DFB-Pokal

Protest gegen Klubführung: TeBe-Fans gehen fremd

Anhänger des Traditionsklubs bieten sich anderen Vereinen an

Protest gegen Klubführung: TeBe-Fans gehen fremd

TeBe-Fans auf Abwegen: Berliner Anhänger zu Gast bei Roter Stern Leipzig.

TeBe-Fans auf Abwegen: Berliner Anhänger zu Gast bei Roter Stern Leipzig. picture alliance

"Kleine engagierte Fan-Szene sucht vorübergehend Verein, der für eine demokratische Kultur und gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie steht", hieß es kürzlich in einer Kleinanzeige, die TeBe-Anhänger in der "Berliner Fußballwoche" geschaltet hatten. Die Aktion, die unter anderem Fan-Sprecher Christian Rudolph ins Leben gerufen hatte, sorgte und sorgt bundesweit für positive Resonanz. Die Folge: Der "Caravan of Love" wurde gestartet, an jedem Wochenende unterstützen die Abtrünnigen andere Klubs in der Bundesrepublik und gehen der eigenen großen Liebe fremd.

Bundesweite Aufmerksamkeit

"Wir sind froh, dass wir weiter mit dem, was uns im Fußball wichtig ist, wahrgenommen werden", erklärt Rudolph die sowohl provokante als auch originelle Aktion. Nächster Nutznießer der "Fan-Söldner": Arminia Hannover. Eine Woche später ist der Tross zu Gast bei der SG Holdorf in Niedersachsen.

Tennis Borussia Berlin - Vereinsdaten
Tennis Borussia Berlin

Gründungsdatum

09.04.1902

Vereinsfarben

Lila-Weiß

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Doch was ist eigentlich der Grund dieses Zwists zwischen Klub und Fans? Die Fronten sind seit Monaten verhärtet. Klubboss Jens Redlich, Geschäftsführer einer Fitnesskette, will den Traditionsklub aus Charlottenburg mit Investitionen nach oben hieven und mit einer Finanzspritze von 2,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren dauerhaft in der Regionalliga etablieren. Mit diesem Weg können sich große Teile der Fans nicht wirklich identifizieren. Anstelle von unbedingtem Erfolg ist man bei den TeBe-Anhängern stolz auf Auszeichnungen für Projekte gegen Homophobie und möchte lieber eine demokratische Klubkultur.

Die Lage bleibt so, wenn keine Vernunft auf der Gegenseite einkehrt.

Klubboss Jens Redlich sieht die Schuld bei den Fans

"Die Lage bleibt so, wenn keine Vernunft auf der Gegenseite einkehrt", sieht Redlich die Schuld bei den Fans. Die Klubführung stehe durchaus für eine Fankultur, "doch hier wollen die Anhänger Einfluss auf das operative Geschäft nehmen", so der Vorstandsvorsitzende. Einfluss auf das operative Geschäft hatte sich der 38-Jährige in den vergangenen Jahren allerdings selbst massiv erarbeitet: 2016 zunächst als Sponsor eingestiegen, verhinderte er 2017 als Vorstandsvorsitzender eine mögliche Insolvenz. Durch die Finanzspritzen steigerte er sukzessive seinen Einfluss und bekam jüngst einen Aufsichtsrat, der ihm positiv gewogen war - dank gehörigen Nachdruckes.

Zu der entsprechenden Mitgliederversammlung erschienen zahlreiche den langjährigen Mitgliedern unbekannte Personen, die sich für die Interessen Redlichs aussprachen. Schnell machte der Vorwurf die Runde, Redlich habe sich Stimmvolk besorgt. Die Lage eskalierte, die Polizei musste anrücken. Im "Tagesspiegel" äußerte sich ein langjähriger Fan, dass zur Versammlung "etwa doppelt so viele Mitglieder wie sonst" gekommen seien. "Viele unbekannte Gesichter, viele Bulgaren, die meinten, dass ihr Boss sie geschickt habe." Redlich selbst äußerte sich nur vage hierzu - schließlich müsse man, vermeldete "rbb24", eben "auf Akquise" gehen, wenn der Verein vergrößert werden solle.

Mit ein bisschen Wehmut auf fremden Plätzen

Die Mitgliederversammlung sowie diverse Einschränkungen seitens Redlich - mit Verweis auf einen Formfehler wollte der Klubboss das Hissen einer Regenbogenflagge mit TeBe-Wappen verhindern - haben dementsprechend zum Bruch der Fans mit dem Verein geführt. Diese tingeln nun quer durch Deutschland und bieten ihre "Dienste" gleichgesinnten Klubs an. Trotz aller Freude über diese dauerhafte Auswärtsfahrt - es sei nicht immer leicht, räumt Rudolph ein. "Es macht ja Spaß, andere Teams zu supporten. Aber nach dem Spiel fahre ich oft nach Hause und denke, jetzt wäre ich lieber im Mommsenstadion."

kög/sid