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Barça: Stillt das nächste Dreigestirn die CL-Sehnsucht?

Erfolgsrezept dreifache Extraklasse - Messi fast immer dabei

Barça: Stillt das nächste Dreigestirn die CL-Sehnsucht?

Trios satt: Antoine Griezmann (re.) soll Neymars gewissermaßen verwaisten Platz im Barça-Sturm einnehmen.

Trios satt: Antoine Griezmann (re.) soll Neymars gewissermaßen verwaisten Platz im Barça-Sturm einnehmen. Getty Images (3)

Barça verpflichtet und verpflichtet und verpflichtet. Für die eigentlich immer prunkvoll besetzte Offensive, für das ganz große Geld. Nach Ousmane Dembélé und Philippe Coutinho knackte auch Weltmeister Griezmann binnen weniger Transferperioden die 100-Millionen-Marke - selbst Neymar, der wohl ein weiteres Mal sogar die 200-Millionen-Marke sprengen würde, wird nach wie vor mit einer Rückkehr zum amtierenden spanischen Meister in Verbindung gebracht.

Dembélé und Coutinho gescheitert

Wo sich manch skeptischer Fußballfan nochmals die Statuten des Financial Fairplay durchliest, versucht der FCB augenscheinlich nur, sein bewährtes Erfolgskonzept erfolgreich aufzuwärmen. Was weder Coutinho noch Dembélé bisher gelingen wollte, soll nun die Aufgabe des "schamlosen" Griezmann werden: Neben Lionel Messi und Luis Suarez die dritte Extraklasse-Komponente im katalanischen Angriff bilden. Denn mit einem (hoch)qualitativ ausgewogenen "Dreizack" fuhr die Blaugrana in den vergangenen Jahrzehnten am besten: ein Rückblick.

1992 feierte Barça unter seinem spielerischen Gründervater Johan Cruyff den ersten Henkelpott der Vereinsgeschichte, damals noch den Europapokal der Landesmeister. Eckpfeiler der damaligen Offensive waren der dänische Spielmacher Michael Laudrup und Bulgariens fulminanter Außenstürmer Hristo Stoichkov. Ein Jahr später kam Brasiliens Ausnahme-Angreifer Romario (von der PSV Eindhoven) hinzu, der die "Dream Team"-Ära verlängerte und fast im Alleingang die vierte Meisterschaft in Serie besorgte. Das CL-Finale 1994 (0:4 gegen AC Mailand) verpatzte der Favorit allerdings aufgrund fehlender Demut - "ich sagte ihnen, dass wir nicht verlieren können", gab Cruyff hinterher zu. Dann zerstritt er sich mit Laudrup, der zu Real Madrid wechselte; Romario und Stoichkov verloren nach grandiosen Auftritten bei der WM 1994 ihren Fokus.

Das "Dream Team" des FC Barcelona: Michael Laudrup (stehend, 3.v.r), Hristo Stoichkov (stehend, 2.v.r.) und Pep Guardiola (kniend, 3.v.r.).

Der FC Barcelona 1992: Michael Laudrup (stehend, 3.v.r), Hristo Stoichkov (stehend, 2.v.r.) - und Pep Guardiola (kniend, 3.v.r.). imago images

Als Weltfußballer Ronaldo die Blaugrana nach zwei "Seuchenjahren" 1996/97 zu drei Titeln schoss, sie aber direkt wieder verließ, kam Landsmann Rivaldo von Deportivo La Coruna als Ersatz. Währenddessen reifte der portugiesische Flügelmagier Luis Figo mehr und mehr zum Weltklassespieler, 1998 holte und formte Trainer Louis van Gaal mit dem holländischen Sturmjuwel Patrick Kluivert den dritten offensiven Star. Weil van Gaal aber immer wieder mit Rivaldo aneinandergeriet, Figo nach Madrid wechselte und die Königlichen, aber auch "Depor" und der FC Valencia in diesen Jahren einen harten Kampf um die spanische Meisterschaft ausfochten, blieb es bei zwei Meisterschaften, einem UEFA-Cup- und einem CL-Halbfinale für das Barça um die Jahrtausendwende.

