den vergangenen Partien?

Ich war ja nur das letzte Mal nicht dabei, sonst habe ich die ganze Qualifikation miterlebt. Deswegen war ich nicht überrascht über die Leistungen und war mir ziemlich sicher, dass wir die Schweden auswärts putzen. Weil ich einfach weiß, wie gut die Mannschaft und das Trainerteam harmonieren und wie gut sie aktuell drauf sind. Das spiegelt sich zu 100 Prozent am Platz wieder. Jetzt kann man wieder als Fußball-Österreich stolz sein, sich das Nationalteam anzuschauen. Es ist alles klarer im Plan, man gewinnt souverän seine Spiele mit mehreren Toren und erkennt richtig die Handschrift von Ralf Rangnick, der auch während des Spiels perfekt reagieren und umstellen kann.

Eine wahrscheinliche EM-Qualifikation sorgt bei Ihnen vermutlich auch für zusätzliche Motivation, dort dabei zu sein?

Das ist natürlich immer ein Ziel. Wenn man die Chance hat, als Spieler bei so einem großen Turnier dabei zu sein, will man die auch ergreifen und nutzen. Denn so oft hat man doch nicht die Chance, bei solchen Großereignissen dabei zu sein. Das wäre definitiv ein Karrierehighlight.

Ich denke, der Abgang von Lukas Mühl hat ihnen sicherlich wehgetan, weil da nun auch ein Sprachrohr in der Abwehr fehlt.

Patrick Pentz

Zum Abschluss: Weniger gut läuft es bei Ihrem Ex-Klub Austria Wien. Verfolgen Sie die Spiele noch? Warum glauben Sie, dass es aktuell eher nicht so gut funktioniert?

Es gibt leider nicht mehr so viele Spieler aus meiner Zeit, die noch beim Verein sind und mit denen ich viel in Kontakt war. Man kriegt es natürlich mit, aber ich verfolge zu wenige Spiele, um konkrete Punkte nennen zu können, warum es nicht so gut rennt. Ich denke, der Abgang von Lukas Mühl hat ihnen sicherlich wehgetan, weil da nun auch ein Sprachrohr in der Abwehr fehlt. Marvin Martins und Johannes Handl sind eher ruhigere Typen und Lucas Galvao ist auch zurückhaltend und spricht wenig am Platz. Der ist zwar ein Brecher am Spielfeld, aber der teilt dir die Mannschaft vor dir nicht ein. Er ist ein super Spieler, aber er braucht einen neben sich, der redet und das Kommando übernimmt. Der Luki war halt einer, der den Mund aufgemacht, auf dem Platz rumgeschrien und alles eingeteilt hat. Das merkt man jetzt. Vielleicht haben sie es sich einfacher vorgestellt, ihn ersetzen zu können. Es haben viele von Außen nicht gesehen, was für ein wichtiger Spieler der Luki in der Kabine war. Der hat immer seine Meinung kundgetan. Für die Mannschaft war er enorm wichtig, weil er vorangegangen ist, auch wenn es nicht so gut gelaufen ist. Deshalb muss man halt als Verein etwas tiefer in die Tasche greifen, wenn man so einen Spieler halten will. Da muss man ihm zeigen, dass er mir das wert ist. Jetzt könnte es mit dem oberen Play-off wieder schwierig werden, weil die Ligateilung schneller kommt als man denkt.

ma, Interview: Maximilian Augustin