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DFB: Osnabrügges Abrechnung: "Das ist blanker Unsinn"

Fragen zu Diekmann bleiben

Osnabrügges Abrechnung: "Das ist blanker Unsinn"

Stephan Osnabrügge

Stephan Osnabrügge picture alliance / Thomas Boecker/DFB

Nachdem der Rechtsanwalt die positiven Zahlen für das Pandemie-Jahr 2020 präsentiert hatte, konterte Osnabrügge diverse Vorhaltungen der vergangenen Monate: "Entgegen den pauschalen Behauptungen vieler, die sich gegenseitig damit zu befruchten scheinen, herrscht beim DFB kein Chaos." Allerdings räumte er ein: "Wir haben die Konsequenzen einer falschen Auswahl von Führungskräften tragen müssen." Dass damit Fritz Keller gemeint ist, liegt auf der Hand. Der Ex-Präsident trat nach einem Nazi-Vergleich zurück, in dessen Folge ihm die Landes- und Regionalverbände das Vertrauen entzogen. Dass Osnabrügge explizit die Mehrzahl wählte, erklärte er mit "diversen Wechseln auf Direktorenposten und auch im Präsidium", wollte das aber "ausdrücklich nicht verbinden mit persönlichen Vorwürfen". Sehr wahrscheinlich ist damit die "Kurzzeit"-Medienchefin Mirjam Berle gemeint.

Keller hatte Osnabrügge in einem Interview zuletzt attackiert, der Rheinländer antwortete indirekt: "Jeder, der im DFB Verantwortung trägt, folgt dem Rat der Experten." Keller hatte ihm vorgeworfen, auch mal gegen den Rat von Fachleuten zu entscheiden. Jüngst sorgte die Frage für Zoff, bis wann die Zusammenfassung der wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe in eine Kapitalgesellschaft vollzogen werden solle. Osnabrügge bestätigte, dass die GmbH & Co. KG zum 1. Januar 2022 starten werde und sagte: "Es wird nicht blockiert, ich weiß nicht, wer Interesse daran hätte. Es wird engagiert diskutiert." Allerdings hatte sich vergangene Woche die DFL in einem Brief für ein Aufschieben des Prozederes ausgesprochen, unterlag aber bei einer Abstimmung im DFB-Präsidium. "Wir folgen nur dem Auftrag des Bundestags und der Gremien und werden ihn zeitgerecht, bis zum nächsten Bundestag, erfüllen", so Osnabrügge, der in seiner Generalabrechnung "Anfeindungen von außen" in den Raum stellte und teils "faktenfreie" Attacken gegen den DFB ins Feld führte: "Die laufende Kriminalisierung belastet die gesamte Arbeit des Hauses. Wenn die Strafverfahren eingestellt werden, interessiert sich dann niemand mehr dafür."

Beispielhaft nannte er den Vorwurf, der Verband betreibe ein Steuersparmodell. "Das ist blanker Unsinn. Wir zahlen exakt dieselben Steuern wie andere auch auf wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb." Es lässt sich offenbar trefflich auf den DFB einprügeln.“ Die Zahlen dazu lieferte Finanzdirektor Markus Holzherr, der in der neuen GmbH & Co. KG Finanzgeschäftsführer werden dürfte: Man habe 2020 18,6 Millionen Euro an Ertragssteuern bezahlt, insgesamt sogar 22,1 Millionen Euro. "Wenn man sich überlegt, wo wir steuerlich herkommen, ist das ein Beleg dafür, dass das alles andere als ein Steuersparmodell ist", so Holzherr. Anfang der 2000er Jahre sei es demnach nur eine Million Euro gewesen. Laut Osnabrügge sei dies jedoch nicht als Vorwurf an ehemalige Funktionäre zu verstehen. Obgleich der Verband vor seinem Amtsantritt mehr ausgegeben als er eingenommen habe: "Diesen Trend haben wir umgekehrt, trotz deutlich gesteigerter Zahlungen an die Landesverbände."

Mysterium um Diekmann

Zum positiven Gesamteindruck, den Osnabrügge auf seine bislang fünfeinhalb Jahre als Schatzmeister zu bilanzieren wusste, hat gewiss auch die geräuschvolle Trennung von Ex-Vermarkter Infront beigetragen. Und genau in diesem Thema steckt ein großes Mysterium: Wofür wurde der Medienberater Kurt Diekmann mit 372.000 Euro entlohnt? Als Begleiter in der Infront-Sache, sagen Osnabrügge und Co. Als eine Art Doppel-Agent, um missliebige Präsidenten loszuwerden, insinuieren Medienberichte und E-Mails. Mit Blick auf einen neuen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach Diekmann bereits vor April 2019 für den DFB tätig geworden war - damals existierte das Thema Infront noch nicht - sagte Osnabrügge: "Es bleiben keine neuen Handlungsnotwendigkeiten und Fakten." Die Sache sei gesondert geprüft worden, dennoch habe man das uneingeschränkte Testat der Wirtschaftsprüfer erhalten. Allerdings rauschte es zwischendrin durchaus im internen Prüfungsausschuss.

Laut Osnabrügge gab es keine weiteren Zahlungen als die bereits bekannten. Bedeuten muss das nichts, schließlich wurde auch der entsprechende Vertrag sechs Monate nach Aufnahme der Tätigkeit des Kommunikationsberaters geschlossen. Im Sommer hatte Osnabrügge dem kicker gesagt: "Hätte ich beim Vertragsabschluss die Kenntnisse von heute gehabt, hätte ich das bei der Entscheidung berücksichtigt. Die E-Mails beziehen sich alle auf seine Vor-DFB-Zeit, nach meiner Kenntnis hatte Herr Diekmann keine Verträge mit kollidierenden Interessen, während er für den DFB arbeitete." Genau das hatte ein Medienbericht aber zuletzt nahegelegt. Er habe keine Fakten dazu gelesen, hält Osnabrügge dagegen. Die Thematik wirkt wie der gordische Knoten, verworren und kaum final aufzulösen.

Die Infront-Sache hatte Esecon bearbeitet, die Berliner Forensiker nahmen zudem eine Generalinventur vor, sie beleuchteten unter anderem die Sommermärchenaffäre - der Bericht dazu ist jedoch aus Haftungsgründen nur von Präsidiumsmitgliedern einsehbar. Wieviel Geld die Trennung von Infront brachte und was Esecon kostete, mochte Osnabrügge mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse nicht präzisieren. Speziell die Esecon-Ermittlungen waren jedoch auch ein Thema, über das sich Keller auf der einen sowie Osnabrügge, Ex-Generalsekretär Friedrich Curtius und Dr. Rainer Koch zerstritten. Keller und Curtius sind weg, Koch will zumindest nicht mehr als 1. Vize-Präsident Amateure kandidieren. Und Osnabrügge wird sich auf dem DFB-Bundestag am 11. März 2022 nicht mehr zum Schatzmeister wählen lassen.

Benni Hofmann