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Ronnie O'Sullivan im Interview: "Viele wollen, dass ich mehr ins Snooker investiere - aber das wird nicht passieren"

Engländer spielt auch bei UK Championship "nur zum Spaß"

O'Sullivan im Interview: "Viele wollen, dass ich mehr investiere - aber das wird im Moment nicht passieren"

Immer locker bleiben: Ronnie O'Sullivan.

Immer locker bleiben: Ronnie O'Sullivan. Getty Images

Seit 1977 wird die UK Championship ausgetragen, sie ist das erste der drei sogenannten Triple-Turniere in dieser Saison. Titelverteidiger ist der Australier Neil Robertson - doch auch die lebende Snooker-Legende Ronnie O'Sullivan hat schon sieben Mal die Trophäe in die Höhe gestemmt, zuletzt im Jahr 2018. Seitdem ist er gelassener geworden.

Mister O'Sullivan, Sie haben sich 2018 für eine Art Champions League im Snooker ausgesprochen und nun gesagt, dass der Sport "ein bisschen toxischer" geworden ist. Denken Sie immer noch, dass der Snooker-Kalender eine Generalüberholung braucht?

Ronnie O'Sullivan: Das interessiert mich inzwischen nicht mehr, ich habe dazu auch keine Meinung. Ich habe vor einer Weile entschieden, dass es für mich besser ist, wenn ich mein eigenes Ding mache und Snooker nur noch zum Spaß und als Hobby spiele. Dann kann man auch nicht enttäuscht sein. Wenn jemand zu mir käme und sagen würde: 'Ronnie, so und so wollen wir es machen', würde ich dem offen gegenüberstehen, aber ich werde da nicht mehr mittendrin sein. Ich habe gerade zu viel Spaß, als dass ich das aufs Spiel setzen würde, für etwas, das sowieso nie passiert. Ich bin viel glücklicher mit diesem Weg, den ich jetzt gehe.

Sie sagen, Sie spielen Snooker nur noch aus Hobby und Spaß: Geht mit so einer Einstellung nicht ein wenig der Ehrgeiz verloren?

Vielleicht. Ja, vielleicht. Ich bin nicht da draußen und denke, "wenn das jetzt schiefgeht, war's das", weil sich bei mir alles nur um Snooker dreht. Wenn du spielst, als ob es um Leben und Tod geht, hat man wahrscheinlich eine größere Chance, mehr zu gewinnen. Aber wie gesagt, ich bin mit der derzeitigen Situation glücklicher, dafür muss man vielleicht auch den Hunger und die Gier opfern. Aber ich beschwere mich nicht. Ich bin sehr sehr zufrieden mit dem, was ich tue.

Schauen die jüngeren Spieler noch zu Ihnen auf? Fühlen Sie sich auf der Tour respektiert? 

Als Spieler ja. Ich glaube, sie lieben es, mich spielen zu sehen. Und jeder, der etwas von Snooker versteht, bewundert wahrscheinlich, was ich am Tisch mache. Vielleicht denken sie, dass ich nicht mehr mit dem Herzen dabei bin und sie würden das lieber sehen. Aber ich bin erwachsen, im Leben muss man wählen und bekommt Optionen. Viele fänden es sicher besser, wenn ich viel mehr ins Snooker investiere, aber das wird im Moment nicht passieren. Vielleicht in der Zukunft, aber so wie es jetzt ist, passt es für mich.  

Wer ist für Sie der Favorit bei der UK Championship? 

Das weiß ich nicht so recht, es sind wohl fünf bis sechs Spieler und wahrscheinlich werden die zwei oder drei Spieler, die bei den jüngsten Turnieren gut drauf waren, bei der UK Championship nicht so gut spielen. Vor ein paar Jahren hatte man zwischen den Turnieren noch kurze Pausen, sodass man zu Beginn eines jeden Turniers wieder absolut bereit war. Heutzutage ist es anders. Wenn du bei bestimmten Turnieren gut bist, die sich mit anderen überschneiden, wirst du bei denen dann nicht schon wieder in Topform sein. Ich könnte fünf oder sechs Spieler nennen, aber wahrscheinlich könnten es auch vier oder fünf andere gewinnen. Ich denke, es gibt nicht mehr solche gigantischen Lücken wie damals, als noch Stephen Hendry oder Steve Davis spielten oder John Higgins und ich diese Phase hatten, als wir vor allen anderen waren.

Wie schätzen Sie ihren ersten Gegner, den Qualifikanten Michael White, ein?

Ich konnte gar nicht glauben, dass er nicht auf der Tour ist. Vor zwei Jahren war ich bei der WM in Sheffield und er sagte mir, er sei nicht mehr dabei. Da sagte ich 'Wow'. Ich mag ihn sehr. Wenn er mich schlägt und in die nächste Runde einzieht, wäre ich nicht allzu enttäuscht. 

Die UK Championship beginnen am 23. November, das Finale steigt am Sonntag, 5. Dezember. Eurosport überträgt das Turnier sowohl im TV als auch im Stream.

aufgezeichnet von Christoph Laskowski