kicker

Paukenschlag in Berlin: CFC Hertha 06 insolvent und aufgelöst

"Im Moment gibt es uns nicht mehr"

Paukenschlag in Berlin: CFC Hertha 06 insolvent und aufgelöst

Wird es den Charlottenburger FC Hertha 06 künftig noch geben? Derzeit ist die Entwicklung offen.

Wird es den Charlottenburger FC Hertha 06 künftig noch geben? Derzeit ist die Entwicklung offen. IMAGO/Andreas Gora

Oberliga NOFV-Nord

Es ist wohl das vorerst letzte unrühmliche Kapitel in der langen Geschichte des Charlottenburger FC Hertha 06 - nach dem Antisemitismus-Fall vor knapp einem Jahr um den damaligen Vizepräsidenten Ergün Cakir im Zuge eines A-Jugendspiels des Klubs gegen TuS Makkabi Berlin. Der Verein, einst vor 118 Jahren als Charlottenburger FC Vorwärts gegründet, existiert nicht länger und wurde vom Amtsgericht Charlottenburg mit Wirkung einer letzten Eintragung vom 5. Februar aus dem Vereinsregister entfernt. Ein entsprechendes Dokument liegt dem kicker vor. In diesem heißt es: "Der Verein ist durch rechtskräftige Abweisung eines Antrags auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens mangels einer die Kosten des Verfahrens deckenden Masse aufgrund des § 42 Absatz 1, Satz1, aufgelöst." Demnach gibt es nichts mehr, was sich für die Gläubiger zu Geld machen ließe.

Die Verantwortlichen der spielleitenden Stellen im Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) und Berliner Fußball-Verband (BFV) haben entsprechend reagiert und sämtliche Partien des Berliner Klubs von der Brahestraße am zurückliegenden Wochenende ausgesetzt. "Im Moment gibt es uns nicht mehr. Kein Verein, keine Versicherung für die Spieler", sagte Haldun Öztek, der im Vorstand Jugendleiter und Kassenwart sein soll, gegenüber dem RBB. Demnach sollen Sozialversicherungsbeiträge für Spieler, Trainer und Mitarbeiter ausstehen - auch das Finanzamt fordert wohl noch Geld. Die Summe ist offen.

30.000 bis 40.000 Euro Schulden

Öztek, der im Vereinsregisterauszug jedoch nicht als Vorstandsmitglied auftaucht, spricht von 30.000 bis 40.000 Euro Verbindlichkeiten beim Fiskus, den Krankenkassen und der Berufsgenossenschaft. Diese Entwicklung sei "schade für den Berliner Fußball", sagt BFV-Verbandspräsident Bernd Schultz. Aufgrund dieser noch ungeklärten Situation werden die Berliner in dieser Saison wohl nicht mehr mit der ersten Männermannschaft am Spielbetrieb des NOFV teilnehmen. Die Partien zuletzt gegen Tennis Borussia Berlin und Eintracht Mahlsdorf wurden abgesagt.

"Die insolvenzrechtliche Frage ist nicht abschließend geklärt", so Ulf Kuchel, Spielleiter der NOFV-Oberliga-Nord. "Daher diese Vorsichtsmaßnahme, auch um Schaden vom NOFV sowie den beteiligten Vereinen und Spielern abzuwenden." Dies gilt auch für die Mannschaft des Vereins in der Futsal-Regionalliga. Laut Regularien des NOFV ist der Fall klar. In Paragraph 6 der Spielordnung steht: "Ein insolventer Verein, gleich ob ein Verfahren läuft oder der Antrag abgelehnt wurde, wird am letzten Spieltag auf den letzten Platz gesetzt und steigt ab.“

Entscheidung bis Mittwoch

Noch ist beim NOFV aber keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Das Votum des Verbandes soll nach kicker-Informationen bis zum Mittwoch erfolgen und veröffentlicht werden. Es dürfte aber dem Vernehmen nach der Fall eintreten, dass die 15 bis dato absolvierten Partien des CFC Hertha 06 annulliert werden und es eine dann aktualisierte Fünftliga-Tabelle gibt. Ebenso will der BFV zeitnah ein Urteil fällen, was mit den Teams auf Landesebene passiert.

Was jedoch aus den mehreren Hundert Vereinsmitgliedern, darunter ist ein Großteil an Kindern und Jugendlichen, wird, ist offen. "Wenn es bei der Löschung des Vereins bleibt, wäre das ein Desaster", äußerte sich Öztek. Gibt es also vielleicht doch einen weiteren Abschnitt in der Geschichte des CFC Hertha 06?

Matthias Schütt

Der Norden lässt es krachen: Das sind Deutschlands Oberliga-Torfabriken