Deutlicher kann man es eigentlich nicht zeigen, wie tief der Riss zwischen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und den Nationalspielerinnen ist. Am Sonntag wurde bekannt, dass Voss-Tecklenburg sich übergangslos von ihrer wochenlangen Krankschreibung nach der desaströsen Weltmeisterschaft in den Erholungsurlaub begeben hat und am vergangenen Donnerstagabend einen Vortrag bei der Bayerischen Zahnärztekammer gehalten hat. Der Auftritt der Bundestrainerin sorgte nach dem Bekanntwerden am Wochenende für reichlich Irritationen.
Am Montagmittag hat sich die erste Nationalspielerin nun öffentlich positioniert: "Es gibt mir ein paar Fragezeichen. Ich hätte mir durchaus etwas anderes gewünscht. Zum Beispiel, dass wir erstmal klären, was bei der WM passiert ist und danach in den Urlaub geht", kritisierte Mittelfeldspielerein Lena Oberdorf vom VfL Wolfsburg am Mittag in Frankfurt. Dort trifft sich heute die Nationalmannschaft, um sich auf die Nations-League-Partien am Freitag (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Wales in Sinsheim und am nächsten Dienstag auf Island vorzubereiten.
Auf diese beiden Spiele wollen sich die Spielerinnen nun konzentrieren und das auch aus ihrer Sicht offensichtlich unerfreuliche Verhalten von Voss-Tecklenburg - zumindest vorläufig - beiseiteschieben. Oberdorf sagt: "Ich bin nur hier, um meinen Job zu machen. Alles andere wird der DFB dann regeln."
Allerdings konnte sich Oberdorf auch auf die Frage, wie es nun sportlich weitergeht, einen Seitenhieb auf die Bundestrainerin nicht verkneifen: "Wir haben einen klaren Auftrag und mit Horst Hrubesch auch einen guten Trainer jetzt an der Seite." Die 21-Jährige erwarte vom neuen Interimscoach, dass er "die Freude zurückbringt, die uns in den letzten Spielen gefehlt hat. Ich habe nur Gutes über ihn gehört. Wir wollen den Fußball zeigen, den wir spielen können und zwei Siege einfahren".
Und Hrubesch redet seine Spielerinnen stark: "Ich kenne den Kader zu 90 Prozent. Er ist top. Ich bin überzeugt, dass wir den Weg zu Olympia 2024 gehen können. Und: Wir können es aus eigener Kraft noch schaffen." Dass ihm seine neue Aufgabe viel Spaß bereitet "weiß jeder", sagte der 72-Jährige. Kontakt zu Martina Voss-Tecklenburg habe er nicht: "Ich konzentriere mich erstmal auf die beiden Spiele, auf nichts anderes im Moment."