Int. Fußball

"Wie das gewertet wird, das ist mir herzlich egal"

Völler will nach EM und Rom jetzt durchatmen

"Wie das gewertet wird, das ist mir herzlich egal"

Sein Entschluss steht fest: Rudi Völler sagt "addio" beim AS Rom.

Sein Entschluss steht fest: Rudi Völler sagt "addio" beim AS Rom. Kicker

Herr Völler, der Rücktritt nach nur 26 Tagen als Trainer der Roma - Eingeständnis eines Fehlers?

Rudi Völler: Nein. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass nicht alle in dem Sinne mitziehen, in dem ich hier arbeiten will, dann hat es keinen Sinn mehr.

Aber nach so kurzer Zeit das Handtuch werfen? Nach dem Rücktritt als Teamchef im Juli kann dies als nächste Flucht gewertet werden.

Völler: Wie das gewertet wird, ist mir herzlich egal. Das ist ja auch kein Argument. Ob etwas vier Jahre dauert oder vier Wochen, da mache ich keine Unterschiede, wenn die Linie nicht stimmt.

Woran haperte es? Haben Sie die Situation unterschätzt?

Völler: Ich wusste, dass es schwierig wird. Unterschätzt habe ich sicherlich, dass es innerhalb der Mannschaft nicht so stimmt. Das habe ich nicht gedacht.

Die Klubbosse haben Ihnen angeboten, Spieler auszusortieren. Warum haben Sie dies nicht angenommen und so Zeichen gesetzt?

Völler: Ich hatte ja Cassano schon heimgeschickt, ihm für drei Tage freigegeben. Die Aktion kam gut an, letztlich auch beim Spieler, mit dem ich zuletzt ein sehr gutes Verhältnis hatte. Nein, ich habe versucht, Zug reinzubringen, Disziplin. Aber ich bin nicht der typische Deutsche, der kommt und ein paar Leute rauswirft. Ich bin ein Mann des Dialogs, ich will überzeugen. Ein paar Leute rauszuschmeißen, das wäre kein Allheilmittel gewesen. Und wenn ich dann sehe, dass ich die Disziplin nicht reinkriege, dann ist halt Schluss.

Hat das "Denkmal Völler" nun, wie der "sport-informations-dienst" schreibt, Risse?

Völler: Mit dieser Kritik kann ich leben. Aber ich kann das nicht berücksichtigen, ich kann nur meiner Linie treu bleiben.

Wie lief die Trennung ab?

Völler: Sehr harmonisch. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie nun in der Pflicht steht, ich ihr mit diesem Schritt am besten helfen kann. Die Lage ist ja nicht dramatisch.

Nehmen Sie sich nun die Auszeit, die Sie sich nach der EURO nehmen wollten?

Völler: Ja, auf jeden Fall. Jetzt werde ich erst mal durchatmen. Es war eine sehr, sehr schwere Entscheidung, hinter der ich aber zu hundert Prozent stehe.

Interview: Frank Lußem