Messi unter den Fittichen von Ronaldinho

Wieder war es mit Frank Rijkaard ein Trainer aus den Niederlanden, der den FCB nach eher durchwachsenen Spielzeiten an die Spitze des spanischen Fußballs zurückführte. Ronaldinho und Samuel Eto'o überragten bei den Meisterschaften 2005 und 2006 wie auch beim CL-Titel 2006, immer wieder vom aufstrebenden Hoffnungsträger Lionel Messi unterstützt. Als der feierfreudige Brasilianer spürbar nachließ, übernahm allmählich der Argentinier - bis heute - die tragende Rolle.

2008, die letzten beiden Meisterschaften gingen an Real, sortierte Neu-Coach Pep Guardiola Ronaldinho endgültig aus - Thierry Henry nahm die Position auf der linken Seite ein. Eto'o und Messi komplettierten das Trident in der Mitte und rechts, in Guardiolas einmaliger Debüt-Saison resultierte das souverän eingefahrene Triple aus Meisterschaft, Pokal und Henkelpott. Barças Traum-Trio war in dieser Zusammensetzung jedoch nur von kurzer Dauer: Eto'o kam mit Guardiola nicht zurecht (Wechsel zu Inter), Henry langsam aber spürbar ins höhere Alter.

Die Ära Guardiola sollte zur herausragenden der Vereinsgeschichte werden. Der katalanische Fußballlehrer stellte den Angriff vor Sergio Busquets, Xavi und Andres Iniesta neu auf, Weltmeister-Knipser David Villa und Eigengewächs Pedro brillierten 2010/11 an der Seite von Messi. Die dritte Meisterschaft hintereinander schien nur Formsache zu sein, ebenso der erneute Triumph in der Champions League.

"MSN" und die nächste besondere Debüt-Saison

Es folgten Guardiolas Abgang 2012 und eine kleine Durststrecke, während Brasiliens aufkommender Heilsbringer Neymar 2013 vom FC Santos nach Barcelona wechselte - im Herbst 2014 gesellte sich Golden-Shoe-Gewinner Luis Suarez vom FC Liverpool hinzu. Die Südamerika-Connection harmonierte prächtig mit Mittelpunkt Messi, das zweite Triple nach 2009 konnte schon 2014/15 ausgiebig gefeiert werden. Das nationale Double verteidigte Barça in der Folgesaison, ansonsten gingen Liga wie auch die CL-Titel bis zu Neymars Abgang 2017 jeweils in die Trophäenvitrine Real Madrids.

Triple-Sieger 2015: Luis Suarez, Lionel Messi und Neymar (v.l.n.r.).

Triple-Sieger 2015: Luis Suarez, Lionel Messi und Neymar (v.l.n.r.). Getty Images

Nachdem Neymars fußballerische Präsenz bislang weder von Dembélé noch von Coutinho adaquät vergessen gemacht werden konnte und sowohl 2018 (0:3 nach 4:1 gegen AS Rom) als auch 2019 (0:4 nach 3:0 gegen Liverpool) peinliche Ausscheiden in der Königsklasse für große Unzufriedenheit sorgten, ist es nun an Griezmann, endlich wieder einen "würdigen" Dreizack zu komplettieren - und im Idealfall die Champions League zu gewinnen.

Anführer der "1b-Elf"? Wo spielt Griezmann?

Einzig die Position des Weltmeisters ist noch nicht abschließend geklärt. Während Messi seine freie Rolle nach wie vor größtenteils auf der rechten Seite interpretieren wird und Suarez der gesetzte Zentrumsstürmer bleibt, könnte Linksfuß Griezmann in der Regel über links kommen. Da Messi und Suarez (jeweils 32) gerade in der Liga aber hin und wieder pausieren könnten, soll der flexible Franzose (28) in diesen Fällen wohl auch die zuletzt nur mäßig performende "1b-Elf" verstärken - dann auch im Zentrum.

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