Für vier Nationalspieler ist der Traum von der WM 2014 in Brasilien wohl geplatzt: Goretzka, Hahn, Jansen und Meyer wurden am Mittwoch von Bundestrainer Löw gestrichen, fahren nicht mit ins Trainingslager nach Südtirol und werden die Weltmeisterschaft nur vor dem Fernseher erleben. "Spielern wie Leon Goretzka und Max Meyer gehört die Zukunft. Sie sind noch jung, haben noch viele Möglichkeiten, große Turniere zu spielen", fand Löw tröstende Worte. "Marcell hat seine Verletzung, die er sich ausgerechnet beim Länderspiel im März gegen Chile zugezogen hatte, zwar auskuriert, doch sein Fitnesszustand ist noch immer nicht ganz optimal. Er hatte seitdem wenige Einsätze und dadurch keinen Spielrhythmus."
Die vierte Streichkandidat war Hahn, für den überraschend Kramer ins Aufgebot rückte. "Das hat nichts mit der Leistung von André Hahn zu tun, wir waren sehr zufrieden damit, wie er sich präsentiert hat", so Löw, "die Gründe sind rein positionsbezogen. Im zentralen Mittelfeld haben wir einige Spieler, die zuletzt ein wenig angeschlagen waren oder längere Pausen hinter sich haben. Wir wollen deswegen eine weitere Option mit ins Trainingslager nehmen, um für alle Fälle vorbereitet zu sein. Und Christoph Kramer hat in Training und Spiel einen hervorragenden Eindruck hinterlassen."
Kramer fällt auf
Beim Test gegen Polen (0:0) debütierte Kramer im defensiven Mittelfeld und spielte über die kompletten 90 Minuten. "Der Auftritt dieser jungen Mannschaft hat mir insgesamt sehr gut gefallen, das Spiel hat mir viele positive Aufschlüsse gegeben", sagt Löw, dem der 23-jährige Gladbacher offensichtlich besonders positiv aufgefallen ist.
Der gebürtige Solinger startete in der abgelaufenen Bundesligasaison bei den Fohlen so richtig durch: In 33 Ligaspielen schoss der 1,89 Meter große Mittelfeldmann drei Tore, gab eine Vorlage und kommt auf einen kicker-Notenschnitt von 3,27.
Große Konkurrenz
Ob es Kramer bis zur WM nach Brasilien schafft, ist hingegen noch offen. Erst am 2. Juni muss Löw seinen 23er-Kader festlegen und wird bis dahin genau beobachten, wie gut seine zentralen Mittelfeldspieler ihren Rückstand aufholen. Für diese Position stehen dem Bundestrainer mit Schweinsteiger, Khedira, Kroos, Lahm und Lars Bender eigentlich einige Alternativen zur Verfügung. Lahm wird aber wohl als Rechtsverteidiger benötigt, Khedira (nach Kreuzbandriss) und Bender (Oberschenkelverletzung) sind noch angeschlagen. Die Zeit läuft.