Bundestrainer Joachim Löw nahm im Vergleich zur 1:2-Niederlage bei Weltmeister Frankreich drei Änderungen an seiner Anfangsformation vor: Rüdiger, Havertz und Hector rückten für Hummels, Kroos und Schulz in die Startelf.
Russlands Coach Stanislav Cherchesov tauschte nach dem 2:0-Erfolg über die Türkei gleich sechsmal aus: Lunev, Nababkin, Rausch, Erokhin, Miranchuk und Ari ersetzten Guilherme, Fernandes, Kudryashov, Zobnin, Golovin und Dzyuba.
Nach einer konfusen Anfangsminute waren die Hausherren bemüht, das Spielgerät in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen und die Gäste auf Distanz zu halten. Schon nach zwei Minuten setzte sich Sané auf dem linken Flügel im Laufduell durch, seine Hereingabe konnte von der letzten russischen Linie noch abgefangen werden. Nachdem insbesondere Jikia mehrmals noch ein Körperteil in den finalen Pass der Deutschen geworfen hatte, war der Bann nach acht Zeigerumdrehungen gebrochen. Kehrer sezierte die Abwehr der Sbornaja mit einem flachen Pass, während sich Gnabry und Sané simultan lösen konnten. Der Bayern- legte für den ManCity-Angreifer quer - 1:0. Die Russen standen mehr und mehr auf wackeligen Beinen, boten gleichzeitig auch im Spiel nach vorne nur wenig an.
Die jüngste Elf des Jahres
Marco Reus, der in Turnschuhen auf der Bank saß, sah, wie die schnellen jungen Angreifer um Sané, Werner und Gnabry - immer wieder von Havertz eingesetzt - eifrig kombinierten und die Hintermannschaft des WM-Ausrichters im Minutentakt durcheinanderwirbelten. Insgesamt war die deutsche Mannschaft im Schnitt 24,46 Jahre alt, die jüngste Anfangself, die Löw 2018 aufbot. Die Gäste tauchten über Rausch (17.) und Ionov (18.) nennenswert am deutschen Sechzehner auf, ihre Abschlüsse stellten aber keine Gefahr für den Kasten von DFB-Kapitän Neuer dar. Kurzzeitig sah es so aus, als würde die Löw-Elf Chancenwucher betreiben: Der durchgestartete Werner legte unnötig quer (19.), Sané köpfte freistehend aus fünf Metern auf Keeper Lunev (23.).
Süle und Gnabry mit der Vorentscheidung
Doch wenig später fiel eine Ecke - Rüdiger verlängerte - Süle vor die Füße, der cool blieb, die Kugel lässig zum 2:0 ins Eck schob und somit zum 350. DFB-Torschützen der Länderspielgeschichte wurde (25.). Aus dem Rückraum vergab Hector (30.), für die Russen war Debütant Ari aus der zweiten Reihe harmlos (36.). Einmal machte das DFB-Team noch ernst, weil die Russen es zuließen: Süle spielte im Zentrum Havertz an, der sich problemlos drehen und für Gnabry durchstecken konnte. Mit seinem schwächeren linken Fuß vollendete der 23-Jährige im Eins-gegen-eins souverän (40.).
Sbornaja wird stärker
Mit dem Beginn des zweiten Durchgangs versuchte die Sbornaja, mit etwas mehr Dynamik wieder ins Spiel zurückzukommen. Und sie sollte auch zeitnah eine Chance bekommen: Kimmich vertändelte die Kugel vor dem eigenen Strafraum, die Russen schalteten schnell und spielten Ionov frei, der im Strafraum zwar Rüdiger fein aussteigen ließ, dann aus zwölf Metern aber kläglich verzog (48.). Bis auf Sanés mäßigen Distanzsschuss zeigten die Hausherren nach dem Seitenwechsel nicht viel von dem erfrischenden Offensivfußball, der in der ersten Hälfte Lust auf mehr gemacht hatte - die Russen standen auch deutlich stabiler. Selbiges galt für Hector, der eine Ecke, die Kimmich in Richtung eigenes Gehäuse verlängert hatte, aus der Gefahrenzone köpfte (55.).
Wechsel stören Spielverlauf - Neuer mit Problemen
Zwischen der 60. und 75. Minute sorgten beide Mannschaften mit zahlreichen, regelmäßigen Auswechslungen dafür, dass der Spielfluss gehörig zu leiden hatte. Viele Schludrigkeiten in einer Partie, die mittlerweile auf Augenhöhe, nicht aber in den tornahen Spielfelddritteln stattfand, bestimmten das Geschehen. Den russischen Ehrentreffer ermöglichte um ein Haar Neuer, der sich vor dem eigenen Sechzehner verschätzte - Gazinsky nahm die Einladung aber nicht an und drosch aus knapp 30 Metern weit drüber (83.). Ein deutsches Tor verpasste wenig später Brandt, seinen 15-Meter-Schuss lenkte ein Russe nur knapp neben den eigenen Kasten (88.).
Erstmals im Kalenderjahr 2018 gelangen dem DFB-Team drei Treffer, unter anderem mit Premieren-Toren für Sané und Süle, während Gnabry im vierten A-Länderspiel den vierten Treffer erzielte.