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Nachwuchsfußball - Nach der Aufregung in Bayern: Das Drei-gegen-drei ohne Torwart soll im ganzen Land kommen!

Exklusiv: DFB plant "zentrale Kampagne" für den Kinderfußball - Umsetzung ab Juli gewünscht

Nach der Aufregung in Bayern: Das Drei-gegen-drei ohne Torwart soll im ganzen Land kommen!

Im Drei-gegen-drei kann sich keiner verstecken - die Individualität soll gefördert werden.

Im Drei-gegen-drei kann sich keiner verstecken - die Individualität soll gefördert werden. imago

"Wir befassen uns mit der Thematik seit zwei Jahren", sagt Dr. Hans-Dieter Drewitz, der DFB-Vizepräsident Jugend. Seit August 2018 leitet er zusammen mit DFB-Sportlehrer Markus Hirte eine Kleinfeld-AG, in der auch Vertreter der Landesverbände sitzen. Die Ergebnisse wurden in der vergangenen Woche im DFB-Jugendbeirat vorgestellt und befürwortet. Heraus kam: "Wir wollen eine zentrale Kampagne fürs neue Spieljahr."

Die Richtlinien, die der Bayerische Fußballverband in einer umstrittenen E-Mail an seine Vereine rausgegeben hat, sind im Wesentlichen auch die, die der DFB nun in ganz Deutschland einführen möchte. "Wir wollen kleinere Mannschaftsgrößen bei unseren jüngsten Fußballern, damit die Kinder mehr Ballkontakte haben und ihre Individualität gefördert wird", sagt Drewitz. Konkret spricht er von einem Zwei-gegen-zwei oder Drei-gegen-drei auf vier Minitore ohne Keeper in der G-Jugend (U6/U7), einem Drei-gegen-drei oder maximal Vier-gegen-vier ohne Keeper in der F-Jugend (U8/U9) und einem Fünf-gegen-fünf bis zu Sieben-gegen-Sieben mit festem Keeper in der E-Jugend (U10/U11), da diese Altersklasse die letzte unterhalb der - wie es beim DFB heißt - "Leistungsklasse" der D-Jugend (U12/U13) ist. Dort wird wie bisher im Neun-gegen-neun mit Torwart gespielt. Diese neuen Empfehlungen des Jugendausschusses werden als Anhang in die DFB-Jugendordnung für den Kleinfeldfußball aufgenommen und sollen den Landesverbänden dazu dienen, sie schrittweise umzusetzen - ab Juli 2019.

Es wird keine Zwangsjacke geben. Wenn ein Fußballkreis weiter Sieben-gegen-sieben spielt, wird keine Polizei kommen und kein Spiel abgebrochen.

Dr. Hans-Dieter Drewitz, DFB-Vizepräsident Jugend

Von oben anordnen kann der DFB das alles nicht. Drewitz, zugleich Präsident des Regionalverbandes sowie des Landesverbandes Südwest, betont: "Der Kinderfußball liegt in der Hand der Landesverbände und der Vereine." Die Umsetzung müssen also die übernehmen. In Richtung der Klubs stellt der Funktionär klar: "Es wird keine Zwangsjacke geben. Wir wollen mit unserem Modell in die Vereine gehen und sie davon überzeugen. Wenn ein Fußballkreis weiter Sieben-gegen-sieben spielt, wird keine Polizei kommen und kein Spiel abgebrochen. Gestaltungsräume für die Vereine werden bleiben."
Klar ist aber auch, dass sowohl der DFB als auch die Landesverbände alles unternehmen werden, damit ihr neues Konzept nicht nur graue Theorie bleibt.

"Alle müssen eingebunden werden"

Hintergrund der ganzen Geschichte ist der Wunsch, dass bei den Kids das Dribbling in den Vordergrund gerückt wird und dass die Kinder in einem Spiel mehr Aktionen haben - alle, nicht nur die leistungsstarken. Drewitz wird energisch, wenn er erklärt: "Wir müssen verhindern, dass zu viele Kinder während eines Spiels außen vor bleiben. Alle sollen eingebunden werden. Wenn Kinder ausgegrenzt werden, weil sie den Ball nicht bekommen, hören sie nach dem Kinderfußball frustriert auf. Im Zwei-gegen-zwei oder im Drei-gegen-drei kann sich keiner verstecken, alle machen mit und entwickeln Spaß. Niemand wird vorzeitig ausgeschlossen. Darum geht es."

Im Training brauche ich die Tore nicht: Da reichen bei den Kleinen auch mal Hütchen, Stangen oder Leibchen...

Dr. Hans-Dieter Drewitz, DFB-Vizepräsident Jugend

Die Bayern waren mit ihrem Konzept "vorgeprescht", gibt Drewitz zu, "aber das ist kein Problem". Denn: "Sie wollen etwas voranbringen - und das wollen wir beim DFB auch." Viele Vereine hatten sich in der ersten Reaktion über das neue Konzept beschwert, vor allem auch deshalb, weil die neue Spielform die Anschaffung neuer Minitore nötig macht. "Hier braucht es Gemeinschaftsprojekte", sagt Drewitz mit Blick auf die finanzielle Komponente, "man kann sich ja mit mehreren Vereinen die Kosten teilen und gemeinsam Sportfeste ausrichten. Und im Training brauche ich die Tore nicht: Da reichen bei den Kleinen auch mal Hütchen, Stangen oder Leibchen..."

Der Torwart ist mehr ein "Torspieler"

Den Verzicht auf einen festen Torwart bis zur E-Jugend hält er für vertretbar: "Natürlich müssen wir weiter Torhüter rausbringen. Aber heute geht der erste Angriff vom Torwart aus, er ist mehr ein Torspieler. Daher ist es wichtig, dass auch er erst mal lernt, Fußball zu spielen. Bei Bambini zeichnet sich noch gar nicht ab, wer Torwart wird. Den Ball zu fangen kann man ja trotzdem auch ins Training einbauen." Hier freilich schlägt er vor, sich auch über den 1. Juli hinaus Gedanken über eine bessere Förderung zu machen.

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Bernd Salamon, Patrick Kleinmann