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Ein Italien zum Verlieben - Bertolinis Viertelfinal-Geschenke inklusive "Weinprobe"

Italien verzückt die Heimat mit historischem Erfolg

Ein Italien zum Verlieben - Bertolinis Viertelfinal-Geschenke inklusive "Weinprobe"

Stille Genießerin: Italiens Trainerin Milena Bertolini lässt sich den Sieg gegen China samt Viertelfinaleinzug im wahrsten Sinne des Wortes schmecken.

Stille Genießerin: Italiens Trainerin Milena Bertolini lässt sich den Sieg gegen China samt Viertelfinaleinzug im wahrsten Sinne des Wortes schmecken. Getty Images

Ihre Geburtstagspräsente kamen mit etwas Verspätung, aber genau zur rechten Zeit: Italiens Trainerin Milena Bertolini sah sich einen Tag nach ihrem 53. Geburtstag gleich doppelt beschenkt, als Valentina Giacinti (15.) und Aurora Galli (49.) die aufbegehrenden Chinesinnen zu wichtigen Zeitpunkten ins Mark trafen. Trotz wenig schmeichelhafter Statistiken für die Squadra Azzurra (weniger Torschüsse und Pässe, nur 37 Prozent Ballbesitz, 0:9 Ecken) durfte Bertolini deshalb als Sieger-Trainerin vor die Presse treten - und zwar mit dem Wissen, mit dem erstmaligen Einzug in die zweite K.-o.-Runde eines WM-Turniers gemeinsam mit ihrer Elf Geschichte geschrieben zu haben.

Erinnerungen an bessere Tage der Männer-Auswahl

Bei "Rai Sport" gab Bertolini unumwunden zu, gegen China nicht das beste Spiel ihres Teams gesehen zu haben. Am Ende zähle aber nur das "unglaubliche Resultat" gegen den starken Gegner: "Das war ein schwieriges Match und wir haben vielleicht nicht gut gespielt, doch wir waren eben abgebrüht und haben das wichtige Ergebnis nach Hause gebracht." Im Fußball gebe es viele Aspekte - "und eine solide, sichere Defensive ist einer davon. Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt, die Mädels haben alles gegeben."

Tatsächlich verwalteten die Italienerinnen den 2:0-Vorsprung am Ende souverän und erinnerten dabei an bessere Tage ihrer männlichen Kollegen, die der Fußballwelt einst vor allem dank ihrer Abwehrriegel das Fürchten lehrten und die stolze Fußballnation Italien regelmäßig mit Erfolgen verzückten - unter anderem bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland um den späteren Weltfußballer Fabio Cannavaro. In jüngerer Vergangenheit enttäuschten die männlichen Fußballer die Fußballfans in Italien jedoch immer wieder, der verpassten WM 2018 folgte nun das Vorrunden-Aus bei der U-21-Europameisterschaft.

Ich bin glücklich, dass sich die Italiener in dieses Frauen-Team verlieben.

Italiens Trainerin Milena Bertolini über die WM-Begeisterung in der Heimat

In dieser Gemengelage schickt sich die Frauen-Auswahl mit dem nächsten Coup ihrer ersten WM-Teilnahme nach 20 Jahren an, ein neues Feld für die ungebrochene Fußballbegeisterung im Land zu erschließen. Auch Bertolini, die in ihrer Startelf dieses Mal unter anderem auf fünf Spielerinnen von Juventus Turin und drei von Milan vertraute, weiß um das große Interesse und den hohen Zuspruch in der Heimat: "Ich bin glücklich, dass sich die Italiener in dieses Frauen-Team verlieben." Der Blick geht dabei schon wieder nach vorne: "Wir brauchen deren Unterstützung, da das Turnier immer schwieriger und die Messlatte erhöht wird."

Milena Bertolini

Schon jetzt eine Erfolgstrainerin - und offensichtlich nicht nur gefeiert im teaminternen Kreis: Milena Bertolini. Getty Images

Vor der Fokussierung auf das anstehende Viertelfinale gegen die Niederlande am Samstag (15 Uhr, LIVE! bei kicker.de) erlaubte sich Bertolini dann aber noch ein kurzes Schwelgen, das sowohl ihrem vorausgegangenen Geburtstag als auch der Bedeutung des Sieges für das zuletzt so gebeutelte Fußballland Italien gerecht wurde: "Das ist ein Geschenk für mich - und eines für uns alle." Diesen Satz lebte die Trainerin außerhalb des Stadions dann auch noch aus: Denn während sie im Stade de la Mosson zu Montpellier noch von ihrem Stab auf Händen getragen und in die Lüfte geworfen worden war, gesellte sie sich im Anschluss draußen vor den Toren zu den wartenden, gut gelaunten Tifosi - und genoss sichtlich gut gelaunt den mitgebrachten Weißwein.

jum/mag